Österreich

ÖVP befürchtet Abriss des Dusika-Stadions

Eine Aussage in der Stadtentwicklungskommission lässt bei den Türkisen die Alarmglocken schrillen. Die Stadt beruhigt, es gebe keine Abrisspläne.

Heute Redaktion
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Das Dusika-Stadion in der Engerthstraße 267-269 (Leopoldstadt) ist Österreichs einzige Bahnrad-Sportanlage und beherbergt zugleich die einzige Indoor-Leichtathletikanlage des Landes. Die Sportstätte mit einem Fassungsvermögen von bis zu 5.500 Zusehern wird vor allem für die Sportarten Rad, Leichtathletik und Turnen genutzt.

Fällt Stadion dem Wohnbau zum Opfer?

Das könnte nun aber bald Geschichte sein, befürchtet die Wiener ÖVP. Grund zur Sorge gibt den Stadt-Türkisen eine Aussage, die vergangene Woche in der Sitzung der Wiener Stadtentwicklungskommission gefallen sein soll. Demnach plane die MA21b das Stadion zur "Potenzialfläche" zu machen. Gemeint sind damit Grundstücke, die für zukünftige Neunutzungen, etwa für die Freiraumversorgung aber auch für Wohn- oder Mischbebauung verwendet werden können. Die ÖVP befürchtet den Abriss des Stadions und geht dagegen auf die Barrikaden.

"Ein Schleifen des Stadions ohne adäquaten Ersatz kommt nicht in Frage", macht VP-Stadtrat Markus Wölbitsch klar. Bereits seit längerem fordert er von der Stadt Wien ein zukunftsträchtiges Sportstättenkonzept. "Sport ist in Wien ganz klar ein Stiefkind, damit muss endlich Schluss sein. Im Moment wird in Wien mehr daran gedacht, wie man Sportstätten verbaut, als wie und wo die Stadt wieder welche errichtet werden", ärgert sich Wölbitsch.

Stadt versichert: "Keine konkreten Pläne"

Bei der Stadt versucht man zu beruhigen: "In der Sitzung wurde besprochen das Gebiet um die Engerthstraße zu prüfen und ein Leitbild zu erstellen. Dabei geht es um eine Aktualisierung des Leitbilds von 2003 für die Weiterentwicklung der ‚Waterfront U2-Achse'. Diese wurde von der Stadtentwicklungskommission zur Kenntnis genommen. Das Dusika-Stadion ist, wie schon 2003, Teil dieser Betrachtungen, so wie andere Objekte in diesem Areal auch. Konkrete Pläne gibt es aber keine".

Zudem seien Sportstätten in Wien auch streng geschützt. Nach dem Wiener Sportstättenschutzgesetz, dürften Stadien oder andere Sportstätten ohne adäquaten Ersatz gar geschliffen werden.



Eine andere, denkbare Variante wäre aber, dass das Dusika-Stadion durch ein neues ersetzt werden könnte. Anfang November hatte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) angekündigt, das Wien eine neue Multifunktionshalle mit bis zu 20.000 Besucher bekommen soll. Dafür würden acht Standorte in Wien geprüft. Ob auch das Gebiet beim Dusika-Stadion dazu gehört, ist offen, bestätigt wird das seitens der Stadt nicht.

ÖVP will heute Basis für Spitzensport für morgen legen

Im Herbst starteten die Stadt-Türkisen ihre "SOKO Sport Wien". Seitdem ist Wölbitsch in Wien unterwegs, besucht Sportstätten und spricht mit den Betreibern und Nutzern. Zusätzlich hat die ÖVP eine Webseite ins Leben gerufen, auf der die Wiener ihre Wünsche, Sorgen und Beschwerden posten können. "Die Rücklaufquote war sehr gut. Wir merken, dass Sport ein Thema ist, das die Menschen bewegt. Uns haben auch viele Beschwerden und Schilderungen von Missständen erreicht", so Wölbitsch.

Dazu zählt auch das Dusika-Stadion: "Hier werden Sportarten zusammengepfercht, die nicht zusammenpassen. Auf der Radbahn ziehen Radsportler mit 50 km/h an turnenden Kindern vorbei, Sprinter stolpern über die Aufbauten der Turner. Das ist einer Sportstadt unwürdig", ist Wölbitsch verärgert.

Sonderlandtag zum Thema Sport

Mit einem Sonderlandtag will die ÖVP nun auf diese Sport-Misere hinweisen. Heute, Donnerstag fordert die ÖVP mit gleich mehreren Beschlussanträgen eine Neuausrichtung der Wiener Sportpolitik. Dazu zählen etwa der Neubau von Sportstätten, die fit für internationale Wettbewerbe sind. "Das betrifft Schwimmen genauso wie Leichtathletik aber auch den Rudersport", so Wölbitsch.

VP-Stadtrat Markus Wölbitsch besuchte im Rahmen der "SOKO Sport Wien" mit Sportunion Wien-Präsidentin Dagmar Schmidt auch das Dusika-Stadion:

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(Bild: ÖVP Wien)

Als Vorbild nennt er etwa das neue Sportbad Auster in Graz, das er vor wenigen Wochen selbst besuchte. "Hier ist eine Sportstätte mit modernster Infrastruktur entstanden, die den Sportler den Rahmen bietet, den sie brauchen. Der Bau ist komplett im Zeit- und Kostenrahmen entstanden, das alleine wäre für Wien schon eine Sensation", merkt Wölbitsch an.

Infrastruktur für Breitensport öffnen

Von Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) fordert die ÖVP mehr als nur Lippenbekenntnisse: "In Wien gibt es derzeit, wenn auch vorerst noch gedanklich, drei große Projekte, bei denen der Vereins- und Breitensport wieder eine große Rolle spielen muss", fordert Wölbitsch.

So müsse bei der angekündigten neuen Mehrzweckhalle (der Standort soll im Jänner bekanntgegeben werden, Anm.) von Beginn an eine Nutzung für den Breiten- und Vereinssport mitgeplant werden. Für die Wiener Stadthalle brauche es ein sinnvolles Nachnutzungskonzept. Zudem will die ÖVP das Ernst-Happel-Stadion (Leopoldstadt) für eine Mehrfachnutzung öffnen. "Bei nur 12 Länderspielen pro Jahr muss es möglich sein, dass auch andere Sportarten das Stadion nutzen können", unterstreicht Wölbitsch.

"Es ist klar, dass es keinen großen neuen Geldregen geben wird. Aber wenn Sportstätten von Beginn an mit Hirn und Vernunft geplant, Best-Practice-Beispiele berücksichtigt und Sportler und Verbände einbezogen werden, muss es dennoch möglich sein, eine Sport-Infrastruktur zu schaffen, die der Weltstadt Wien würdig ist", so Wölbitsch.