Politik

ÖVP-EU-Abgeordnete mit rassistischem Afrika-Text

Ein extrem kontroverses Facebook-Posting der ÖVP-EU-Abgeordneten Claudia Schmidt sorgt momentan für einen wahren "Shitstorm" im Netz.

Heute Redaktion
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Nach höchst kontroversen Aussagen über den afrikanischen Kontinent und all seine Bewohner fordern die Neos den Rücktritt der ÖVP-EU-Abgeordneten Claudia Schmidt.
Nach höchst kontroversen Aussagen über den afrikanischen Kontinent und all seine Bewohner fordern die Neos den Rücktritt der ÖVP-EU-Abgeordneten Claudia Schmidt.
Bild: Screenshot Facebook

"si tacuisses, philosophus mansisses": Dieses lateinische Zitat, das sinngemäß übersetzt etwa so viel bedeutet wie "Hättest du geschwiegen, dann hätte man dich weiterhin für einen Philosophen gehalten" dürfte der ÖVP-EU-Mandatarin Claudia Schmidt in den nächsten Tagen wohl noch öfters durch den Kopf gehen dürfen, nachdem sie in einem langen Facebook Posting den Kontinent Afrika und all seine Bewohner pauschal der Faulheit, der Kulturlosigkeit und der Gewaltaffinität bezichtigt hatte.

Schmidt: Afrika produziert "nichts als Leid, Verfolgung und Unterdrückung"

Die Vorwürfe, die die EU-Abgeordnete in ihrem Posting völlig undifferenziert dem gesamten afrikanischen Kontinent und all seinen Bewohnern unterstellt, sind absolut schwerwiegend. Laut der EU-Mandatarin sei es nämlich "kindlich naiv zu glauben, dass ausgerechnet diejenigen Menschen, deren Kulturen nichts anderes produzieren als Leid, Verfolgung, Unterdrückung und Perspektivenlosigkeit einen positiven Beitrag für Europa leisten können", außerdem würden die "Afrikaner" nicht "wie wir Europäer denken und arbeiten" wollen, sondern würden nur die Vorzüge unseres Sozialsystem ausnutzen wollen.

Kolonisierung für Schmidt kein Rechtsfertigungsgrund

Die wilden historischen Theorien der EU-Abgeordneten befassen sich auch mit der Geschichte des afrikanischen und europäischen Kontinents. Die Kolonisierung Afrikas bezeichnete sie beispielsweise als "tragisches Ereignis", dass jedoch nicht erklären könne, warum der Kontinent bis heute mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hätte. "Damals war die Welt generell ein rauer Platz zum Leben. Man muss sich nur in Erinnerung rufen, was wir uns in Europa im 20. Jahrhundert selbst alles angetan haben. Getoppt noch von dem, was Stalin in der Sowjetunion und Mao in China an Leid angerichtet haben", relativiert die Politikerin die flächentechnisch größte und längst andauernde militärische Fremdherrschaft der menschlichen Geschichte durch eine extrakontinentale Macht, die ungezählte Tote forderte und in der 12 Millionen Afrikanern als Sklaven alleine auf die beiden amerikanischen Kontinente verschifft wurden.

Neos sind empört und fordern Rücktritt von Schmidt

In den sozialen Netzwerken traten die Aussagen von Schmidt einen wahren Shit-Storm auch unter den eigenen Facebook-Followern los. So schrieb beispielsweise die Userin Patricia Muma spöttisch: "Frau Abgeordnete, Ihre weisen Wort haben gefehlt, bevor Europa und die USA den afrikanischen Kontinent und seine Menschen bis aufs Blut ausgebeutet haben."

Die Neos sind von den Aussagen der EU-Mandatarin, nach eigener Aussage, vollkommen entsetzt gewesen. Die Neos-Europasprecherin Claudia Gamon forderte bereits in einer Aussendung den Rücktritt von der VP-Abgeordneten Schmidt. "Das Posting ist nicht nur dumpf rassistisch, sondern auch ein schwerer Schaden für die Nachbarschaftspolitik der Europäischen Union und den aktuellen österreichischen Ratsvorsitz." Die Wortwahl habe außerdem "AfD Niveau" und sei "einfach nur widerlich", empört sich Gamon.

"Ich erwarte mir den sofortigen Rücktritt von Claudia Schmidt und eine klare Distanzierung der ÖVP-Delegation unter Führung von Othmar Karas sowie Bundeskanzler Kurz", fordert Gamon abschließend.

ÖVP fordert sofortigen Widerruf von Schmidt

Freitag Mittag meldete sich schließlich auch die ÖVP in der Causa zu Wort, die inzwischen immer weitere Kreise zog. Via Aussendung forderten VP-Generalsekretär Nehammer und VP-EU-Delegationsleiter Karas umgehend eine Entschuldigung und einen sofortigen Widerruf des Postings, das gleich mehrere "rassistische Passagen und nicht zu akzeptierende Vorurteile" enthalten würde. "Ohne diese Schritte drohen Konsequenzen. Zwar will der Text eine wichtige Debatte über die Entwicklungshilfe starten, ist aber völlig danebengegangen" resümieren Karas und Nehammer abschließend. (red)