Welt

Papst forderte von der Welt mehr Zärtlichkeit

Heute Redaktion
Teilen

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend in der Christmette fehlende Zuneigung in der Welt bemängelt. "Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit", sagte das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken während seiner Predigt im Petersdom in Rom. Zugleich hob der Pontifex am Mittwochabend die Geduld Gottes hervor.

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend in der Christmette fehlende Zuneigung in der Welt bemängelt. "Wie sehr braucht doch die Welt von heute Zärtlichkeit", sagte das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken während seiner Predigt im Petersdom in Rom. Zugleich hob der Pontifex am Mittwochabend die Geduld Gottes hervor. Am Donnerstag spendete er den Segen "Urbi et Orbi".

In und vor der Basilika hatten sich Tausende Menschen versammelt, um den Worten des Papstes zuzuhören. Die Christmette ist außer der päpstlichen Ansprache und dem Segen "Urbi et Orbi" am ersten Weihnachtsfeiertag der Höhepunkt der christlichen Weihnacht. Franziskus sagte bei seiner Predigt: "Haben wir den Mut, mit Zärtlichkeit die schwierigen Situationen und die Probleme des Menschen neben uns mitzutragen, oder ziehen wir es vor, sachliche Lösungen zu suchen, die vielleicht effizient sind, aber der Glut des Evangeliums entbehren?"

Der 78-jährige Argentinier sprach von dem Licht, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen sei. "Auch wir sind in dieser Heiligen Nacht durch die Finsternis, welche die Erde umhüllt, zum Haus Gottes gekommen." Gott kenne "keinen Wutanfall und keine Ungeduld. Er ist immer da, wie der Vater im Gleichnis vom verlorenen Sohn".

Christmette in 3D übertragen  

Der argentinische Pontifex kritisierte ferner die "Arroganten, die Stolzen, diejenigen, die die Gesetze nach ihren persönlichen Kriterien machen". Dem Leben müsse "mit "Güte, mit Milde" begegnet werden. Zu Weihnachten mache sich Gott "klein, um uns zu begegnen". Er nehme "unsere Zerbrechlichkeit, unsere Leiden, unsere Ängste, unsere Wünsche und unsere Grenzen" an. Erstmals wurde die Christmette, die Franziskus zum zweiten Mal leitete, in 3D live übertragen.

Der aus Vorarlberg stammende Musikdirektor Manfred Honeck vom Pittsburgh Symphony Orchestra dirigierte bei der Messe Mozarts "Et incarnatus est". Draußen auf dem Petersplatz leuchteten feierlich der Weihnachtsbaum aus Kalabrien und die Krippe aus Verona. Kinder unter anderem aus Italien, Korea und den Philippinen - Länder, die der Papst bereist hat oder noch besuchen wird - hatten den Pontifex beim Einzug in den Petersdom begleitet und Blumen vor einer Figur des Jesuskindes niedergelegt.

Flüchtlingslager angerufen  

Vor der Christmette hatte Franziskus ein Flüchtlingslager für verfolgte Christen im Nordirak angerufen, um den Menschen dort Mut zu machen. In dem Lager bei Erbil haben Tausende vor der Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Zuflucht gesucht.

Am Donnerstag, dem ersten Weihnachtsfeiertag, sprach Franziskus zu Mittag seine Weihnachtsbotschaft und gab dann den Segen "Urbi et Orbi" (für die Stadt und für die Welt). Das Ereignis wurde weltweit im Fernsehen und Internet übertragen, Millionen sahen zu. Der Segen "Urbi et Orbi" gehört zu den bekanntesten Riten der römisch-katholischen Kirche. Gespendet wird er zu besonderen Anlässen von der Loggia der Peterskirche in Rom: am ersten Weihnachtstag, am Ostersonntag und nach der Wahl eines Papstes. In der lateinischen Formel spiegelt sich laut katholischer Kirche das Weltbild der römischen Antike wider: Rom als Inbegriff der Stadt und Mittelpunkt des Erdkreises.

Verfolgten und Bedürftigen gedacht

Der Papst hat am Christtag in seiner Botschaft zum Segen Urbi et Orbi zu Frieden im Nahen Osten, im Irak, in der Ukraine aber auch in Zentralafrika und im Südsudan aufgerufen. Vor über 100.000 Personen auf dem Petersplatz wünschte der Papst allen Menschen, dass sie Gottes Nähe spüren. "Jesus ist das Heil für jeden Menschen und für alle Völker", so der Papst.

In seiner Weihnachtsbotschaft gedachte der Papst aller leidenden, verfolgten und bedürftigen Menschen in Konflikt- und Notstandsgebieten auf dem gesamten Globus: "In der Tat gibt es zu diesem Weihnachten viele Tränen zusammen mit den Tränen des Jesuskindes", sagte der Heilige Vater. Die ersten Friedenswünsche seiner Weihnachtsbotschaft richtete der Papst an den Irak und Syrien, um ein Ende der Gewalt und um Zugang für humanitäre Hilfe zu erbitten. Weihnachten bringe den Flüchtlingen in allen Regionen der Welt Hoffnung und wandle Gleichgültigkeit in Nähe um. Für die aktuellen Krisengebiete des afrikanischen Kontinents forderte der Papst Dialog und ein Ende des Blutvergießens.