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Papst Franziskus küsste Häftlingen die Füße

Heute Redaktion
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Wieder bricht der neue Pontifex mit einer alten, vatikanischen Tradition. Die Messe am Gründonnerstag hielt Papst Franziskus in der Jugendhaftanstalt Casa del Marmo ab. Dabei wusch er getreu dem Ritus den Gläubigen die Füße und küsste diese auch. Nicht irgendwelchen Gläubigen, sondern Gefängnis-Häftlingen.

Wieder bricht der neue Pontifex mit einer alten, vatikanischen Tradition. Die Messe am Gründonnerstag hielt Papst Franziskus in der Jugendhaftanstalt Casa del Marmo ab. Dabei wusch er getreu dem Ritus den Gläubigen die Füße und küsste diese auch. Nicht irgendwelchen Gläubigen, sondern Gefängnis-Häftlingen.



Die Tradition des Vatikan bricht Franziskus mit der Geste, die Messe in einer Strafanstalt abzuhalten, seiner eigenen bleibt er aber treu: Denn schon während seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires hat Jorge Bergoglio die Gründonnerstagsmesse in Haftanstalten, Spitälern oder Waisenhäusern zelebriert, erklärte der Vatikan in einem Communiqué.



Strafgefangene lieben Bergoglio

In vielen Gefängnissen in seiner Heimatstadt Buenos Aires kennen und verehren ihn die Häftlinge. Bei seiner Wahl waren die Reaktionen bei den argentinischen Gefängnis-Insassen dementsprechend emotional. "Als er zum Papst gewählt wurde, haben diese Männer vor dem Fernseher geweint", erzählt ein Gefängniswärter gegenüber der Zeitschrift "Perfil". Bei seinen Besuchen habe er immer die Insassen, Wärter und Polizisten ohne Unterschied begrüßt. Auch HIV-Infizierten wusch und küsste er die Füsse, bestätigte sein ehemaliger Pressesprecher, Priester Guillermo Marcó.



Franziskus hatte zuletzt schon Aufsehen erregt, als er bekannt gab, . "Hier haben ja 300 Personen Platz", hat er laut der italienischen Tageszeitung "La Stampa" gesagt, als er eine Besichtigungsrunde durch das Appartement machte, und dankend ablehnte.



"Müssen uns gegenseitig helfen"

Papst Franziskus hat in der römischen Jugendhaftanstalt mit 49 jungen Gefangenen - 38 Männern und elf Frauen - den Gottesdienst zelebriert. Zu ihnen zählten auch zwei Mädchen, darunter eine osteuropäische Muslimin. "Jeder von uns muss sich fragen: Bin ich wirklich bereit, dem anderen zu dienen und ihm helfen?", fragte der Heilige Vater.



"Wir müssen uns gegenseitig helfen, das ist das, was uns Jesus lehrt und das ist das, was ich tue. Es ist meine Pflicht, doch ich tue es von Herzen", sagte der Papst. Die Fußwaschung erinnere an Jesus von Nazareth, der seinen Jüngern als ein Zeichen der Liebe und Demut die Füße wusch, berichtete der Papst. Er bezeichnete Jesus' Geste als "bewegend".



Weihung der heiligen Öle

Bisher zelebrierten die Päpste die Gründonnerstagsmesse in der römischen Lateranbasilika. Benedikt XVI. wusch bei der Messe regelmäßig zwölf Priestern die Füße. Zum Auftakt der Osterfeierlichkeiten hatte Franziskus am Vormittag im Vatikan die Chrisam-Messe zelebriert und traditionell die heiligen Öle für Taufen, Firmungen und Krankensalbungen geweiht. Dabei erneuerten zudem mehr als 1.500 Priester ihr Gelöbnis. Franziskus selbst feierte am Donnerstag das 44. Jubiläum seiner Priesterweihe.



Kreuzweg vor dem Kolosseum am Freitag

Am Karfreitag leitet Franziskus um 17.00 Uhr im Petersdom den Wortgottesdienst in Erinnerung an das Leiden und die Kreuzigung Christi. Mit mehreren zehntausend Gläubigen betet er dann am Kolosseum den Kreuzweg. Die Texte beim Kreuzweg stammen diesmal vom maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Boutros Rai. Vor der antiken Kulisse gedenkt der Papst mit Gläubigen aus aller Welt der überlieferten 14 Stationen des Leidenswegs Jesu.



Nach der Feier der Osternacht mit Taufliturgie am Samstag steht am Sonntag früh die Ostermesse auf dem Programm des Papstes. Am Mittag verkündet Franziskus dann seine erste Osterbotschaft und spendet den traditionellen Segen "Urbi et Orbi", der Stadt und dem Erdkreis.