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Papst Franziskus sprach Paul VI. selig

Heute Redaktion
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Am Sonntag hat Papst Franziskus seinen Vorgänger Paul VI. seliggesprochen. Die Zeremonie erfolgte bei einer Messe auf dem Petersplatz vor 70.000 Gläubigen.

An der Spitze einer Prozession aus Bischöfen und Kardinälen zog Papst Franziskus am Sonntag auf den Petersplatz, wo er vor tausenden Gläubigen die Messe für die Seligsprechung seines Vorgängers zelebrierte. An der Messe beteiligte sich auch der emeritierte Papst Benedikt XVI., den Franziskus herzlich begrüßte. Der feierliche Ritus fand im Rahmen der Abschlusszeremonie der Weltbischofssynode über die Familienseelsorge statt, die am 5. Oktober begonnen hatte.

Blutbefleckte Hemden als Reliquien

Als Reliquie des neuen Seligen wurden während der Messe auf dem Petersplatz zwei blutbefleckte Hemden zum Altar getragen, die Paul VI. beim Attentatsversuch 1970 auf den Philippinen getragen hatte. Der nach Manila gereiste Papst war dort von einem offenkundig Geistesgestörten durch Messerstiche verletzt worden.

Paul VI. steht im Schatten seines populären Vorgängers Johannes XXIII. (1958-63) und seines charismatischen Nachfolgers Johannes Paul II. (1978-2005). Manchem Zeitgenossen galt er als zu zaudernd und zögerlich. Sein Bemühen, die Umbrüche des Konzils behutsam umzusetzen, ging aber Reformern nicht weit genug, in konservativen Kreisen galt er sogar als zu progressiv.

Papst Franziskus lobte seinen Vorgänger ausdrücklich für "Humanae Vitae". Er sei "prophetisch" gewesen, weil er den Mut gehabt habe, "sich gegen die Mehrheit zu stellen, die moralische Disziplin zu verteidigen, eine kulturelle Bremse zu ziehen", so Franziskus.

Soll Genesung eines Ungeborenen bewirkt haben

Giovanni Montini hatte als Papst das von Johannes XXIII. (1958-63) eröffnete Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) fortgesetzt, abgeschlossen und später dessen Beschlüsse umgesetzt. Die vatikanische Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen hatte im vergangenen Frühjahr ein Wunder anerkannt, das auf den Papst zurückzuführen sei. Montini soll die Genesung eines noch ungeborenen Kindes bewirkt haben. Er wurde am Ende der Bischofssynode seliggesprochen. Die Synode war von Paul VI. eingeführt worden.

Kardinal Christoph Schönborn und der St. Pöltner Bischof Klaus Küng würdigten Paul VI. als "Papst des Konzils". Er habe das Zweite Vatikanische Konzil übernommen und zu Ende geführt, erinnerte Schönborn in einem Statement. Worte der Würdigung kamen auch vom St. Pöltner Diözesanbischof Küng. Die Botschaft Pauls VI. in seiner "damals sehr umstrittenen" Enzyklika "Humanae Vitae" mag "unbequem" sein, enthalte aber Entscheidendes für das Verständnis von Ehe und Familie, für die Erneuerung der Kirche und die Entwicklung der Gesellschaft, so Küng.