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True Fruits Saft: Shitstorm wegen Penis-Motiv

Das Penis-Werbemotiv des bekannten "Bad Boys" unter den Smoothie-Herstellern "True Fruits" sorgt derzeit für Aufregung.

Heute Redaktion
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Der kleine, deutsche Smoothie-Hersteller "True Fruits" wird zweifelsohne in die Geschichte des Marketings eingehen - was Sympathiepunkte betrifft wohl irgendwo neben Elon Musk und Darth Vader (mit dem ersterer unlängst verglichen wurde).

Denn wenn diese Firma etwas mindestens gleich gut kann wie Fruchtsäfte herzustellen, dann ist es das Handwerk des Populismus so zielbringend einzusetzen, wie es auch in der Politik mit dem Ergebnis höchster Aufmerksamkeit nicht treffender gemacht werden könnte. Man erinnere sich an Wortspiele wie "Quotenschwarzer" und "Noch mehr Flaschen aus dem Ausland" in Kampagnen.

Anstandsgrenzen werden verletzt, die Gemüter erhitzt und die Gefühlsebene zu Reaktion angeheizt. Ein Ansturm an Aufregung prasselt derzeit auf Instagram auf den Saft-Hersteller ein, nachdem auf dem dortigen Profil vor wenigen Tagen eine etwas andere Sonnencreme-Werbung hochgeladen wurde. Nun wird dem Bonner Unternehmen erneut vorgeworfen, es polarisiere mit Sexismus. Sogar rechtspopulistische Werbung soll dahinter entlarvt worden sein.

Neben dem Element der Provokation gibt es noch etwas, mit dem, wenn auch auf unsensible, Marketing-Keulen-schwingende Weise, ein Denkanstoß geschieht: das Gut der freien Meinungsäußerung und der einzig richtigen Toleranz. Diese besteht per Definition nur darin, auch gegenteilige Meinungen anzuerkennen. Ist es dann nicht ebenso ein rhetorisches Bombardement, das mit Begriffen von Sexismus und Rassismus inflationär geschieht? Dürfen nur mehr etablierte Comedians ähnliche Statements tätigen, ohne gleich an den Pranger gestellt zu werden?

"Anzüglich, provokativ und unreif"

Am 12. August lud True Fruits ein Posting hoch, mit der Bildunterschrift: "Sommer, wann feierst Du endlich Dein Cumback?" (cum = engl. für Sperma). Darauf abgebildet ist eine lachende Frau, die einen Penis aus Sonnencreme auf den Rücken gemalt bekommen hat.

Eine Reihe aufgebrachter Kommentare folgte. Beleidigungen wie "Seid ne ganz besondere Art von behindert" häufen sich.

Am 13. August "entschuldigten" sie sich dafür, dass ein Sommerpraktikant irrtümlich den falschen Bildausschnitt gewählt hätte und ergänzten den Post mit einem korrigierten Folge-Bild:

Unter jedem Post steht auch der Satz: "Achtung: Diese Werbung könnte von dummen Menschen missverstanden werden."

Kontroverse der Meinungsfreiheit - das Märchen von schwarz, weiß und der Mythos von political correctness

Nach dem Eclat veröffentlichten sie auf Facebook ein langes Statement, in dem sie sich auf das Stilmittel beziehen, das sie meistens bedienen: das der Ironie. In dieser Causa geht es um die Befeuerung unterschiedlicher Meinungen. Mit Sexismus-Vorwürfen scheint möglicherweise ein wenig weit gegriffen zu sein.

"Toleranz wird dann zur Aufgabe, wenn die Meinung oder Position anderer gänzlich entgegen der eigenen steht, dann zeigt sich wer Toleranz wirklich aushält."

"Man muss es (= Penisse auf Rücken gemalt) nicht mögen oder kann es vorpubertär, vulgär oder kindisch finden aber sexistisch? Hier teilen sich nun mal die Meinungen. Sexistisch ist es jedoch auf keinen Fall."

Vor ein paar Monaten hatten sie auch einen (humorvollen) Aufruf zur Petition gegen ihr eigenes Unternehmen geteilt.

Der Deutsche Werberat sieht es bisher gelassener als die Kritiker im Netz. Auf der Plattform change.org wurde inzwischen eine Petition gegen die Säfte in Supermärkten gestartet.

(GA)

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