Senioren an der Universität

Pensionistin (66) erfüllte sich Traum vom Uni-Studium

Hannelore Schneck zeigt, dass Alter keine Rolle spielt. Sie paukte Physik und Archäologie im Uni-Hörsaal und ist mit 66 Jahren nun stolze Absolventin.
Hannah  Maier
26.12.2024, 14:49
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Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an: Im Alter von 66 Jahren erfüllte sich Hannelore Schneck endlich ihren lang ersehnten Traum vom akademischen Abschluss. Vier Semester lang fand man die Niederösterreicherin mehrmals in der Woche am Campus beim Alten AKH in einem Hörsaal, wo sie gespannt den Vorträgen der Professoren lauschte. Sie zeigt: Um zu Studieren ist man nie zu alt.

"Ich wollte schon immer studieren – ursprünglich Publizistik", erzählt Schneck. Doch ziemlich bald nach der Matura bekam sie ihre erste Tochter und somit wurde aus diesem Vorhaben vorerst nichts. Der Versuch, Theologie in St. Pölten zu studieren, scheiterte. 1995 startete Schneck Versuch Nummer Zwei und schrieb sich für Kultur- und Sozialanthropologie ein. Doch der Job als Pharmareferentin und die Familie bestehend aus Mann, zwei Töchtern und mittlerweile fünf Enkeln, nahm viel Zeit in Anspruch.

Von der Pension an den Uni Campus

Nach dem Motto "Aller guten Dinge sind drei", fasste die 66-Jährige vor zwei Jahren den Entschluss, die Zeit als frischgebackene Pensionistin zu nutzen und endlich zu studieren. "Mir wurde nach fünf Jahren auch langsam fad. Ich wollte wieder eine Herausforderung haben", gibt sie zu. Durch ihren Mann stoß sie auf das Studium Generale der Uni Wien, das erste nachberufliche Studium in Österreich, welches sich an Personen richtet, die keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen.

Das Studium bezeichnet Schneck als "Bewusstseinserweiterung". Im Rahmen des Universitätslehrgangs absolviert man im Zeitraum von vier Semestern drei Module. Dabei kann man aus verschiedenen Themenbereichen frei wählen. Von Archäologie bis Zeitgeschichte ist alles dabei. "Ich war wirklich begeistert, dass man Einblick in so viele Bereiche bekommt, viel Neues lernt und die Inhalte aktuell sind", erzählt Schneck. Seit dem Start 2019 haben 94 Personen den Universitätslehrgang abgeschlossen, 37 Personen die Master-Variante.

Ein Studium, unzählige Fächer

Besonders gut gefallen hat der Senioren-Studentin Geografie. "Wir haben viel über den Klimawandel gelernt. Das ist nicht vergleichbar mit dem, was ich dazu vor vielen Jahren in der Schule mitbekommen habe", erzählt sie.

Hannelore Schneck mit anderen Senioren-Studenten im Physik-Kurs.
Denise Auer

Auch Zeitgeschichte hatte es ihr angetan: "Wir haben über historische Monumente gesprochen. Ich kann in Wien an keinem Denkmal mehr vorbeigehen, ohne, dass mir etwas aus den Vorlesungen dazu einfällt", lacht sie. Spannend gings auch im Archäologie-Kurs zu. Auf Exkursionen nach Großmugl oder auf den Oberleiserberg konnte sie sich selbst ein Bild von archäologischen Überresten machen.

"Es macht Spaß; das ist die Hauptsache"

"Mein Mann ist begeistert, dass ich das Studium gemacht habe. Aber mir wurde in meinem übrigen Umfeld schon oft die Frage gestellt, warum und wofür ich mir das antue", erzählt Schneck. Diese Frage ist einfach zu beantworten, denn für die 66-Jährige stand vor allem die persönliche Weiterbildung im Vordergrund: "Natürlich ist es nicht wenig Arbeit. Man muss für Prüfungen lernen und Arbeiten schreiben. Aber es hat mir Spaß gemacht und das ist die Hauptsache."

Ihr Wissensdurst findet kein Ende

Im Sommer war es dann so weit. Nach den letzten Prüfungen und Abgaben hatte Schneck ihren Studienabschluss und den Titel "Akademische Absolventin" endlich in der Tasche. Auf die akademische Feier im November freut sie sich schon.

"Ich bin froh, dass die stressigen Phasen vorbei sind; aber jetzt überlege ich mir, was ich mit meiner Zeit anfange", scherzt Schneck. Die 66-Jährige wird es bestimmt noch länger an der Uni halten; für zusätzliche Module hat sie sich schon angemeldet. "Astronomie würde mich wahnsinnig interessieren. Ich hoffe, dass dort im nächsten Semester ein Platz für mich frei wird", sagt sie.

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