Wien

Wienerin: "Nach Fixkosten-Abzug bleibt mir nichts über"

Die Teuerungswelle trifft immer mehr Wiener. In einem Sozialmarkt des Hilfswerks ist der Andrang groß, Jung und Alt hoffen auf günstige Lebensmittel.

Yvonne Mresch
Magda kommt regelmäßig zum Sozialmarkt, um günstige Lebensmittel einzukaufen. Beim Kochen muss sie kreativ sein, sagt sie.
Magda kommt regelmäßig zum Sozialmarkt, um günstige Lebensmittel einzukaufen. Beim Kochen muss sie kreativ sein, sagt sie.
Sabine Hertel

11 Prozent betrug die Inflationsrate in Österreich laut Schnellschätzung der Statistik Austria im Februar. Zahlen wie diese spüren viele Wiener in diesen Tagen am eigenen Leib. Sichtbar wird das bei einem Besuch im Sozialmarkt des Wiener Hilfswerks. Viele Kunden sind direkt von der Teuerungswelle betroffen, müssen jeden Cent umdrehen.

"Ich esse oft vegetarisch, denn Fleisch ist zu teuer"

"Ich kaufe schon lange hier ein, aber jetzt brauche ich diese Hilfe noch dringender", erzählt Magda im Gespräch mit "Heute". Die Mindestpensionistin, die zuvor im Bankenbereich tätig war, kommt finanziell nur schwer über die Runden. "Nach Abzug der Fixkosten bleibt mir eigentlich nichts mehr übrig", sagt sie. Besonders hart trifft sie die Mieterhöhung: "Mittlerweile zahle ich 200 Euro mehr als zu Beginn, ich brauche wirklich ein Wunder."

Im Sozialmarkt geht Magda auf die "Jagd", wie sie schmunzelnd sagt: "Ich bin ja schon kreativ beim Kochen, mache immer viel Ketchup oder Soße auf die Speisen, damit sie schmecken. Außerdem esse ich viel weniger Fleisch, denn das ist teuer. Anders würde es gar nicht mehr gehen."

Familie lebt von 600 Euro monatlich 

Auch Nadja kauft seit einem Jahr im Sozialmarkt ein. Die Ukrainerin muss mit 600 Euro im Monat sich und ihre 14-jährigen Zwillinge versorgen. "Es ist finanziell wirklich nicht leicht, aber wir kommen klar. Ich koche zuhause, ein Restaurantbesuch ist nicht drin." Dem kann sich Kundin Christine nur anschließen. Die 63-jährige kauft einmal pro Woche im Sozialmarkt ein. "Ich habe keine Hemmungen hierher zu kommen. Ich bin sehr sparsam und bei den Teuerungen ist das eine große Hilfe", sagt sie. Gearbeitet habe sie immer, jedoch sei sie beim Partner mitversichert gewesen: "Ich bin selbst schuld, ich war dumm!".

Aber auch jüngere Menschen zieht es immer mehr in die Sozialmärkte. Kashan ist erst zum zweiten Mal hier. Er studiert an der Technischen Universität Wien, ist jedoch gerade auf Jobsuche. "Die Lebensmittel sind sehr teuer, hier kann ich etwas günstiger einkaufen", erklärt er seine Intention.

Krieg, Teuerungen und Corona führten zu einem massiven Kundenanstieg in Sozialmärkten, heißt es vom Wiener Hilfswerk. Gab es im Frühjahr 2022 noch 4.000 aktiv gültige Einkaufskarten, waren es im April 2023 schon 6.300 – eine Steigerung von 57,5 Prozent. Die Regale seien schneller leer, die Schlangen vor den Märkten immer länger. Spenden werden dringend benötigt, vor allem Obst und Gemüse sind sehr begehrt. Mehr auf www.hilfswerk.at

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