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Pest-Kranker in China – Behörden warnen vor Epidemie

Im Norden Chinas sorgt ein neuerlicher Verdachtsfall der Beulenpest für Unbehagen. Die Behörden der Stadt Bayan Nur warnen vor einer Pest-Epidemie.

Roman Palman
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Nekrose in den Fingern in Folge einer Ansteckung mit der Beulenpest. Symbolfoto
Nekrose in den Fingern in Folge einer Ansteckung mit der Beulenpest. Symbolfoto
picturedesk.com/Science Photo Library

Während die ganze Welt ihre Augen auf die Corona-Pandemie richtet, treibt ein weiterer, ungleich gefährlicherer Erreger erneut in China sein Unwesen. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag meldete, wird in der Inneren Monogolei bei einem Patienten eine Infektion mit der Beulenpest befürchtet. 

In einem Krankenhaus der Stadt Bayan Nur, rund 760 Kilometer von Peking entfernt, habe es demnach einen Verdachtsfall gegeben. Die Behörden sind alarmiert, haben für das gesamte Stadtgebiet eine Warnung der Stufe 3 auf ihrer vierteiligen Skala ausgegeben. Diese soll noch bis Ende des Jahres in Kraft bleiben. 

"Zur Zeit besteht die Gefahr einer Pest-Epidemie unter den Bewohnern dieser Stadt. Bürger sollen eigenverantwortlich handeln und sich bei anormalen gesundheitlichen Problemen sofort bei den Behörden melden", wird ein Sprecher der Gesundheitsbehörden in einem Bericht der staatlichen Zeitung "China Daily". Die Bevölkerung wurde aufgerufen, keine Wildtiere mehr zu essen. Insbesondere Murmeltiere gelten als Überträger des Bakteriums Yersinia pestis

Ein Sibirisches Murmeltier (Marmota sibirica) in der Altai-Region
Ein Sibirisches Murmeltier (Marmota sibirica) in der Altai-Region
picturedesk.com/PhotoResearchers/Art Wolfe

Murmeltiere als Pest-Überträger

Im Nachbarstaat Mongolei waren erst vergangene Woche zwei Brüder an der Pest erkrankt, nachdem sie – trotz Verbots – Murmeltierfleisch verzehrt hatten. Sie stammten aus dem Westen des Landes, nahe an der Grenze zur russischen Altai-Region. Die russische Botschaft in Ulan Bator ließ vermelden, dass die mongolischen Behörden alle notwendigen Maßnahmen ergriffen hätten und es keinen Grund zur Besorgnis gebe.

Auch in der chinesischen Inneren Mongolei war erst Ende vergangenen Jahres bei einem 55-Jährigen die Beulenpest diagnostiziert worden. Er hatte am 5. November das Fleisch eines wilden Kaninchens gegessen und sich so infiziert. Kurz darauf war die lebensgefährliche Krankheit auch bei einem Hirten festgestellt worden. In Folge reagierten die Behörden mit drastischen Mitteln: rund 80 Hektar Land wurden aus der Luft mit Gift eingenebelt.

Der Schwarze Tod

Die Pest ist eine schwere, hochansteckende Infektionskrankheit, die von dem Bakterium Yersinia pestis ausgelöst wird. Natürliche Überträger des Pest-Bakteriums stellen Nagetiere, vor allem Ratten, aber auch Mäuse, Wiesel, Hasen usw. und ihre Flöhe dar, wie das Gesundheitsministerium informiert. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt meist durch Bisse von Flöhen, die auf infizierten Ratten oder Haustieren leben (Beulenpest) oder durch Tröpfcheninfektion (insbesondere bei Lungenpest).

Weltweit registriert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 1.000 bis 3.000 Pestfälle pro Jahr, meistens in Form kleinerer, örtlich begrenzter Epidemien. In Europa gab es den letzten dokumentierten Pestausbruch im Zweiten Weltkrieg. Man nimmt an, dass die Pest gegenwärtig in Europa nicht mehr existiert.

Eine der schlimmsten Pandemien der Weltgeschichte geht auf den Pest-Erreger zurück. Der sogenannte Schwarze Tod forderte alleine in Europa zwischen 1346 und 1353 – in Wien ab Ende 1349 – geschätzt 25 Millionen Todesopfer. Ein Drittel der damaligen Bevölkerung des Kontinents verstarb in Folge der gefährlichen Seuche.