Politik

Pilz: "In meinem Vokabular kommt 'Schatzi' nicht vor"

Peter Pilz vermutet hinter der Beschwerde seiner ehemaligen Sekretärin einen Revancheakt. Seinen Rücktritt begründet er mit neuen Sex-Vorwürfen.

Heute Redaktion
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Am Samstag um 10.53 Uhr endete im Café Landtmann am Wiener Universitätsring eine 31-jährige Parlamentskarriere. Peter Pilz, Ex-Grüner und seit 26. Juli Chef seiner eigenen Liste, erklärte vor Journalisten seinen Rücktritt.

Er werde sein Nationalratsmandat nicht annehmen und als Chef der Liste Pilz abtreten. Bei der Bildung ihres Parlamentsklubs wolle er seine Mitstreiter aber von außen unterstützten.

Dieser Entscheidung vorangegangen waren Vorwürfe der sexuellen Belästigung in zwei Fällen. Eine grüne Klubmitarbeiterin beschuldigte Pilz laut Medienberichten, er habe sie Dutzende Male unsittlich angesprochen und versucht, sie zu küssen. Der damalige Parlamentarier habe seiner Sekretärin etwa "Schatzi, pack Dein Höschen ein, wir fahren auf Urlaub" zugerufen.

Die gesamte Pressekonferenz finden Sie hier zum Nachlesen

Peter Pilz bestreitet diese Vorwürfe. "In meinem Vokabular kommt das an sich nicht ungeheuerliche Wort 'Schatzi' nicht vor", so der Politiker am Samstag. Diesen Satz habe er zum ersten Mal in den Medien gehört.

Politischer Revancheakt?

Bis heute habe man ihm die Beschwerde der Frau bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft nicht vorgelegt. Er vermute einen politischen Revancheakt. Seine ehemalige Sekretärin habe zunächst ausgezeichnete Arbeit geleistet und großen persönlichen Ehrgeiz gezeigt. Monatelang habe ihn die Frau zu einer Beförderung gedrängt - die Pilz ablehnte: "Ich habe ihr gesagt, dass das nicht geht, und sie noch warten muss." Daraufhin sei es zum Bruch gekommen.

Pilz habe die Causa seit 2015 akribisch in einem Tagebuch dokumentiert. Er werde diese Aufzeichnungen "wahrscheinlich" veröffentlichen und strebe einen Prozess an.

Rücktritt wegen Vorfalls 2013

Seinen Rücktritt begründete der Politiker mit einem Bericht der Wochenzeitung "Falter". Demzufolge habe Pilz in alkoholisiertem Zustand beim Europäischen Forum Alpbach 2013 eine Mitarbeiterin der Europäischen Volkspartei bedrängt. "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk habe ihm versichert, es gebe mehrere Zeugen. Der Listenchef will sich an den Vorfall nicht erinnern.

"Sehr persönliche Vorwürfe erfordern eine persönliche Stellungnahme und in bestimmten Fällen auch persönliche Konsequenzen", so Pilz über seine Entscheidung.

"Ich bin einer dieser älteren mächtigen Männern, die zum Teil noch aus anderen politischen Kulturen kommen. Ich bin dagegen, dass unser ganzes Leben von politischer Korrektheit dominiert wird. Aber ich bin sehr dafür, dass wir Männer in solchen Positionen darüber nachdenken, wie jene in einer schwächeren Position das empfinden und wie das bei ihnen ankommt", reflektierte der Politiker. "Da werden einige wie ich auch etwas dazulernen müssen." Sein Rücktritt sei auch ein Signal an Geschlechtsgenossen in ähnlichen Positionen: "Lernen wir was d'raus."

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