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Pflanzengift in "Ben & Jerry's"-Eis entdeckt

In einer Testreihe wurde bei rund 90 Prozent der Proben der beliebten Speiseeis-Marke aus den USA Spuren des Unkrautvernichters Glyphosat gefunden.

Heute Redaktion
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In zehn von elf Proben wurden Spuren von Glyphosat entdeckt.
In zehn von elf Proben wurden Spuren von Glyphosat entdeckt.
Bild: picturedesk.com

Die Us-amerikanisch Organic Consumers Association hat bei einer Testreihe festgestellt, dass zehn von elf, vom US-Markt entnommenen, Speiseeis-Proben der Marke "Ben & Jerry's" mit Spuren von Glyphosat kontaminiert sind. Bei der Sorte "Chocolate Fudge Brownie" wurden die höchsten Werte gemessen. Das berichtet die "New York Times"

Glyphosat ist ein Hauptbestandteil des weitverbreiteten Unkrautvernichters "Roundup" von Monsanto. Der Wirkstoff Glyphosat greift dabei sowohl Unkraut als auch Nutzpflanzen an. Als Gegenmaßnahme können die angebauten Sorten durch Genmanipulation immun gegenüber dem Gift gemacht werden. Monsanto hat die Studie unterdessen als "schludrige Wissenschaft" abgetan.

Obwohl Produkte mehrerer Hersteller getestet wurden, sind die Ergebnisse für Ben & Jerry's besonders tragisch. Das Unternehmen aus Vermont, das zum Unilever-Konzern gehört, stilisiert sich selbst ein familien- und umweltfreundliches Image und kommt deshalb auch in Europa gut an, wo gentechnisch modifizierte Organismen (in den USA als G.M.O.s bekannt) traditionell eher kritisch gesehen werden.

Unternehmen will Ursache aufklären

Für die selbst auferlegte sozialen Aufgaben des Unternehmens ist Robert Malak zuständiger Direktor. "Wir arbeiten daran völlig von G.M.O.s wegzukommen, soweit das für uns möglich ist", versicherte er gegenüber der "New York Times". "Aber werden solche Tests bekannt und wir müssen jetzt herausfinden woher das gefundene Glyphosat stammt. Möglicherweise liegt es nicht einmal an unserer eigenen Versorgungskette, wodurch wir es bisher komplett übersehen haben."

Diverse wissenschaftliche Studien machen Glyphosat für eine Reihe von Erkrankungen beim Menschen (mit-)verantwortlich. Es ist "möglicherweise" krebserregend, wie die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt.

Entwarnung für Eisliebhaber?

Die Wissenschaftler weisen aber bei ihren Ergebnissen eindeutig darauf hin, dass die gemessenen Werte weit unterhalb der Gefahrengrenze liegen.

Ein Kind könnte in den USA demnach pro Tag 145.000-Eispackungen vertilgen bis der erlaubte Grenzwert erreicht ist. Selbst bei uns in Europa, wo die Auflagen weit strenger sind, müsste dasselbe Kind 25.000 Portionen in sich hineinstopfen. Das schaffen nicht einmal die ambitioniertesten Schleckermäuler unter uns.

Trotzdem sollten die Ergebnisse zu denken geben. Wie britische Wissenschaftler im Tierversuch an Ratten festgestellt haben, führen schon extrem niedrige Dosen Glyphosat zu Leberverfettung.

Ben & Jerry's: Produkte bedenkenlos verzehrbar

Ben & Jerry's ließ in einem offiziellen Statement am Mittwoch wissen: "In einem kürzlich erschienenen Artikel wurde angedeutet, manche Ben & Jerry's Sorten enthielten Spuren von Glyphosat. Nach unserem Verständnis wurde der Test in den USA mit lokalen Produkten aus den USA durchgeführt. Die Ergebnisse liegen uns noch nicht vor, wir können jedoch bestätigen, dass alle Ben & Jerry's Produkte bedenkenlos verzehrbar sind."

"Selbst für den Fall, dass sich die gemeldeten Ergebnisse als richtig herausstellen sollten, ist die im Eis enthaltene Menge Glyphosat für den Menschen unbedenklich. Eine Person müsste 145.000 Portionen Eiscreme PRO TAG essen, um das von der US Umweltbehörde (EPA) gesetzte Maximum zu erreichen. In der EU, also für Österreich und Deutschland gültig, wo die Auflagen für den erlaubten Grenzwert deutlich niedriger liegen, wären es immerhin noch 25.000 Portionen pro Tag." (red)