Salzburg

Pflegekrise: Holocaust-Überlebender muss 300km umziehen

Der letzte Holocaust-Überlebende Salzburgs musste wegen seiner unzureichenden Wohnsituation nach Wien umziehen. Doch es gibt ein neues Problem.

Leo Stempfl
In Salzburg gibt es keine geeignete Pflegesituation für ihn, deswegen musste er nach Wien umziehen.
In Salzburg gibt es keine geeignete Pflegesituation für ihn, deswegen musste er nach Wien umziehen.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

In Salzburg gibt es derzeit nicht nur eine Baustelle. Da wäre der notorische Wohnungsmangel, der Wohnungen für Familien unter 1.000 Euro zur Mangelware macht, die Verkehrssituation, die Stadionproblematik – und die ganz Österreich betreffende Pflegekrise. Die Bevölkerung wird immer älter, doch immer weniger wollen sich den Knochenjob für einen Hungerlohn antun.

Kein geeigneter Pflegeplatz

Nicht am Personal, sondern mit der Infrastruktur kämpft bzw. hatte ein 95-jähriger Salzburger zu kämpfen. Der letzte Holocaust-Überlebende des Bundeslands musste 300 Kilometer nach Wien umziehen, weil es in seiner Heimat keine passende Pflegesituation gibt, berichten die "Salzburger Nachrichten".

Der Fonds Soziales Wien erklärt: "Der Fonds Soziales Wien prüft bei der Antragsstellung, ob sich der Hauptwohnsitz tatsächlich in Wien befindet. Sollte dies nicht gegeben sein, ist ein Einzug nur mittels einer unbefristeten Kostenanerkenntnis des Herkunftsbundeslandes möglich. Die 6 Monatsfrist ist eine veraltete Regelung und kommt in Wien somit nicht mehr zu tragen."

Grund für den Umzug sei, dass die Wohnung des 95-Jährigen zu klein sei, als dass dort eine Pflegekraft untergebracht werden könnte. Und weil er seinen Glauben streng praktiziere, koscheres Essen und eine Möglichkeit zum Morgengebet benötige, könne er auch nicht in ein Pflegeheim. Denn "in Salzburg gibt es kein derartiges Heim", so Rosen zur "SN".

Happy End mit Bauchweh

Immerhin sei es nach Gesprächen mit dem Wiener Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) nun gelungen, dem Holocaust-Überlebenden einen Platz in einem jüdischen Wiener Heim zu organisieren, wohin er auch bereits umgezogen sei. Allerdings sind die Probleme damit noch nicht zu Ende.

Denn durch den Umzug in ein anderes Bundesland könne Salzburg die Kosten nicht mehr übernehmen, zitieren die "SN" Patrick Pfeifenberger, Abteilungsvorstand Soziales in der Stadt Salzburg. Man rät dem 95-Jährigen, Wiener zu werden. Die Hauptstadt übernehme die Kosten jedoch erst nach sechs Monaten, hält Rosen dagegen.

Es sei außerdem bereits mehrfach passiert, dass Mitglieder der jüdischen Gemeinde aus den Bundesländern in das Wiener Pflegeheim überstellt wurden. Ihre Herkunftsbundesländer, etwa die Steiermark und Niederösterreich, hätten dann aber den Kostenersatz geleistet. Landesrat Christian Pewny (FPÖ) und Stadträtin Andrea Brandner (SPÖ) aus Salzburg hätten zwar vermittelt, seien im Fall aber auch nicht im Detail informiert gewesen.

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