Niederösterreich

Pflegeskandal: Urteil für Quartett frühestens im Jänner

Kein Urteil im Pflegeprozess gestern in St. Pölten: Der Anwalt der vier Ex-Pfleger beantragte zahlreiche Gutachten, Fortsetzung im Jänner 2021.

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Das Clementinum in Kirchstetten
Das Clementinum in Kirchstetten
(Bild: Daniel Schaler)

Achter und laut Plan letzter Tag im Pflegeprozess am Landesgericht St. Pölten am Mittwoch: Eine der Hauptbelastungszeuginnen (46) sprach nochmal: "Ich habe lange genug geschwiegen. Ich sammelte Beweismaterila aus der dienstlichen WhatsApp-Gruppe und entschied den Spieß umzudrehen."

"Spielte bei WhatsApp mit"

Die 46-Jährige war im Herbst 2014 nach Kirchstetten (Bezirk St. Pölten-Land) gekommen. Im Februar 2016 wechselte sie auf jene Abteilung, in der das angeklagte Quartett tätig war. "Bereits nach einer Woche habe im Umgangston einen großen Unterschied bemerkt. Es sind Sachen gefallen, die man normal nicht in den Mund nimmt." In der Whats-App-Gruppe war sie im Sommer 2016 hinzugefügt worden. "Ich habe voll mitgespielt, nur so konnte ich Beweise sammeln." Trotz mutmaßlicher Einschüchterungsversuchen der Beschuldigten habe sie sich schließlich an einen Vorgesetzten gewendet, danach seien die Ermittlungen ins Rollen gekommen.

"Sehr unterkühlt"

Dann sprach eine Expertin (42), die vom Land NÖ Ende 2016 vom Land NÖ beauftragt worden war. Im November 2016 betrat sie erstmals das "Clementinum": "Es war als wäre alles unter einer Eisschicht, so unterkühlt ging es zu." Sie sah eine große Verunsicherung bei allen Beteiligten. Besonders negativ sei ihr nur die Sprache aufgefallen. 

Eine Angeklagte (56) konnte in einer Stellungnahme viele Vorwürfe detailliert und nachvollziehbar zurückweisen. Verteidiger Stefan Gloß beantragte die Bestellung zahlreicher Gutachter, wie einen Geriatrie-Experten, der eine Expertise über jede Verletzung der Bewohner erstellen soll. Weiters beantragte er sogar einen Installateur, der ein Gutachten wegen der Wassertemperatur (Anm.: zu kalt oder heiß gewaschen) machen soll. Auch mit Puppen sollen laut Wunsch des Anwaltes einige Vorwürfe nachgestellt werden.

Wie berichtet waren im Oktober 2016 die grauenhaften Vorwürfe aufgekommen, erst vier Jahre später, im September 2020 startete der Prozess ("Heute" berichtete).

Fortsetzung Mitte Jänner

Die Pfleger sprachen von Anfang an von einer Intrige - mehr dazu hier, selbst ein Ermittler meinte noch 2017: "Die Suppe ist eher dünn." 2019 besuchten die vier Beschuldigten die "Heute"-Redaktion und sprachen lange und ausführlich über Intrigen und Lügen - mehr dazu hier.

Der Prozess wird am 14. Jänner 2021 fortgesetzt, ein Urteil ist nach jetzigem Stand fraglich. Für alle vier Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.

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