Piercing-Trend kann die Zunge lähmen

"Snake Eyes": So heißt der aktuelle Piercing-Trend. Dabei wird die Zunge anders als beim klassischen Zungenpiercing nicht vertikal, sondern horizontal im Bereich der Spitze durchstochen. Streckt der Träger dann später die Zunge heraus, erinnert das an das Gesicht einer Schlange. Daher der Name des Piercings.

Was Fans dieses Trends begeistert, versetzt Mediziner in Aufregung. Denn die Neuausrichtung des Schmuckstabs birgt Risiken, vor allem, weil der gepiercte Kanal länger ist als beim normalen Zungenpiercing. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Lähmung der Zunge kommen, warnt Allgemeinmediziner Wolfgang Auer im Interview mit dem Radio-Sender "KroneHit".

Ein Potpourri an Nebenwirkungen

Weil die Zunge ständig mit Essen und Getränken in Kontakt ist, dauert der Heilungsprozess sehr lang – auch wenn beim Stechen alles glatt läuft. Damit haben es Bakterien und andere Erreger leicht, in den Körper zu gelangen. Die Infektionsgefahr ist entsprechend hoch.

Wenn falsch gestochen wird, droht zudem ein Sprachfehler, weil die Zungenspitze für die Bildung einiger Laute verantwortlich ist. Kann sie nicht mehr richtig bewegt werden, kann sich schnell ein Lispeln einstellen.

Zudem verläuft hier ein großer Teil der Geschmacksnerven. Werden sie beschädigt, kann unter Umständen Süßes und Salziges nicht mehr gut geschmeckt werden.

Piercer sind gewappnet

Piercing-Experten kennen die Probleme, die ein Snake-Eyes-Piercing mit sich bringen kann, fühlen sich aber gut gewappnet. "Wir prüfen jeweils genau, wo sich größere Blutgefäße in der Zunge befinden", heißt es beim Zürcher Tattoo- und Piercingstudio Giahi. Schließlich sei jede Zunge einzigartig.

Weil die Verschlüsse des Zungenschmucks beim Kauen und Sprechen gegen die Zähne schlagen und feine Risse am Zahnschmelz und damit Karies verursachen können, empfehlen die Giahi-Piercer, statt Metallkügelchen solche aus Kunststoff zu verwenden. "Das ist zahnschonender."

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