Politik

Peter Pilz tritt an und ist vom eigenen Glück gerührt

Heute Redaktion
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Es ist offiziell: Peter Pilz kandidiert mit "einer Initiative". Pilz schwebt auf Wolke Sieben und will enttäuschte Grüne, Nicht- und Protestwähler erreichen.

Beim Einzug in den randvollen Presseclub Concordia fehlten nur noch die Fanfaren. Denn von Inszenierung versteht Peter Pilz etwas, das kann er.

Um 10.31 Uhr verkündete der Ex-Grüne dann offiziell, was ohnehin alle Spatzen im Chor seit Tagen von den Dächern pfiffen: Er tritt mit einer eigenen Liste bei der Nationalratswahl im Oktober an. Nach Puls4 am Montag hatte er dies selbst schon Dienstag Früh auf Twitter vorweg genommen, der Neuigkeitswert der Pilz-Veranstaltung war eher begrenzt.

Pilz genoss das mediale Interesse sichtlich, der Mann schwebte auf Wolke Sieben, er war gerührt von seinem Glück. Gemeinsam mit seinen vier Quereinsteigern verkündete er: "Ja, es geht. Wir können es und trauen es uns zu."

Im gegenwärtigen Stadium der politischen Blockade brauche es "eine Kraft, die Österreich erneuern und verändern kann. Etwas Neues ist möglich. Hinter mir ist eine politische Türe zugegangen. Die haben die Grünen und ich mit Anstand geschlossen. Jetzt geht eine neue Türe auf."

"Mein Gesicht nicht auf allen Plakaten"

Er sehe seine Bewegung als "Initiative" und nicht als Partei. Die Personen seien das Programm, jetzt werde eine "radikal pragmatische Politik" gemacht. Das Geld für den Wahlkampf soll mittels Crowdfunding zusammen kommen. Das Konto dafür wird kommende Woche eingerichtet sein, via [email protected] könne man aber jetzt schon spenden.

Unzufriedene FPÖ-Politiker würden auf der Liste keinen Unterschlupf finden, "das wäre eine völlige Überstrapazierung des Asylrechts", scherzt Pilz. Aber unzufriedene FPÖ-Wähler seien jederzeit willkommen.

Das Pilz-Team

Prominentester Quereinsteiger ist Konsumentenschützer Peter Kolba, der sich die Cannabis-Freigabe für medizinische Zwecke auf die Fahnen geschrieben hat. Mit dabei ist auch Sebastian Bohrn-Mena, bislang SP-Mitglied und überzeugter Tierschützer. Maria Stern, Sprecherin des Frauenvolksbegehrens, wird ebenso für Pilz kandidieren. Beim Volksbegehren legte sie alle Funktionen zurück. Die vierte Kandidatin ist Stephanie Cox, die bei der Initiative "Chancenreich" und im Flüchtlingsbereich aktiv ist. Pilz will eines nicht: "Dass mein Gesicht auf allen Plakaten in ganz Österreich zu sehen ist." Weitere Kandidaten sollen folgen.

Die Farbe der Liste ist "transparent", meint Pilz. Falls das aber Printmedien in Verlegenheit bringe, "ist auch Weiß möglich", meint der Listen-Chef.

Als er über Sitzungen mit seinen neuen Mitstreitern sinniert, zeigt sich Peter Pilz wieder tief gerührt, die Stimme bricht fast, er ist entweder den Tränen nahe oder ein begnadeter Schauspieler. Mit seinem neuen Team verspüre er Freudengefühle, die er in den letzten Jahren bei den Grün-Sitzungen nicht mehr verspürt habe, schwärmt Pilz voll Sentimentalität. Ein alter Pilz wird wieder jung.

Der Liveticker zum Nachlesen:

(mle)