Fussball

Pink schlägt Alarm: "Wir sind vom Aussterben bedroht"

Kärnten-Stürmer Markus Pink könnte als erster Österreicher seit Philipp Hosiner Torschützen-König werden. "Heute" bat den Routinier zum Interview.

Erich Elsigan
Markus Pink führt in der Schützenliste.
Markus Pink führt in der Schützenliste.
GEPA

Ankick in der Bundesliga! Mit dem Schlager Sturm Graz gegen Rapid wird am Freitag der Kampf um den Meistertitel fortgesetzt. 88 Tage dauerte die Winterpause – so lange wie seit 23 Jahren nicht. 

Noch länger muss Klagenfurt auf einen Einsatz warten. Die Kärntner gastieren am Sonntag zum Abschluss der 17. Runde bei der Wiener Austria – und hoffen auf Tore von Markus Pink. Der Routinier hält bei zwölf Saisontreffern, führt damit die Schützenliste an. Ein Winter-Wechsel zu Reggina platzte im letzten Moment. "Heute" hakte nach.

Herr Pink, was lief mit Serie-B-Klub Reggina?

"Es gab Interesse, aber am Ende des Tages haben die Vereine keine Lösung gefunden."

Sind Sie enttäuscht?

"Reggina wäre schon etwas gewesen für mich, das sage ich offen und ehrlich. Jetzt heißt es, wieder in die Spur zu kommen und an die Leistungen des Herbstes anzuschließen. Ich habe in meiner Karriere schon andere Hürden gemeistert. Es wäre halt für mich persönlich schön gewesen."

Gab es aus der österreichischen Liga auch Angebote? Rapid, LASK, Austria?

"Nein, gar nichts. In Österreich sind alle gut aufgestellt."

Sie führen mit zwölf Toren die Schützenliste an. Woher kommt die Treffsicherheit in dieser Saison?

"Die gesunde Mischung macht es aus. Trainerteam, Mannschaft. Ich fühle mich wohl, die Aufgaben sind klar verteilt. Der Zusammenhalt ist das große Plus."

Der letzte österreichische Schützenkönig war Philipp Hosiner vor zehn Jahren. Treten Sie sein Erbe an?

"Es sind noch so viele Spiele zu absolvieren, es wäre fahrlässig, das zu behaupten. Für mich ist wichtig, dass ich mit meinen Toren der Mannschaft helfen kann. Was am Ende rauskommt, werden wir sehen. Es wäre natürlich sehr schön, Torschützenkönig zu werden."

Wie schätzen Sie generell die heimische Stürmer-Lage ein? Echte Goalgetter sind Mangelware.

"Es ist so, dass es das Profil des klassischen Mittelstürmers nicht mehr gibt. Wir sind vom Aussterben bedroht. In Österreich gibt es keinen klassischen Neuner mehr. Ich denke aber, viele Mannschaften bräuchten einen."

Sehen Sie bei den Jungen einen Torgaranten nachkommen?

"Wenn wir uns die Schützenliste anschauen, lautet die Antwort 'nein'. Da sind von den Einheimischen ich, der Guido Burgstaller und Nuhiu vorne. Wir sind alle über 30."

Sie gaben im Herbst 44 Schüsse ab, das sind ligaweit die zweitmeisten. Lautet die Erfolgsformel: mehr Schüsse, mehr Tore?

"Das würde ich so nicht unterschreiben. Ich bin eher im Sechzehner gefährlich. Wenn es dort was zu erben gibt, weiß ich oft, wo der Ball runterfällt."

Klagenfurt ist die Mannschaft mit den meisten Kopfballtreffern, nämlich neun. Fünf davon haben Sie gemacht.

"Ich glaube, das ist für mich auch Rekord. Es liegt an der Spielanlage, ich bekomme oft die Flankenbälle von der Seite. Zum Glück hatte ich das Visier oft richtig eingestellt."

Haben Sie ein sportliches Vorbild? Wem haben Sie als kleiner Bub nachgeeifert?

"Zu meiner Zeit waren Henry und Ibrahimovic die Helden."

Und wer imponiert Ihnen heute?

"Vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet. Ich schau mir schon viele Spieler an, Haaland ist zum Beispiel großartig. Aber wirklich Fan bin ich von niemandem."

Klagenfurt liegt auf Rang sechs, der Kampf ums obere Playoff wird beinhart. Wie schwört euch Trainer Peter Pacult auf das Liga-Finish ein?

"Mit intensivem Training. Aber unter dem Strich weiß die Mannschaft selbst, worauf es ankommt. Pacult schaut, dass jeder so gut beieinander ist, dass er an die Leistung von vor der Winterpause anknüpfen kann. Es war wichtig, über dem Strich zu überwintern. Aber es liegt alles eng beisammen, man darf sich kaum Ausrutscher leisten. Es wird auf die ersten paar Spiele ankommen."

Wie kommen Sie persönlich mit Pacult klar?

"Ich habe absolut kein Problem mit ihm, wir schätzen uns gegenseitig als Mensch. Es passt sehr gut."

Sie hatten in Ihrer Karriere zahlreiche Lehrmeister: Alfred Tatar, Frenkie Schinkels, Nestor El Maestro, Ivica Vastic. Durch die Bank spannende Typen.

"Das stimmt. Es war sehr interessant, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich konnte von jedem etwas mitnehmen und bin unterm Strich sehr dankbar für alles. Ich habe nicht viel ausgelassen."

Vor einem Jahr haben Ercan Kara und Taxi Fountas Rapid verlassen. Tatar hat damals im "Heute"-Interview Sie als Nachfolger empfohlen. Gab es Gespräche?

"Nein, ich persönlich hatte nie Kontakt, was ein bisschen schade ist. Aber für mich ist es dann auch in Klagenfurt gut gelaufen, von dem her passt das. Und man weiß ja nicht, was die Zukunft bringt."

Bei Mattersburg haben Sie einst mit Karim Onisiwo gekickt, der es später in die deutsche Bundesliga geschafft hat. Auch er erlebt heuer sein bestes Jahr, so wie Sie – besteht noch Kontakt?

"Nein, gar nicht. Das hat sich alles verlaufen."

Hätten Sie sich auch so eine Karriere zugetraut?

"Ich bin Realist. Ich hätte es mir zugetraut, aber es gehört mehr dazu, als gut zu spielen. Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, die richtigen Entscheidungen treffen. Es hängen so viele Dinge dran."

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    Treffpunkt: Landstraßer Hauptstraße 70.
    Treffpunkt: Landstraßer Hauptstraße 70.
    Denise Auer

    Muss man als Klagenfurter eigentlich auch KAC-Fan sein?

    "Zumindest Eishockey-Fan. Und von Vorteil ist es natürlich, dem KAC die Daumen zu drücken. Wenn es die Zeit zulässt und ich mich am Abend fit genug fühle, schaue ich auch in die Halle."

    Sie haben Ihre Karriere eine Zeit lang auf Eis gelegt und haben als Autoverkäufer gearbeitet. Wieso?

    "Stimmt. Nach dem Konkurs von Austria Kärnten bin ich in die Regionalliga gegangen, habe dann aufgehört und als Autoverkäufer gearbeitet. Ich habe zwischen zehn und zwölf Autos pro Monat verkauft. Das war als Quereinsteiger ganz ordentlich."