Szene

"Es tut mir leid": Domingo grapschte jahrelang

Vorwürfe, US-Auftrittsverbot, Ermittlungen: Placido Domingo wurden jahrelange sexuelle Belästigungen nachgewiesen. Er versucht eine Entschuldigung.

Heute Redaktion
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Die US-Gewerkschaft der Opernsänger heuerte Anwälte an, um die Vorwürfe gegen Star-Tenor Placido Domingo zu untersuchen. Das Ergebnis ist schwerer als gedacht: Mehr als zwei Dutzend Leute machten die Ermittler ausfindig. Sie wurden von Domingo entweder belästigt oder sahen, wie er andere belästigte.

27 Fälle entdeckt

Die Aussagen von 27 Leuten zeigen laut Anwälten ein eindeutiges Muster von sexuellem Fehlverhalten und Machtmissbrauch, wie die "NY Post" auf Berufung auf die AP berichtete.

Placido Domingo dürfte mit den Untersuchungsergebnissen konfrontiert worden sein. Er schickte ein Statement aus:

"Ich will, dass sie wissen, dass es mir ehrlich Leid tut

"Ich habe mir in den vergangenen Monaten Zeit genommen, um über die Vorwürfe diverser Kollegen gegen mich nachzudenken. Ich respektiere, dass diese Frauen sich endlich sicher genug fühlten, um an die Öffentlichkeit zu gehen und ich will, dass sie wissen, dass es mir ehrlich Leid tut, dass ich ihnen weh getan habe. Ich akzeptiere die volle Verantwortung für meine Taten und ich bin an dieser Erfahrung gewachsen."

Eine zweite Untersuchung der Oper von L.A. gegen den Tenor läuft noch.

Die Ermittler berichten, dass die meisten Zeugen anonym bleiben wollten, weil sie sich vor negativen Auswirkungen auf ihre Karriere fürchten.

Mitte August 2019 gingen neun Frauen an die Öffentlichkeit, acht Sängerinnen und eine Tänzerin. Placido Domingo hätte sie gezwungen ihn zu küssen, einer griff er unters T-Shirt. "Er war wie Gott", erinnern sich die Opfer daran, warum sie die Übergriffe erst jetzt melden.

Auftrittsverbot in USA, Österreich empfing ihn mit offenen Armen

In den USA bekam der spanische Tenor-Superstar unter anderem an den Opern von San Francisco, Philadelphia und Los Angeles Auftrittsverbot. Seine freie Zeit nutzte er, um bei den Salzburger Festspielen und an der Wiener Staatsoper aufzutreten.

Domingo leugnete und regte sich über Vorwürfe auf

Placido Domingo wies alle Vorwürfe zurück und regte sich über ein "Klima, in dem Menschen ohne ordentlichen Prozess verurteilt werden" auf. Seine Auftritte in New York sagte er Ende September trotzdem ab.

Reaktion der Salzburger Festspiele und der Wiener Staatsoper

Die Salzburger Festspiele, bei denen Domingos Auftritte in Verdis "Vespri siciliani" im August bereits ausverkauft sind, wollen sich noch nicht äußern. Auch die Wiener Staatsoper, für die Domingo 2020 auch als Dirigent tätig sein soll, will die neue Situation erst bewerten.