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Plakat am Taksim-Platz: "Wir hängen dich und deine H...

Heute Redaktion
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Die AKP von Recep Tayyip Erdogan mobilisiert in der Türkei die Massen gegen Gülen-Anhänger. In Hass-Kundgebungen wird zu Gewalt gegen die islamische Bewegung des im US-Exil lebenden Fetullah Gülen aufgefordert. Auf dem Taksim-Platz weht ein Plakat, das ankündigt, Gülen und seine Anhänger würden aufgehängt werden.

Auf dem Istanbuler Taksim-Platz, der einst durch die Studentenproteste gegen den weltweit bekannt wurde, weht nun ein anderer Wind. Auf dem dortigen Atatürk-Kulturzentrum hängt ein riesiges Plakat mit der Aufschrift: "Feto (Gülen), du Hund des Satans, wir werden dich und deine Hunde an eure Leinen aufhängen."


"Feto [Gülen], Dog of Satan, we will hang you and your dogs by your own leashes" - new banner in Taksim Square.
— Alev Scott (@AlevScott)
Für Erdogan "Putsch-Drahtzieher"

Die Morddrohung richtet sich gegen den türkischen Prediger Fetullah Gülen, den Begründer der gleichnamigen Bewegung, der inzwischen im selbstgewählten Exil im US-Bundesstaat Pennsylvania lebt. Erdogan beschuldigt ihn, der Drahtzieher zu sein.

In sozialen Netzwerken ruft die AKP-nahe UETD in Österreich und Deutschland zur Denunziation von Erdogan-Gegnern auf. Auch die aktuellen Entlassungen im Bildungswesen gehören zu Erdogans erklärter Absicht, den türkischen Staat vom Einfluss der Gülen-Anhänger zu "säubern".

Warum Erdogan Gülen hasst

Die Gülen-Bewegung, die sich selbst "Hizmet" ("Dienst") nennt, ist eine internationale islamisch-konservative Reformbewegung, die weltweit private Bildungseinrichtungen und Medienunternehmen betreibt. Im Gegensatz etwa zum Salafismus sucht die Gülen-Bewegung den Dialog zu anderen Religionen und zum Westen bekennt sich zur Demokratie. Gülen gilt, insbesondere wegen der Wirtschafts- und Medienmacht seiner Organisation in der Türkei, als mächtigster Gegner Erdogans.

Dabei waren Erdogan und Gülen in ihren Anfangszeiten politische Verbündete, als sie noch der Widerstand gegen den politischen Einfluss des Militärs einte. Doch in den folgenden Jahren fanden sich die beiden immer öfter auf verschiedenen politischen Seiten wieder.

Kampf um islamistische Deutungshoheit

Besonders seit dem inhaltlichen Schwenk der AKP von einer liberalen zu einer islamistischen Partei kämpfen Erdogan und Gülen um den Einfluss im Land. Der türkische Präsident unterstellt der Gülen-Bewegung, die Bildungsinstitutionen und den Staatsapparat mit seinen Anhänger zu unterwandern und einen "Staat im Staat" aufzubauen.

Auch international gab es immer wieder Kritik an der mangelnden Transparenz der Bewegung und ihrer Vereine und Institutionen, die auch in europäischen Ländern aktiv sind. Im Zuge des gescheiterten Militärputsches kam es in Deutschland und Österreich zu Vandalismusakten gegen Gülen-Institutionen und Drohungen gegen dessen Anhänger.