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Pochettino will PSG nach fünf Monaten schon verlassen

Trainer-Beben in Paris? Mauricio Pochettino will den Scheich-Klub nach nicht einmal einem halben Jahr verlassen. PSG bleibt hart, will ihn halten.

Sebastian Klein
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Mauricio Pochettino
Mauricio Pochettino
Imago Images

Die PSG-Entscheidungsträger kommen dieser Tage nicht besonders gut weg. Der gefeuerte Ex-Trainer Thomas Tuchel schaffte noch in derselben Saison mit seinem neuen Klub Chelsea, wonach Paris seit vielen Jahren strebt: den Champions-League-Titel. Der französische Krösus verpasste indes in der Ligue 1 den fast schon vorprogrammierten Titel, zog gegen Lille den Kürzeren. Jetzt will Tuchel-Nachfolger Mauricio Pochettino den Klub nach nur fünf Monaten verlassen. Das schwächt unter anderem die Position des Klubs im Tauziehen um seinen Star-Angreifer Kylian Mbappe, dessen Vertrag nur noch bis Sommer 2022 läuft.

Auch deshalb bleibt nun Sportdirektor Leonardo hart, als er von "Europa1" auf Pochettino angesprochen wird: "Mauricio Pochettino hat hier bei PSG einen Zweijahresvertrag und wir sind sehr zufrieden mit ihm."

Pochettino will zurück nach London

Der Argentinier will zurück zu Tottenham. Die Spurs arbeiten an einer Rückholaktion. Das berichten mehrere britische Medien wie der für gewöhnlich gut informierte Alasdair Gold für "Football London". Daniel Levy, Chairman der Londoner, sieht die Entlassung von Pochettino und die folgende Verpflichtung von Jose Mourinho mittlerweile als großen Fehler, den er ausbügeln möchte. Startrainer Mourinho wurde im Finish der erfolglosen Saison entlassen. Mithilfe von Pochettino soll im Klub wieder Ruhe einkehren – auch Superstar Harry Kane zum Bleiben überredet werden. Kane machte zuletzt in einem aufsehenerregenden Interview klar, dass er Titel gewinnen will und deshalb mit dem Abschied liebäugelt. Die Spurs sind seit 2008 titellos, wurden heuer in der Premier League nur Siebenter.

Pochettino war zwischen 2014 und 2019 Spurs-Trainer. In der Liga verpasste er als Zweiter den Titel, im Champions-League-Finale 2019 verlor er gegen Liverpool 0:2.

Aktuelle Berichte aus Italien und England legen aber nahe, dass Levy und die Lilywhites das Kapitel Pochettino zumindest vorerst abhaken müssen. Die Spurs sollen sich in Gesprächen mit Antonio Conte befinden, der jüngst als Meistertrainer von Inter Mailand hingeschmissen hat, nachdem die Vereinsführung den Italienern unmittelbar nach dem Gewinn des Scudettos einen Sparkurs verpasst hatte.

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    Conte und Spurs – eine Zweckehe?

    Conte zu den Spurs? Die Spekulationen werden in den vergangenen Tagen konkreter und könnten ein Hinweis sein, dass sich Tottenham im Werben um Pochettino zurückziehen musste. Conte brachte seinen letzten Klubs stets mit kurzer Anlaufzeit Erfolg ein.

    Allerdings überschneiden sich sein Portfolio und das von Levy öffentlich verkündete Anforderungsprofil für den Mourinho-Nachfolger nur an wenigen Punkten. Der Spurs-Boss sprach von einer Rückkehr zu einem "frei fließenden Offensiv-Fußball" – Mourinho hatte die Truppe in ein Defensiv-Korsett gezwängt, das beispielsweise Star-Angreifer Gareth Bale überhaupt nicht passte. Levy verriet auch, dass der neue Mann an der Seitenlinie Wert auf die Entwicklung junger Spieler legen und der Spurs-DNA somit entsprechen solle.

    Conte ist wie Mourinho ein ehemaliger Meistertrainer von Rivale Chelsea. Dieser Fakt käme bei den Fans wohl nicht allzu gut an. Wie der Portugiese ist auch Conte dafür bekannt, dem Erfolg alles unterzuordnen. Das inkludierte bei seinen letzten Stationen wenig Rücksicht auf die Entwicklung junger Spieler, auf die Bedürfnisse enttäuschter Spieler, die nicht zu seinem Stamm zählen. Der 51-Jährige hat klare Vorstellungen in Sachen Taktik und Kaderplanung, lässt sich dabei nicht gerne ins Handwerk pfuschen. Sowohl bei Chelsea als auch bei Inter führte das zuletzt zum verfrühten Ende seiner Amtszeit. All das mag die aktuellen Gerüchte um einen Wechsel zu Tottenham unwahrscheinlich wirken lassen. Levy könnte aber durchaus ein zweites Mal dem Charme eines Startrainers erliegen, dessen stolze Vita den ersehnten Titel verspricht. Auch, weil ihn die eigenen Fans für die lange Durststrecke seit dem letzten Titel verantwortlich machen.

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      Real als Verhandlungs-Turbo

      Für Pochettino heißt das wiederum, dass alles danach aussieht, als müsse er sich mit Sportboss Leonardo zusammenraufen. Ihn plagen ähnliche Sorgen, wie er sie schon bei den Spurs hatte und sie Conte aus seinen letzten Jobs kennt: Er will mehr Macht in der Transferpolitik seines Klubs. Weil PSG seinen Vertrag durch eine Klausel bis 2023 verlängert hat, fehlt ihm aber das Druckmittel eines möglichen Abschieds – der Verein hat alle Trümpfe in der Hand.

      Real Madrid hat am Dienstag Bewegung in die Zukunftsplanung von Tottenham und PSG gebracht. Sowohl Conte als auch Pochettino wurden auch beim künftigen Arbeitgeber von ÖFB-Star David Alaba gehandelt. Die "Königlichen" gaben überraschend Carlo Ancelotti als Nachfolger von Zinedine Zidane bekannt. Der Real-Job ist also weg. Das macht die Spurs zu einer realistischeren Option für Conte. Auch nicht zu vergessen: Zidane wäre nun ebenfalls frei, hat selbst gesagt, nicht an einen Rückzug aus dem Trainer-Geschäft zu denken. Der dreifache Champions-League-Sieger könnte für Paris eine Verlockung darstellen, Pochettino durch seinen Poker am Ende sogar mit leeren Händen dastehen…

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