Welt

Polizei stürmt Versteck, Terror-Brüder sind tot

Heute Redaktion
Teilen

Nach dem Terroranschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" lieferten sich die beiden mutmaßlichen Haupttäter, die Terror-Brüder Cherif (32) und Said Kouachi (34), Freitagfrüh eine Verfolgungsjagd mit der Polizei nahe Paris. Nach einem Schusswechsel nahmen die Brüder eine Geisel nahe dem großen Pariser Flughafen Charles de Gaulle und verschanzen sich seither. Seit Donnerstag hatten sie sich in Nordfrankreich versteckt gehabt. Am späten Mittwochabend stellte sich ein 18-jähriger Mittäter nahe der belgischen Grenze. Bei dem Anschlag starben Mittwochmittag zwölf Menschen, elf wurden verletzt.

— WolfgangH (@Wolfgang_H)

Die beiden mutmaßlichen "Charlie Hebdo"-Attentäter sind bei dem Polizei-Einsatz in Dammartin-en-Goele nördlich von Paris getötet worden. Das verlautete am Freitag aus Ermittlerkreisen. Die Geisel der beiden mutmaßlichen Islamisten sei frei und unversehrt.

 

. Das sagten Ermittler, Journalisten hörten Explosionen am Tatort im Osten der französischen Hauptstadt. Ein Mann hatte dort am Mittag mehrere Geiseln genommen. Am Gebäude, in dem sich die mutmaßlichen Attentäter auf das Satireblatt "Charlie Hebdo" verschanzt hielten, sind Freitagabend Schüsse und mehrere Explosionen gehört worden.

Schließlich vermeldeten Ermittler den "Zugriff". Elite-Einheiten starteten einen Einsatz zur Beendigung der Geiselnahme nordöstlich von Paris. In der Nähe der Druckerei in dem Ort Dammartin, wo die beiden Hauptverdächtigen des Anschlags auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" eine Geisel genommen hatten, waren zudem Rauchwolken zu sehen. Die Polizei vermeldete innerhalb von Minuten: Beide Geiselnehmer wurden getötet, die Geisel befreit.

Aufregung um Marine Le Pen

Diskussionen gibt es um den Ausschluss der rechtsextremen Front National (FN) von einem Solidaritätsmarsch am Sonntag. FN-Chefin Marine Le Pen und die konservative UMP rund um Nicolas Sarkozy hatten sich dagegen gewandt, dass die FN von den Organisatoren des Marsches nicht dazu eingeladen worden ist.

Seite 2: So lief die Jagd nach den Terror-Brüdern am Donnerstag!

Terror-Brüder überfielen Tankstelle

Am Donnerstag sollen die beiden Terror-Brüder eine Tankstelle in der Nähe von Villers-Cotteret überfallen haben, der Tankstellenbetreiber habe sie eindeutig identifiziert. "Die beiden Männer sind vermummt, mit Kalaschnikow und anscheinend mit Raketenwerfern" ausgerüstet, hieß es. Das Duo hatte es auf Benzin und Essbares abgesehen und floh anschließend.

Molotowcocktails und Jihad-Flaggen

Nachdem im Fluchtauto der Täter Molotowcocktails und Jihad-Flaggen gefunden wurden, riegelten die Behörden die Umgebung des Ortes Villers-Cotteret ab. Elite-Einheiten umstellten Häuser.

Die Polizei richtete Straßensperren ein. Spezialeinheiten und hunderte Polizisten hatten zudem die 14.000-Einwohner-Gemeinde Crepy-en-Valois in einem Radius von 20 Kilometern umstellt.

18-jähriger ging auf Polizeistation und ließ sich festnehmen

Der 18-Jährige mutmaßliche Mittäter, der sich selbst der Polizei stellte, soll den beiden Brüdern geholfen haben und auch im Fluchtauto der Attentäter gesessen sein. Mittwochabend betrat er die Polizeistation in der nordostfranzösischen Stadt Charleville-Mezieres nahe der belgischen Grenze und ließ sich festnehmen.

Schulfreunde und Nachbarn des 18-jährigen Mourad H. haben Zweifel an dessen Komplizenschaft.  "Mourad ist gestern den ganzen Vormittag über in der Schule gewesen", sagte dessen Mitschüler Anis am Donnerstag in Charleville. "Es gibt jede Menge Zeugen. Ich verstehe nicht, weshalb er in Polizeigewahrsam ist." Auch eine islamistische Ausrichtung des 18-Jährigen bestritten seine Bekannten.

18-Jähriger Schwager der Brüder

H. ist der Schwager eines der beiden Hauptverdächtigen des Anschlags auf "Charlie Hebdo". Mourad sei ein "sehr netter Bursche, der mit den Fundamentalisten nichts zu tun hat", hob sein Schulkamerad hervor. "Er ist Muslim, aber gemäßigt." Eine andere Schulfreundin berichtete, Mourad H. habe ihnen erzählt, die Polizei sei bei ihm und er verstehe nicht, was los sei. Die Familienmitglieder seien zwar praktizierende Muslime, aber würden nie "so etwas" tun - auch nicht den Attentätern bei der Flucht helfen. Nachbarn der Familie äußerten sich ähnlich.

Nach Angaben des französischen Premierministers Manuel Valls gab es weitere Festnahmen. Mehrere Menschen befänden sich in Polizeigewahrsam, sagte der Regierungschef am Donnerstagmorgen im Radiosender RTL. Aus Justizkreisen drang durch, dass es sich um sieben Menschen handeln soll.
Seite 3 und 4: So trauern Frankreich und die Welt plus die Steckbriefe der Terror-Brüder!

Nationaler Trauertag

Nach dem Angriff auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" hat Frankreichs Präsident Francois Hollande für Donnerstag einen nationalen Trauertag ausgerufen. Die Landesflaggen sollten für drei Tage auf Halbmast gesetzt werden, sagte Hollande am Mittwochabend in einer Fernsehansprache. Er rief seine Landsleute auf, sich durch das Attentat mit zwölf Toten nicht spalten zu lassen: "Unsere beste Waffe ist unsere Einheit", sagte der Präsident.

Anrufe von Obama und Putin

US-Präsident Barack Obama, der im Weißen Haus von einem "feigen, bösartigen Angriff" sprach, kondolierte telefonisch bei Hollande und bot Hilfe bei den Ermittlungen und der Fahndung an. Russlands Präsident Wladimir Putin telefonierte ebenfalls mit Hollande und verurteilte den Anschlag als "barbarischen Akt". Er hoffe, dass die Täter gefunden und ihre verdiente Strafe erhalten würden. Putin übermittelte allen Angehörigen und Freunden der Opfer der Bluttat von Paris sein Mitgefühl.

Schweigeminute bei allen französischen Fußballspielen

Der französische Fußball will mit einer Schweigeminute bei allen Spielen dieses Wochenendes sein Mitgefühl für die Opfer des Terroranschlags auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" zum Ausdruck bringen. Das teilte der nationale Verband am Donnerstag auf seiner Homepage mit. Die französische Familie sichere den Familien der Opfern ihre Unterstützung zu, schrieb der Verband.

Muslimisches Indonesien: Kein Gewaltakt kann je gerechtfertigt werden

Regierungen und Religionsführer in Asien haben den Anschlag von Paris scharf verurteilt. "Kein Gewaltakt kann je gerechtfertigt werden", teilte das Außenministerium in Indonesien mit, dem Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. "Die Regierung steht voll hinter der französischen Regierung, dass den Attentätern der Prozess gemacht werden muss." "Das verstößt gegen humanitäre Werte und die islamische Lehre", sagte der Sprecher des Rats muslimischer Prediger (MUI), Muhyidin Junaidi.

Kritika auch aus Malaysia

Die Regierung im überwiegend muslimischen Nachbarland Malaysia zeigte sich ebenfalls entsetzt. "Nichts rechtfertigt das Auslöschen von unschuldigen Leben", hieß es in einer Stellungnahme. "Extremismus muss mit Mäßigung, interkulturellem Verständnis und Respekt bekämpft werden." Die philippinische Regierung, die im Süden des Landes seit Jahrzehnten gegen muslimische Extremisten kämpft, verurteilte die Anschläge als "eklatante Missachtung menschlichen Lebens und des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung."

Erdogan: Weiterhin jede Art von Terrorismus bekämpfen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den Terroranschlag in Paris und warnte zugleich vor Intoleranz. Terrorismus könne nicht religiös oder national sein und durch nichts gerechtfertigt werden, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Präsidenten. Die Türkei werde weiterhin jede Art von Terrorismus bekämpfen. Erdogan erklärte, Intoleranz gegenüber Andersartigkeit und Hassreden hätten Spannungen den Weg geebnet. Das türkische Staatsoberhaupt hatte erst am Dienstag eine zunehmende Fremden- und Islamfeindlichkeit in Europa kritisiert.

Auch die Regierungen Afghanistans und Pakistans verurteilten den Anschlag. "Es gibt keine Rechtfertigung für diese brutale Tat", hieß es in einer Mitteilung des afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani. Das pakistanische Außenministerium teilte mit: "Pakistan verurteilt Terrorismus in all seinen Formen."

Nächste Seite: Die "Steckbriefe" der hauptverdächtigen Brüder

Am frühen Donnerstag veröffentlichten die Ermittler ein Fahndungsplakat. Die mutmaßlichen Täter, die Brüder Said (34) und Cherif K. (32) sind polizeibekannt.

Brüder zwar überwacht, aber keine Hinweise auf Terrorakt

Die zwei flüchtigen Brüder (32 und 34) besitzen die französische Staatsangehörigkeit. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve räumte ein, dass die Hauptverdächtigen zuvor überwacht worden sind. Es habe aber keine Hinweise auf einen bevorstehenden Terrorakt gegeben.

Berichte, wonach der Älteste bereits mehrfach wegen seiner Kontakte zu einem dschihadistischen Netzwerk im Irak verurteilt worden ist, stimmen laut Cazeneuve nicht.

Cherif Kouachi (32) - Der jüngere der beiden Brüder hat nach Berichten französischer Medien bereits ein Vorleben als Islamist. Er wurde 1982 in Paris geboren. Er soll Teil einer nach dem städtischen Park "Buttes-Chaumon" genannten Verbindung gewesen sein, die in Frankreich Jihadisten für den Kampf im Irak angeheuert haben soll. Kurz bevor er sich absetzen konnte wurde er verhaftet und 2008 zu drei Jahren Haft verurteil, von denen 18 Monate zur Bewährung ausgesetzt wurden. Zwei Jahre später wurde sein Name im Zusammenhang mit einem Befreiungsversuch eines inhaftierten Mitglieds einer islamistischen Gruppe genannt.

Said Kouachi (34) - Auch der ältere Bruder ist als französischer Staatsbürger im zehnten Arrondissement von Paris geboren. Im Zusammenhang mit den Aktivitäten seines jüngeren Bruders soll auch Said K. 2010 im Visier der Ermittler gewesen sein. Dabei sollen sich keine Erkenntnisse ergeben haben.