Polizei verhaftet Wiener Gewinnspiel-Millionär (45)

Mit gemeinen Gewinnspiel-Tricks soll Gerhard B. Zehntausende Senioren über den Tisch gezogen haben. Schaden: mehr als 50 Millionen Euro. Jetzt sitzt "Europas größter Gewinnversender" in Haft.

Mit gemeinen Gewinnspiel-Tricks soll Gerhard B. Zehntausende Senioren über den Tisch gezogen haben. Schaden: mehr als 50 Millionen Euro. Jetzt sitzt "Europas größter Gewinnversender" in Haft.

Viele Jahre lang überschwemmte eine Wiener Versandgruppe Europa mit "richtig guten Nachrichten". Ältere Menschen wurde in persönlichen Briefen ein "sensationeller Gewinn" angekündigt: "Der Geldsegen könnte Sie erdrücken."

Wer naiv genug war, an "garantiertes" Glück (bis zu 50.000 Euro) zu glauben, wurde massiv gedrängt ("Um Gottes willen, melden Sie sich!"), die vermeintlichen Big Spender über eine Mehrwertnummer zu kontaktieren. Kosten: 2,99 Euro pro Minute. Bis Senioren draufkamen, dass ihre Glückspost kleingedruckte Zusätze hatte (meist nahmen sie nur an einer Verlosung teil), war die Telefonrechnung auf bis zu 4.000 Euro angewachsen.

Das Geld landete bei einem Firmengeflecht (etwa: EVD, Friedrich Müller Versand) in Wien-Leopoldstadt, wo Gerhard B. (45) die Fäden zog. Bereits seit 2000 ermittelt die Justiz gegen den Porsche-Fahrer. Der Verdacht: schwerer gewerbsmäßiger Betrug. Schaden: über 50 Millionen Euro.

Denn viele Opfer gingen auch merkwürdigen Forderungen (Verwaltungsbeitrag, Sofortauszahlungsgebühr von je 50 Euro) auf den Leim. Allein auf einem Konto der Abzocker gingen binnen einem Jahr 75.100 Zahlscheine ein. Unterstützt von Topanwälten konnte Gerhard B. lange alle Vorwürfe parieren. Und als Konsumentenschützer das Verbot von "irreführenden Gewinnspielen" durchsetzten, schickte er seine Versandgruppe in Konkurs.

Die satten Profite sind in Stiftungen versickert. Folge: Im Jänner vermutete das OLG Wien auch noch "die Bildung einer kriminellen Vereinigung". Im Februar wurde Gerhard B. verhaftet. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Wolfgang Höllrigl