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Polizei ließ Alko-Lenker weiterfahren – zwei Tote

Bei einem Alkolenker-Unfall auf der deutschen Autobahn A20 wurden zwei Menschen getötet. Hätte die Polizei den fatalen Crash verhindern können?

Roman Palman
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Tödlicher Unfall an der A20 Anschlussstelle Wismar/Mitte am 2. August 2020
Tödlicher Unfall an der A20 Anschlussstelle Wismar/Mitte am 2. August 2020
FF Wismar Friedenshof

Die Vorwürfe, die aktuell gegen zwei deutsche Polizisten erhoben werden, wiegen schwer. Sie sollen am ersten Augustwochenende auf dem Rastplatz "Auf dem Karkfeld" bei Lübeck (Schleswig-Holstein) einen betrunkenen Autofahrer kontrolliert haben. Trotz dessen Zustandes ließen die beiden Polizisten den 28-Jährigen einfach weiterfahren – kurz darauf verursachte er bei der Anschlusstelle Wismar einen tödlichen Unfall. 

Todeslenker fuhr in Schlangenlinien

Wie die "Bild" berichtet, hatte der Fahrer eines Partybusses noch vor dem Todescrash die Polizei alarmiert, weil ihm der Fahrstil des BMW-Lenkers verdächtig vorkam. "Ich habe um 0.45 Uhr den Notruf gewählt, weil ich den Mann in Schlangenlinien fahren gesehen hatte. Die Polizisten sagten mir am Telefon, dass ich möglichst an ihm dranbleiben soll. Das habe ich gemacht", schildert Gürhan Ertüfek (38) im Gespräch mit der Zeitung.

Freiwilligen Alkotest verweigert

An besagtem Rastplatz kamen dann schließlich die Uniformierten des Polizei-Autobahn- und Bezirksrevier Bad Oldesloe dazu. Sie unterzogen den 28-Jährigen aus Eberswalde in Brandenburg einer Lenker- und Fahrzeugkontrolle. Mehrfach hätten die Beamten den Lenker gefragt, ob er Alkohol getrunken habe. "Dies verneinte er. Einen ihm angebotenen freiwilligen Atemalkoholtest lehnte er ab", so Oberstaatsanwältin Ulla Hingst zu "Bild". In Folge führten die Polizisten drei Umgebungsluftmessungen durch, die allerdings alle keinen Alkoholgehalt feststellen konnten – und das obwohl bei der letzten Messung das Gerät direkt vor das Gesicht des Mannes gehalten wurde.

28-Jähriger blieb als einziger unverletzt

Genau eine Stunde später, gegen 2 Uhr früh, kam es zu dem fatalen Unglück: Der BMW des 28-Jährigen knallte mit hoher Geschwindigkeit von hinten gegen einen mit drei Insassen besetzten Skoda. Der 45-jährige Lenker des anderen Wagens sowie eine 19-jährige Mitfahrerin wurden bei der Kollision so schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle verstarben. Ein weiterer 19-Jähriger überlebte schwer verletzt und musste mit einem Rettungshelikopter in ein Krankenhaus geflogen werden.

2,11 Promille festgestellt

Nur der Unfallverursacher überstand den Crash ohne gröbere Blessuren, wie es im damaligen Pressebericht der Polizei heißt. Gegen ihn wird nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt – ein nach dem Unfall durchgeführter Alkotest ergab einen Wert von 2,11 Promille.

Intern ermittelt wird nun auch gegen die beiden Polizisten, die ihn trotz des erheblichen Rausches hatten fahren lassen. "Die Polizeibeamten haben – nachdem sie von dem Unfall erfahren hatten – eigeninitiativ ihren Dienstgruppenleiter angesprochen, dass sie sich Gedanken machen würden, ob zwischen dem Unfall und der Überprüfung des Fahrzeugs durch sie ein Zusammenhang bestehe", wird Oberstaatsanwältin Hingst abschließend zitiert.