Coronavirus

Positiv nach 3. Stich! "Geboostert kein Herkules"

Zahlreiche Menschen halten ein positives Testergebnis in der Hand – trotz Booster. Experten warnen davor, sich in falscher Sicherheit zu wiegen.
20 Minuten
06.01.2022, 06:16

Kaum geboostert, Corona-positiv: Diese Überraschung erleben manche der rund zwei Millionen Menschen mit Drittimpfung in der Schweiz. So etwa auch ein Zürcher, der genesen und geimpft ist: "Drei Tage nach meinem Booster bekam ich Gelenkschmerzen und war sehr müde. Kurz darauf fiel mein Schnelltest positiv aus." Mit einem positiven Corona-Test kurz nach dem Booster hätte er tatsächlich nicht gerechnet.

Ärzte kennen das Phänomen. "Wir behandeln in den Praxen täglich mehrere Fälle von Patientinnen und Patienten, die nach dem Booster einen Impfdurchbruch erlitten", sagt Felix Huber, Präsident des Ärztenetzwerks Medix.

Die Betroffenen hätten oft grippale Infekte mit leichten Beschwerden, sagt Huber. "Angesteckt haben müssen sie sich mit der Omikron-Variante." Nach der dritten Impfung hätten die Betroffenen "zu wenig aufgepasst" oder sich kurz vor dem Booster-Termin noch angesteckt, vermutet er.

Wer geboostert ist, hat ab sofort – ohne Vorweisen eines negativen Tests – Zutritt zum Beispiel zu Clubs und Hallenbädern. Doch Infektiologe Andreas Cerny warnt: "Frisch geboostert sollte man nicht das Gefühl haben, man sei Herkules." Etwa rate er davon ab, den Booster zum Beispiel mit einem Restaurantbesuch zu feiern oder darin einen Grund zu sehen, doch ins Büro statt im Homeoffice arbeiten zu gehen.

"Gegen Omikron nur ungenügend geschützt"

Bis Geboosterte den vollständigen Schutz gegen Omikron aufgebaut haben, dauert es laut Cerny zehn bis 14 Tage. "In diesem Zeitfenster ist man gegen eine Omikron-Infektion leider nur ungenügend geschützt. Deshalb sollte man vorsichtig bleiben und die Schutzmaßnahmen genau befolgen." So sei in dieser Zeit die Gefahr, sich mit Omikron anzustecken oder jemandem das Virus weiterzugeben, gleich hoch wie vor dem Booster.

Auch Felix Huber sagt: "Gleich nach dem Booster sollte man sich verhalten, als hätte man die Drittimpfung noch nicht gemacht."

"Nicht rauslaufen und Party machen"

Auch die Politik appelliert an ein vorsichtiges Verhalten. "Es muss der Bevölkerung bekannt gemacht werden, dass sie nach dem Booster nicht rauslaufen und Party machen können", sagt FDP-Fraktionspräsident Beat Walti.

Für wichtig hält er dies insbesondere im Hinblick auf die kritischen Personalausfälle, die durch Omikron drohen. Laut Walti sollten Geboosterte in den ersten zwei Wochen unnötige Kontakte einschränken. "Auch wäre es hilfreich, wenn Arbeitgeber Angestellten, die normalerweise vor Ort sein müssen, vorübergehend Aufgaben geben, die sie auch im Homeoffice erledigen können."

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