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Prigoschin: "Wollte kein Blut von Russen vergießen"

Jewgeni Prigoschin äußerte sich am Montag erstmals zum Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner. Dabei kann er sich einen Seitenhieb nicht verkneifen.

David Huemer
Jewgeni Prigoschin äußert sich in einer Videobotschaft zum Rückzug der Söldner-Gruppe Wagner.
Jewgeni Prigoschin äußert sich in einer Videobotschaft zum Rückzug der Söldner-Gruppe Wagner.
IMAGO/ZUMA Wire

Am Samstag sorgte Jewgeni Prigoschin mit der Söldner-Gruppe Wagner in der russischen Stadt Rostow für Aufsehen. Die Wagner-Gruppe besetzte alle militärischen Einrichtungen der Stadt, reagierte damit auf einen Angriff mit Raketen, Helikoptern und Artillerie auf ein Wagner-Lager im Hinterland reagieren. Den Befehl dafür habe Verteidigungsminister Sergei Schoigu gegeben, behauptete Prigoschin.

Prigoschin hatte Minister Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow Unfähigkeit vorgeworfen und die beiden für die vielen Niederlagen in dem Krieg verantwortlich gemacht. Er forderte vehement die Absetzung der beiden Topmilitärs – und machte sich mit seinen Kämpfern auf den Weg nach Moskau. 

Wie Prigoschin nun erklärt, habe er niemals die Absicht gehabt, die russische Regierung zu stürzen. "Ziel unseres Marsches auf Moskau war es, die Zerstörung der Söldnergruppe Wagner zu verhindern. Außerdem wollten wir, dass denjenigen Gerechtigkeit widerfährt, die durch ihre unprofessionellen Handlungen eine Reihe von Fehlern bei der Militäroperation in der Ukraine gemacht haben", erklärt der Wagner-Boss in seiner Videobotschaft. 

Für die Entscheidung seine Kämpfer wieder zurückzuziehen hätte es laut Prigoschin zwei Gründen gegeben. Einerseits wollte er verhindern, dass "Blut von Russen" vergossen wird, andererseits wollte er seinem Protest gegen die russische Militärführung "Ausdruck verleihen". 

"Binnen 24 Stunden haben wir 780 Kilometer zurückgelegt. Wir haben erst 200 Kilometer vor Moskau kehrtgemacht. In dieser Zeit haben wir alle Militäreinrichtungen auf der Strecke blockiert und neutralisiert", zeigt sich Prigoschin dennoch Stolz über seine Militär-Operation. Auf dem Weg nach Moskau wären die Wagner-Söldner von vielen russischen Staatsbürgern mit offenen Armen empfangen worden. "Während unseres Marsches am 23. und 24. Juni durch viele russische Städte haben uns Zivilisten mit russischen Flaggen und Wagner-Emblemen empfangen. Sie waren alle glücklich, dass wir gekommen sind", so der Wagner-Chef abschließend. 

Prigoschin soll sich in Minsk aufhalten

Im Rahmen seiner Videobotschaft gab Prigoschin jedoch seinen Aufenthaltsort nicht bekannt. Nach dem Aufstand in Rostow gab es wilde Spekulationen über den Verbleib des 62-Jährigen. Eine heiße Spur soll nun in die belarussische Hauptstadt Minsk führen. Laut Medienberichten soll Prigoschin am Dienstagmorgen auf einem Militärflughafen in der Nähe der Hauptstadt gelandet sein. Seither soll sich der Wagner-Chef im "Green City Hotel" am westlichen Stadtrand aufhalten. 

Belarus könnte nun zu einem wichtigen Stützpunkt der Wagner-Gruppe werden. Laut Medienberichten soll die Söldner-Gruppe Wagner vor ihrem Rückzug aus Rostow den Bau eines Feldlagers in Belarus zugesichert bekommen haben. Die russische Zeitung "Wjorstka" berichtet, dass bereits an einem Feldlager in Assipowitschi gebaut wird. Das Areal soll insgesamt 24.000 Quadratmeter groß sein und Platz für 8.000 Kämpfer bieten. Alle Wagner-Kämpfer, die sich derzeit noch an der Front befinden, sollen in den kommenden Tagen nach Belarus überstellt werden.

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    Am Samstag zog sich Wagner-Chef Prigoschin mit seinen Truppen aus Rostow zurück.
    Am Samstag zog sich Wagner-Chef Prigoschin mit seinen Truppen aus Rostow zurück.
    REUTERS