Oberösterreich

Hohe Sterblichkeit bei Corona-Patienten auf Intensiv

Die Intensivstationen in OÖ sind fast voll. Die Sterblichkeit unter den Patienten dort ist hoch. Ein Top-Mediziner erklärt, warum das so ist.

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Primar Kostja Steiner vom Landeskrankenhaus Rohrbach erklärt, warum die Intensivstationen wegen des Coronavirus so voll sind.
Primar Kostja Steiner vom Landeskrankenhaus Rohrbach erklärt, warum die Intensivstationen wegen des Coronavirus so voll sind.
OÖG

Die Bilder aus den Intensivstationen Oberösterreichs sind dramatisch. Menschen, die an Schläuchen hängen, von Maschinen beatmet werden, weil sie es selbst nicht mehr schaffen, genug Sauerstoff in den Körper zu bringen. Für viele Patienten endet eine Corona-Virus-Erkrankung tödlich. In OÖ gibt es mittlerweile schon 460 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona. 

Für "Heute" hat die oö. Gesundheitsholding die Sterblichkeit von Corona-Patienten auf Intensivstationen erhoben. Für den November, in dem es mit Abstand die meisten Fälle auf Intensivstationen und auch die meisten Todesfälle gab, sind die Daten noch nicht verfügbar.

Sterblichkeit sehr hoch

Aber: In den Spitälern der Gesundheitsholding (rund 50 Prozent Marktanteil in OÖ) gab es von Jänner bis Ende Oktober 20 Patienten auf der Intensivstation. Davon sind 14 gestorben. Das ergibt eine Sterblichkeit von 70 Prozent. Auf der Normalstation wurden in diesem Zeitraum 492 Personen behandelt, 35 von ihnen sind gestorben. Das Problem sind meistens Komplikationen mit der Lunge.

Die Grafik zeigt die Anzahl der Todesfälle in Spitälern in OÖ. Klar zu sehen ist, wie dramatisch sich die Situation im Herbst entwickelt hat.
Die Grafik zeigt die Anzahl der Todesfälle in Spitälern in OÖ. Klar zu sehen ist, wie dramatisch sich die Situation im Herbst entwickelt hat.
OÖ Gesundheitsholding

"Es gibt Patienten, die 30 bis 40 Mal in der Minute atmen müssen", erklärt Primar Kostja Steiner im Telefonat mit "Heute". Nur so schaffen sie es, genug Sauerstoff zu bekommen. Zum Vergleich: Ein Erwachsener atmet normalerweise 12 bis 18 Mal in der Minute ein und aus.

"Irgendwann ist die Muskelkraft erschöpft, bei vielen älteren Patienten schneller als bei jüngeren", so Steiner, der im Vorjahr die Leitung des Institutes für Anästhesie und Intensivmedizin im Landeskrankenhaus Rohrbach übernommen hat.

"Sauerstoffaustausch immer schwieriger"

Das Problem mit dem Coronavirus sei, dass es eine Lungenentzündung auslösen kann. Steiner: "Durch die Entzündungsreaktion wird der Sauerstoffaustausch immer schwieriger".

Aber warum ist die Sterblichkeit bei Corona-Patienten auf der Intensivstation so hoch? "Die Patienten kommen dann auf die Intensivstation, wenn sie maximale Akutmedizin zum Überleben brauchen. Natürlich ist da die Sterblichkeit höher als auf der Normalstation". In den Spitälern habe man inzwischen nachgerüstet. Es gibt mittlerweile auch auf den Normalstationen Atemtherapiegeräte. "So können Patienten lange auf der Normalstation betreut werden", erklärt Steiner. 

Und was hält Steiner von Menschen, die das Virus kleinreden oder von einer "normalen Grippe" sprechen? Man könne alle Zahlenspiele weglassen, sagt er. Klar sei aber, dass es seit dem zweiten Weltkrieg noch keine Situation gegeben habe, in der Teile von Krankenhäusern und ganze Abteilungen mit Patienten mit einer einzigen Erkrankung voll waren. Es werde oft vergessen, dass die Pandemie Auswirkungen auf alle hat, weil in den Spitälern eben auch für die Behandlung von Unfallopfern die Ressourcen knapp würden. 

"Merken schon leichte Entspannung"

"Und wenn Maßnahmen notwendig werden, trifft das ja auch alle", so Steiner, der aus dem Spital in Rohrbach auch eine gute Nachricht berichten kann. "Wir sehen schon eine leichte Entspannung", sagt er im Hinblick auf den derzeitigen Lockdown und die strengen Maßnahmen.