Szene

Prime Time: Darum starten Filme und Serien um 20.15 Uhr

Egal ob im ORF, auf ATV, Puls4, ProSieben oder auf Sky: Die Prime Time startet auf fast jedem TV-Sender um 20.15 Uhr. Doch wie kam es dazu?

Stefanie Riegler
Die Prime Time bezeichnet jenen Zeitraum mit der höchsten Fernsehnutzung.
Die Prime Time bezeichnet jenen Zeitraum mit der höchsten Fernsehnutzung.
Getty Images/iStockphoto

Es ist bereits eine lange TV-Tradition. Die Hauptsendezeit beginnt im deutschen und österreichischen Fernsehen um 20.15 Uhr. Alle Blockbuster, Fernsehfilme, Shows, Dokumentationen oder Serien starten jeden Abend um die selbe Zeit und sollen damit die höchsten Einschaltquoten des Tages generieren. Doch wie kam es zu dieser sonderbaren Uhrzeit?

"Tagesschau" markiert in Deutschland Start der Prime Time

In Deutschland liefert den Grund dafür die "Tagesschau". Die traditionelle Nachrichtensendung der ARD wird täglich von 20.00 bis 20.15 Uhr ausgestrahlt.

Bereits seit den 1950er-Jahren flimmert die "Tagesschau" immer zur selben Zeit über die TV-Bildschirme. Sie ist die meistgesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen und verzeichnete im Jahr 2021 durchschnittlich rund 11,69 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen. Mit dem Sendungsende um 20:15 Uhr markiert sie den Start der Prime Time.

Wie "chip.de" berichtet, starteten die privaten TV-Sender ProSieben und Sat.1 in den 1990er-Jahren den Versuch, ihr Abendprogramm ab 20 Uhr auszustrahlen. Die Rechnung ging allerdings nicht auf.

Die "Tagesschau" hatte sich so sehr in den Sehgewohnheiten der Deutschen etabliert, dass ProSieben und Sat.1 mit der neuen Uhrzeit nur Quotenverluste verbuchen konnten. Nach einigen Montagen wechselten sie wieder zur üblichen Startzeit um 20.15 Uhr zurück.

So entstand die Prime Time im ORF

Auch in Österreich beginnt die Hauptsendezeit im Allgemeinen um 20.15 Uhr. Im ORF wird die "ZiB1" anders als in Deutschland schon um 19.30 Uhr ausgestrahlt. Sie ist die meistgesehene und wichtigste politische Informationssendung des Landes. Im Jahr 2022 erreichte die Nachrichtensendung durchschnittlich fast 1,9 Millionen Zuseher und Zuseherinnen.

Nach der "ZiB1" folgen traditionsgemäß "Wetter", "Sport aktuell", sowie die "Seitenblicke" bzw. das "ZIB Magazin", bevor die Hauptsendungen auf ORF1 und ORF 2 starten.

1/4
Gehe zur Galerie
    Im ORF wird die "ZiB1" mit Tarek Leitner und Nadja Bernhard um 19.30 Uhr ausgestrahlt.
    Im ORF wird die "ZiB1" mit Tarek Leitner und Nadja Bernhard um 19.30 Uhr ausgestrahlt.
    Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

    Wie die ORF-Pressestelle auf "Heute"-Anfrage erklärt, dürften sich die Beginnzeiten der ZIB und der Start des Hauptabends um 20.15 Uhr im Laufe der 1960er-Jahre in Abstimmung auf die deutschen Sender etabliert haben. Bis Anfang der 1960er-Jahre begann das Fernsehprogramm im ORF erst am Nachmittag. Mit der Rundfunkreform 1967 wurde das TV-Angebot "dem Lebensstil und den Ansprüchen" der Industriegesellschaft angepasst. 

    Fernsehprogramm als Gegenpol zum Arbeitsalltag

    "Als Feierabendmedium, das den Gegenpol zum Arbeitsalltag bildet, verzeichnet das Fernsehen die stärkste Nutzung abends. Aus diesem Grund werden die durchschnittlich sieben Stunden Programm, die das Erste Programm täglich bietet, in ein Vorabend-, ein Hauptabend- und ein Spätprogramm gegliedert. Am Vorabend kommt ein der Familie und Unterhaltung gewidmeter Block. Die höchsten Einschaltziffern weist der Hauptabend auf, der, einer alten Publikumsforderung nachkommend, fortan nach der ersten Zeit im Bild um 19 Uhr 30 immer pünktlich um 20 Uhr 15 beginnen soll. Nachtschwärmern werden danach noch Spätsendungen geboten. Das Fernsehprogramm schmiegt sich allmählich an den Feierabend der Zuseher an. Jeder Wochentag wird im Übrigen spezifisch bespielt, was ihnen Gewissheit darüber gibt, was sie an einem bestimmten Tag erwarten dürfen – eine Show, ein Fernsehspiel oder einen Film", schreibt Autor und Kommunikationswissenschaftler Wolfgang Pensold in seinem Buch "Zur Geschichte des Rundfunks in Österreich" über die Rundfunkreform 1967.

    Die Einteilung der Programme mit fixierten Sendeplätzen wurde bis heute beibehalten. Zu den absoluten Klassikern zählt etwa die Krimi-Reihe "Tatort", die jeden Sonntag um 20.15 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt wird. Auch die privaten Sender wie ATV und Puls4 zeigen ihre eigenproduzierten Dokumentationen, Reality-Formate, sowie Serien und Filme ab 20.15 Uhr.

    In Norwegen beginnt Hauptsendezeit um 19.45 Uhr

    In anderen europäischen Ländern fällt die Prime Time aber unterschiedlich aus. So beginnen im Schweizer Fernsehen Serien und Filme bereits um 20.05 bzw. um 20.10 Uhr. In Frankreich startet die Prime Time etwas später um 20:45 Uhr. Auch der deutsch-französische Kulturkanal Arte hat bis 2009 alle Hauptsendungen erst ab dieser Uhrzeit ausgestrahlt. Eine Stunde früher flimmern Blockbuster, TV-Filme und Serien in Norwegen über die Bildschirme. Hier beginnt die Prime Time um 19:45 Uhr. Auf dem NRK1-Kanal läuft vorab um 19:00 Uhr die tägliche Nachrichtensendung "Dagsrevyen".

    Die Prime Time ist besonders für Werbetreibende attraktiv. Im Radio wird die Hauptsendezeit "Drive Time" genannt und findet in der Regel am frühen Morgen zwischen 6 und 9 Uhr statt. Damit sollen vor allem Pendler und Pendlerinnen im Frühverkehr erreicht werden.

    Mit der fortschreitenden Digitalisierung verändern sich die Hauptsendezeiten für TV und Radio allerdings immer mehr. Durch Streaming-Angebote wird der Zugriff auf Musik, Podcasts, Serien und Filme rund um die Uhr ermöglicht. Auch auf den Mediatheken der Fernsehsender können Nutzer und Nutzerinnen das Programm zu einer beliebigen Uhrzeit konsumieren.