Österreich

Private Mieten: Vier von fünf Angeboten zu teuer

Die Stadt Wien hat rund 40.000 Inserate vom privaten Wohnungsmarkt überprüft. Das Ergebnis: Vier von fünf Angeboten im Altbaubestand sind zu hoch.

Heute Redaktion
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Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ): "Durchschnittlich lagen die ausgewiesenen Angebote um 3,54 Euro pro Quadratmeter über den zulässigen Tarifen."
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ): "Durchschnittlich lagen die ausgewiesenen Angebote um 3,54 Euro pro Quadratmeter über den zulässigen Tarifen."
Bild: Helmut Graf

„Seit Oktober 2016 haben die Experten der Mieterhilfe insgesamt rund 40.000 Inserate, inklusive Mehrfach-Inserate, von zehn unterschiedlichen Immobilienplattformen unter die Lupe genommen. Und die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Bei vier von fünf Angeboten wird deutlich mehr verlangt, als es das Richtwertmieten-Gesetz erlaubt. Durchschnittlich lagen die ausgewiesenen Angebote um 3,54 Euro pro Quadratmeter über den zulässigen Tarifen", so Wohnbaustadtrat Michael Ludwig.

Mietvorschreibungen auch überschritten

Auch bei den bestehenden Mietverhältnissen geht nicht immer alles mit rechten Dingen zu: Bei insgesamt 2.700 Mietzinsüberprüfungen wurden die gesetzlich zulässigen Mietvorschreibungen laut Stadt um 3,18 Euro pro Quadratmeter überschritten. „Das entspricht einem vermeintlichen Körberlgeld von 8,5 Millionen Euro pro Jahr, das den betroffenen Mietern am Ende wieder rückerstattet werden muss", so Ludwig.

Diskrepanz zwischen Gesetz und Wirklichkeit

Insgesamt sind in den vergangenen acht Monaten 40.000 Inserate durchforstet worden – 4.000 inserierte Wohnungsangebote aus dem Altbaubestand wurden genau überprüft. Und auf diese Punkte wurde geachtet: Netto-Mietkosten, Betriebskosten, Kaution, Ablöse und auch die Ausstattung.

Das Ergebnis: Im Durchschnitt waren rund 80 Prozent der angebotenen Wohnungen überteuert. Durchschnittlich wurde um 3,54 Euro pro Quadratmeter zu viel verlangt. „Die durchschnittliche Gesamtmiete, inklusive Betriebs- und Nebenkosten sowie Möbelmieten, beträgt laut der aktuellen Untersuchung 13 Euro pro Quadratmeter. Der Hauptmietzins schlägt dabei mit rund 10 Euro zu Buche", schildert Christian Bartok, Leiter der Mieterhilfe.

Bei durchschnittlich 3,18 Euro pro Quadratmeter und einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von 72 Quadratmetern ergibt dies laut Stadt im jeweiligen Einzelfall bereits rund 2.500 Euro vor Steuer und Verzugszinsen im Jahr.

Die Stadt rät, sich bei derartigen Mehrverrechnung eine behördliche Überprüfung und ein Verfahren bei der Schlichtungsstelle durchzuführen. „In Summe kann gesagt werden, dass den Mietern aufgrund der Möglichkeit einer Mietzinsüberprüfung durch die Schlichtungsstelle im Jahr ca. 8,5 Millionen Euro erspart werden", so Stadtrat Ludwig.

Drei Viertel haben befristete Mietverhältnisse

Was auch auffiel: Es gibt immer mehr befristete Mietverträge. Die Anzahl jener Wohnungen am privaten Markt, die mit unbefristeten Verträgen angeboten wird, liegt derzeit bei nur noch bei 22 Prozent.

Informationsoffensive für Wiener Mieter

„Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse und unserer bisherigen Erfahrung gehen wir davon aus, dass viele Mieter in Altbauten deutlich mehr als den gesetzlich vorgegebenen Richtwertmietzins zahlen", stellt der Wohnbaustadtrat fest. „Leider wird die überhöhte Miete viel zu oft hingenommen, teilweise aus Unwissenheit, aber natürlich auch aus Angst, dass der beispielsweise befristete Mietvertrag nicht verlängert wird", ergänzt der Leiter der Mieterhilfe, Christian Bartok.

Die Mieterhilfe wird ab sofort alle Mieter von Gebäuden, die hier besonders auffällig wurden, per Informationsschreiben auf die Unterstützungsangebote hinweisen.

Infos gibt's auch unter: www.mietenrechner.at

(red)