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Proteste und Anschlag überschatten Wahl

Heute Redaktion
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Das Parlament in Ägypten, dass ab Montag gewählt werden soll, könnte über die Einsetzung einer neuen Regierung entscheiden. Das sagte der vom Militärrat eingesetzte Übergangspremier Kamal al-Ganzouri am Sonntag. Zuvor hatte es von dem einflussreichen Armeegremium am Samstag geheißen, dass das neue Parlament nicht in der Lage sein werde, die vom Militär eingesetzte Regierung zu entlassen oder neue Minister auszuwählen.

Hochspannung in Ägypten: Vor dem Start der Wahlen am Montag gehen die Proteste am Tahrir-Platz in Kairo weiter. Unbekannte verübten zudem in der Nacht einen Bombenanschlag auf eine Gaspipeline nach Israel und Jordanien.

Von den Militärs eingesetzt

Gazouri war am Freitag vom Militärrat eingesetzt worden, nachdem Proteste das Übergangskabinett von Essam Sharaf zum Rücktritt gezwungen hatten. Wichtigste Aufgabe des neuen Parlaments, dass in einem mehrstufigen Verfahren bis zum März kommenden Jahres bestimmt werden soll, wird die Einsetzung einer verfassungsgebenden Versammlung sein. Der Militärrat, der nach Mubaraks Sturz de facto die Führung des Landes übernahm und sich seit über einer Woche mit teils gewaltsamen Massenprotesten konfrontiert sieht, wird aber an der Macht bleiben, bis ein ziviler Präsident gewählt ist. Dies soll im Juni 2012 geschehen.
Anschlag auf Sinai-Halbinsel

Wenige Stunden vor der Eröffnung der Wahllokale für die Parlamentswahlen in Ägypten haben Unbekannte eine Gas-Pipeline Richtung Israel gesprengt. Wie die ägyptische Nachrichtenagentur MENA unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, ereignete sich die Explosion in der Nacht zum Montag. Maskierte und bewaffnete Männer zündeten demnach westlich der Stadt El Arisch auf der Sinai-Halbinsel Sprengstoff unter der Pipeline. Die Gaslieferungen nach Israel, die unter dem im Februar gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak vereinbart wurden, sind in Ägypten heftig umstritten. Auf die Gas-Pipeline wurden in den vergangenen Monaten mehrere Anschläge verübt.



Flammen kilometerweit zu sehen

Augenzeugen berichteten, wie bewaffnete Männer an der Pipeline an zwei Stellen Explosionen auslösten. Die Flammen waren kilometerweit zu sehen. Über Verletzte gab es zunächst keine Angaben. Rettungsdienste wurden zum Ort der Explosionen geschickt. In Israel werden 40 Prozent des Stroms aus Gas produziert. Ägypten beliefert auch Jordanien mit Gas. Dort werden 80 Prozent des Stroms aus den ägyptischen Lieferungen produziert.
APA/red.