Wien

Protestlesungen gegen Lueger-Denkmal in Wiener City

Weil der frühere Wiener Bürgermeister Karl Lueger bekennender Antisemit war, ist sein Denkmal umstritten. Ab Montag soll dagegen angelesen werden.

Claus Kramsl
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Das Lueger-Denkmal am Dr.-Karl-Lueger-Platz in der Wiener City ist umstritten.
Das Lueger-Denkmal am Dr.-Karl-Lueger-Platz in der Wiener City ist umstritten.
Wikipedia

Das Lueger-Denkmal am Wiener Stubenring ist seit Jahren umstritten. In der Vergangenheit wurde es mehrfach beschmiert, erst im April wurde es mit von Unbekannten mit drei Kloschüsseln "verziert", die am Sockel der Statue "thronten". Nicht wenige fordern einen Abriss des Denkmals und eine Umbenennung des Platzes.

Karl Lueger war von 1897 bis 1910 Wiener Bürgermeister, er gilt als bedeutender Stadtpolitiker. Er war aber auch ein bekennender Antisemit, der mit Hetzreden gezielt populistische Stimmungsmache betrieb. Bereits 2012 verlor der ehemalige Bürgermeister "seinen" Straßennamen, als nach einer langen Debatte der "Dr.-Karl-Lueger-Ring" in "Universitätsring" umbenannt wurde. Seit damals läuft auch die Diskussion über sein Denkmal.

Im Mai 2021 präsentierte eine siebenköpfige Expertenkommission ihre Empfehlungen:

- Umgestaltung und Umbenennung des Platzes

- Die Statue Luegers müsse ihren ehrenden Charakter verlieren und vom Sockel des Denkmals entfernt werden

- Stattdessen soll ein ein Raum geschaffen werden, an dem man sich kritisch mit der Vergangenheit sowie Antisemitismus und Rassismus im Heute auseinandersetzen kann.

Lesen, bis der Platz umbenannt wird

Passiert ist seither wenig. Das ruft nun die Initiative "PLATZ DA!" auf den Plan: "Das Abwarten und Festhalten an Denkmal und Platz normalisiert, was nicht zu normalisieren ist. Antisemitismus darf in einer pluralen, offenen Gesellschaft keinen Platz haben. Deshalb fordern wir einmal mehr, die sofortige Umbenennung des Platzes“, erläutert Gerald Bast, Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, und weiter: “Die Initiative PLATZ DA! starten wir gemeinsam mit den Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH) und der Künstler:innengruppe Schandwache. Wir schließen an bestehende Proteste an und werden so lange laut lesen und kommentieren, bis das Abwarten beendet und der Platz umbenannt wird.“

Prominente jeden Montag ab 17 Uhr vor Ort

Am Montag, 16. Mai 2022 um 17 Uhr starten die ersten Lesungen direkt am Karl-Lueger Platz. In weiterer Folge werden immer montags um 17 Uhr Protestlesungen vor Ort stattfinden. "Bis dato haben sich erfreulicherweise viele Menschen, insbesondere Künstlerinnen und Künstler, der Initiative PLATZ DA! angeschlossen und werden die Montags-Lesungen bestreiten", heißt es von der Angewandten.

Zum ersten Termin am 16.5. werden die Initiatoren von PLATZ DA! mit den Protestlesungen starten: Gerald Bast (Rektor Angewandte), Sashi Turkof (Präsidentin JöH) und Dezoni Dawaraschwili, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) sowie Doron Rabinovici und Ensemblemitglieder des Burgtheaters.

An den weiteren Protestlesungen – immer montags um 17 Uhr – werden Ensemblemitglieder des Volkstheaters, IKG-Vertreter, Robert Schindel, die Künstlergruppe Schandwache, Studierende und Lehrende der Universität für angewandte Kunst Wien und der Akademie der bildenden Künste Wien, Cornelius Obonya, Phil Reinhardt, Gabu Heindl, Ferdinand Schmalz, Sabine Scholl und  b.fleischmann. Auch das benachbarte MAK - Museum für angewandte Kunst beteiligt sich mit einem Statement der Generaldirektorin Lilli Hollein.

Die Liste der Mitwirkenden wird laufend ergänzt und können den Social Media-Kanälen der Angewandten und der JöH entnommen werden.

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    Das Mädchen mit dem roten Mantel, aus dem Film "Schindlers Liste", wird von den Grün-Politikern Alexander Hirschenhauser und Niki Kunrath vor dem Lueger-Denkmal in der Wiener City aufgestellt und enthüllt.
    Das Mädchen mit dem roten Mantel, aus dem Film "Schindlers Liste", wird von den Grün-Politikern Alexander Hirschenhauser und Niki Kunrath vor dem Lueger-Denkmal in der Wiener City aufgestellt und enthüllt.
    Helmut Graf