Oberösterreich

Prozess – Falscher Polizist war nur "ein kleiner Fisch"

Wegen schweren Betrugs wurde am Mittwoch in Linz ein Mann zu 18 Monaten Haft verurteilt. Dahinter steckt eine tragische Lebensgeschichte.

Seine Mutter kam 2009 illegal mit dem damals 8-Jährigen nach Österreich.
Seine Mutter kam 2009 illegal mit dem damals 8-Jährigen nach Österreich.
Heute/Jennifer Mostögl

18 Monate hat ein Mann am Mittwoch am Landesgericht Linz wegen schweren Betrugs ausgefasst. Laut Richter war er aber nur "ein kleiner Fisch" einer aus dem Ausland in Österreich operierenden kriminellen Bande. Vom betrügerischen Hintergrund seiner Tat hat er erst gar nichts gewusst.

"Wenn ich gewusst hätte, dass sie alte Menschen betrügen, hätte ich das nie gemacht. Aber ich hatte Suchtdruck und brauchte das Geld für Heroin", sagte der Angeklagte am Mittwoch beim Prozess aus.

Die Gruppe agiert schon seit Jahren in Österreich. Ihr Ziel sind vor allem Pensionisten, die sie als "verschollene Enkel" oder vermeintliche Polizisten anrufen und um ihr Erspartes bringen wollen. Laut Staatsanwalt entstand bisher ein Schaden im hohen siebenstelligen Euro-Bereich.

Konkret wurde am Mittwoch der Fall eines Mannes verhandelt, der im April als "Bote" für die Organisation gearbeitet hatte. "Heute" berichtete.

Tragische Lebensgeschichte

Das Leben des Täters ist tragisch: Der 20-Jährige kam ursprünglich aus Georgien. Seine Mutter reiste 2009 illegal mit dem damals Achtjährigen nach Österreich ein. Hier bekam sie zwei weitere Kinder, die heute bei einer Pflegefamilie leben.

Der Angeklagte blieb allerdings bei seiner Mutter, bei der vor vier Jahren paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde. Damals war der Angeklagte 16. Kurz nach der Einreise wurden die beiden nach Polen abgeschoben, lebten dort für ein paar Monate und setzten sich dann wieder nach Oberösterreich ab.

Arbeiten darf der Vater einer Vierjährigen in Österreich nicht. Heuer wurde sein Asylantrag endgültig abgelehnt und auch auf ein Visum habe er wegen seiner zwei Vorstrafen kaum Chancen, erklärte Anwältin Nicole Fischer gegenüber "Heute". Eine Abschiebung verhindert die Haftstrafe nun vorerst, da es mit Georgien keine entsprechenden Vereinbarungen gebe, so die Anwältin.

"Eigentlich ein gutes Kind"

"Er ist eigentlich ein gutes Kind, hatte aber die falschen Freunde und ist auch wegen seiner Sorgen und Perspektivlosigkeit in die Drogenabhängigkeit gerutscht", sagte seine Großmutter am Rande des Prozesses zu "Heute".

Sie lebt seit 15 Jahren in Österreich, basierend auf einem Visum, das alle fünf Jahre erneuert werden muss. Der Onkel des 20-Jährigen ist bereits österreichischer Staatsbürger und auch seine Mutter hat schließlich ein Visum bekommen. Bei beiden hatte der junge Georgier zuletzt abwechselnd gelebt. Deutsch sei die einzige Sprache, die ihr Enkel verstehe, eine Rückkehr nach Georgien ist für sie deshalb nicht denkbar, so die Großmutter.

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