Österreich

Prozess: "Wenns weiter saufst, erschieß i di"

Heute Redaktion
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Bild: Sabine Hertel

Ein gequälter Hund in einem Wiener Espresso, tödliche Schüsse und viel Alkohol: Das sind die Zutaten zu einem spektakulären Mordprozess, der heute im Wiener Landesgericht vor einem Schwursenat verhandelt wird.

Das Außergewöhnliche daran: Verübt wurde die Bluttat bereits vor 25 Jahren am Wiener Gürtel, genau am Abend des 16. März. Verhaftet wurde ein Verdächtiger aber erst im vergangenen März in Graz nach einem anonymen Tipp. Der Angeklagte war zum Zeitpunkt seiner Festnahme 66, er bestreitet laut seinem Verteidiger Herbert Eichenseder die Tat kategorisch.

Der Hund bekams zu spüren

Für Eichenseder handelt es sich um eine reichlich "dünne Suppe". Doch der Reihe nach: Am Abend des 16. März 1987 saß der 31-jährige Erich Ludwig mit seinem Hund im Espresso "Orient" am Wiener Gürtel. Ludwig war der Polizei kein Unbekannter: Wiederholt war er wegen Körperverletzung und anderer Delikte vor Gericht gestanden, zuletzt hatte er in einem Heim für entlassene Häftlinge gewohnt. Immer wieder dürfte Alkohol im Spiel gewesen sein, so auch an dem Abend im "Orient". Vor allem sein Hund soll das zu spüren bekommen haben, der 31-Jährige dürfte das Tier heftig gequält haben.

"Gemma ausse"

Das schien einem der anderen Gäste in dem Lokal nicht gefallen haben. "Gemma ausse", forderte der Mann Ludwig auf. Vor dem Lokal kam es zu einem heftigen Streit. Der Unbekannte zog eine Faustfeuerwaffe und schoss Ludwig in den Bauch. Ein zweiter Schuss ging fehl. Der 31-Jährige brach blutüberströmt zusammen. Er wurde ins Wilhelminenspital eingeliefert, wo er kurz darauf starb.

Der Täter flüchtete in Richtung des Bezirks Neubau. Ein Lokalgast verfolgte ihn bis in die Kandlgasse, musste aber wegen seiner eigenen schweren Alkoholisierung schließlich aufgeben.

Nur ein Verhandlungstag

Auf Eichenseders Mandanten waren die Ermittler durch einen anonymen Hinweis gekommen. Die Flucht in Richtung Neubau sei auch einer der sehr vagen Hinweise auf den Angeklagten. Denn dieser lebte damals in dem Wiener Bezirk. Eine Vermutung, wie es zu dem Tipp gekommen sein könnte, hatte der Anwalt nach der Verhaftung auch. Der 66-Jährige soll in relativ nahem zeitlichen Zusammenhang zu seiner damaligen Frau gesagt haben: "Du, wenn du weiter so saufst, geht's dir so wie dem, weil den hab' i derschossen."

Die beiden ließen sich später scheiden. Möglicherweise könnte der Hinweis nun mit dieser Aussage zusammenhängen. "Mein Mandant bestreitet das nicht einmal, dass er das gesagt hat. Aber sonst weiß er über den Fall nichts", sagte Eichenseder schon im März.

Die Verhandlung ist auf einen Tag anberaumt. Wenn alles glattgeht, sollte es am früheren Nachmittag ein Urteil geben, meinte der Verteidiger. Richterin Martina Krainz sagte dazu, dass die Voraussetzung dafür sei, dass alle geladenen Zeugen erscheinen bzw. ob man mit den erschienenen Zeugen das Auslangen findet.