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Studenten kaufen Prüfungsnote an Uni Wien für 50 Euro

Mit der Online-Lehre wird an Österreichs Universitäten zunehmend geschummelt. An einem Institut der Uni Wien wird besonders dreist vorgegangen. 

Marlene Postl
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Das Audimax der Universität Wien (Archivbild)
Das Audimax der Universität Wien (Archivbild)
Roman Zach-Kiesling / First Look / picturedesk.com

Dass die Corona-Pandemie mit Online-Lehre für Studenten schwierig zu bewältigen war, steht außer Frage. Studenten wie Lehrende waren mit dem neuen, zuvor kaum genutzten Konzept heillos überfordert. Die Qualität der Lehre leidet, das Distance-Learning bringt aber noch ein großes Problem mit sich: Seit dem ersten Lockdown soll an Österreichs Universitäten enorm viel geschummelt werden. 

Prüfung wird für 50 bis 100 Euro vorgerechnet

Die Universität Wien liefert überraschende Zahlen. Nur 300 vermerkte Schummelversuche soll es im vergangenen Semester gegeben haben, und das bei tausenden Studenten. Allerdings – als Schummler wird nur vermerkt, wer auch erwischt wird. Die Methodik hinter dem Betrug variiert zwischen plumpem Absprechen zwischen Studierenden via WhatsApp und enorm dreisten Mitteln. Nicht selten soll es vorkommen, dass Prüfungsergebnisse gekauft werden können.

Ein Wiener Nachhilfe-Institut zeigt vor, wie leicht es ist, sich Leistungen zu erschleichen. Ihr Nachhilfe-Kurs für eine gefürchtete Wirtschafts-Prüfung, die es in der Eingangsphase zu bewältigen gilt, hat absolute Erfolgsgarantie. Das stellen die Nachhilfe-Lehrer sicher, indem sie den Studierenden die Lösungen für Prüfungsaufgaben einfach während der Prüfung vorrechnen. Streng genommen handelt es sich um ein "Tutorium", dieses wird allerdings zur selben Zeit wie die Online-Prüfung abgehalten – mit den selben Klausurfragen, berichten Studenten. Da die Prüfung online abgehalten wird und alle die gleichen Fragen beantworten, funktioniert dieses Konzept reibungslos. Für läppische fünfzig bis hundert Euro ist das Fortkommen im Studium gesichert. 

Studenten wünschen sich bessere Betreuung

Was bei solchen Praktiken übrig bleibt, ist eine klaffende Wissenslücke bei den Studierenden. Die Inhalte im Studium sind meist aufbauend, keiner tut sich mit dem Schummeln also einen Gefallen. Warum greifen Studierende dennoch so oft zu unlauteren Mitteln? Eine aufgebrachte Studentin der Uni Wien berichtet im Gespräch mit "Heute": "Bei einem Studium mit vielen Studienanfängern hat man die totale Massenabfertigung. Man ist nur eine Nummer, oft soll man bei der Prüfung etwas ausrechnen, was man vorher noch nie üben konnte. Es ist kein Wunder, dass Studierende, die gerade frisch maturiert haben, sich so etwas nicht zutrauen. Vor allem im Distance-Learning habe ich mich komplett alleine gelassen gefühlt, manchen Professoren war das völlig egal. Was es wirklich bräuchte, ist bessere Betreuung."

Die Wienerin berichtet, es werden zwar Tutorien angeboten, diese sind aber meistens von anderen Studenten organisiert, die selber auch nur begrenzte Zeit und Mittel haben. Die Lehre obliegt nach wie vor der Universität, viele wünschen sich, dass man sich besser um das Fortkommen der Studenten kümmern würde.