Wirtschaft

Pucher-Anwalt spricht: So kam es zur Bankenpleite

Im Commerzialbank-Skandal äußert sich erstmals Norbert Wess, der Anwalt von Martin Pucher, und erklärt wie es zur Bankenpleite kam.

Heute Redaktion
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Martin Pucher, Gründer der Commerzialbank Mattersburg, hat 1992 mit der Bilanzfälschung begonnen.
Martin Pucher, Gründer der Commerzialbank Mattersburg, hat 1992 mit der Bilanzfälschung begonnen.
GEPA

In der Commerzialbank-Causa hat erstmals Martin Puchers Anwalt Stellung genommen. Pucher zeigt sich voll geständig und nehme die ganze Verantwortung für die Bilanzfälschungen auf sich. Wie sein Anwalt Norbert Wess erklärt, habe sich der Pucher nicht persönlich bereichert, eher sei er Opfer seiner Eitelkeit geworden. Für eine Untersuchungshaft gibt es keine rechtliche Grundlage.

Zwei Schlaganfälle

Gesundheitlich ist sein Mandant nach zwei Schlaganfällen schwer angeschlagen. "Das soll natürlich andererseits aufgrund der Geschehnisse nicht als Ausrede gelten und keinesfalls als Entschuldigung für sein Fehlverhalten als solches herhalten. Aber es ist in der Tat so, dass es ihm psychisch und physisch nicht gut geht, um nicht zu sagen, sehr schlecht", betonte Wess im ORF-Interview.

Bereits 1992 hat Pucher mit den Bilanzfälschungen begonnen, als die Bank noch zum Raiffeisenverband gehöre. Damals habe er wohl gedacht, er könne das später wieder ausbügeln. Laut Wess sei der Ergebnisdruck groß gewesen.

Im Jahr 2000 war die Bank faktisch pleite. Für Pucher sei das ein Zeitpunkt gewesen, ab dem klar gewesen sei, "da komme ich nicht mehr raus". Die Finanzkrise hat die Situation nochmal verschärft.

Keine Bereicherung

Eine Bereicherung von Pucher schließt Wess kategorisch aus. Sein Klient habe keine Immobilien, wie er betont, nur ein  normales Einfamilienhaus mit normaler Einrichtung, keine teuren Hobbys und kein Luxusleben.

"Also wenn man den SV Mattersburg nicht als persönliche Bereicherung sieht, was juristisch ja der Fall ist, weil es eine eigene juristische Person ist. Natürlich hat er auch im SV Mattersburg und in der Region Wertschätzung bekommen. Aber wenn man das jetzt mal außen vor lässt, dann schließe ich das dezidiert aus. Es würde mich massiv irritieren und ich würde mich, glaube ich, selten bei jemandem so getäuscht haben, wenn das der Fall wäre", so Wess.

Seine Gage als Chef der Bank hatte der Burgenländer, der nach zwei Jahren HAK eine Lehre zum Bankkaufmann machte, aber laufend hoch geschraubt. Zuletzt lagen seine Bezüge bei 360.000 Euro brutto/Jahr.

Keine rechtliche Grundlage für U-Haft

Die Privatinsolvenz ist unausweichlich. Dass Pucher nicht in U-Haft muss, begründet sein Anwalt mit dem Fehlen einer rechtlichen Grundlage dafür. Auch sein Gesundheitszustand spiele eine Rolle zudem zeigt er sich voll geständig. "Pucher ist sich der Tragweite seines Handelns und des Schadens, der daraus entstanden ist, voll bewusst", sagt Wess.

Am Ende werde  Pucher wohl angeklagt, bis zum Prozess werden aber noch einige Jahre vergehen. Der Ex-Bankenchef möchte sein Haus in Hirm im Burgenland derzeit nicht verlassen und werde von seiner Frau und den Töchtern versorgt. Bis jetzt wurde er zwei Mal einvernommen, mit seinem Anwalt steht er mehrmals wöchentlich in Kontakt.

Dass der Betrug nicht entdeckt wurde, ist auch für Wess ein Rätsel: "Hier war keine Fälscherwerkstatt am Arbeiten." Hätte ein Prüfer die Einlagen bei nur einer anderen Bank gegengecheckt, wäre das Kartenhaus viel früher eingestürzt. Es gelte nun aber, aus dem Vorfall zu lernen und die Prüfungen zu verbessern. Dann hätte der Fall auch etwas Positives, so der Anwalt.

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