Zuerst sorgte ein Regenchaos für eine lange Rennunterbrechung beim Großen Preis von Japan, dann wurde das Rennen auf 28 Runden gekürzt - und schlussendlich wurde Max Verstappen plötzlich mitten im Siegerinterview zum Weltmeister gekürt.
Die für fast alle überraschende Nachricht vom vorzeitigen, zweiten Formel-1-Titel verwirrte selbst den alten und neuen Champion: "Ich dachte nicht, dass ich Weltmeister bin", sagte der Niederländer. "Mir ist egal, dass es etwas verwirrend war. Ich fand es eigentlich ganz lustig"», so Verstappen.
Zur Erklärung: Der internationale Automobilverband FIA vergab für viele überraschend doch die volle Punktzahl, obwohl weniger als die vorgeschriebenen 75 Prozent der 53 Runden absolviert wurden, nämlich nur 28. Nötig war das, weil es unaufhörlich regnete und lange nicht ans Fahren zu denken war. Diese Sonderregel gelte aber nur, wenn das Rennen nach einer Unterbrechung nicht wieder aufgenommen werden könne, erklärten die Regelhüter.
Selbst sein Team war über den Titel überrascht. "Es war für alle von uns deswegen eine Riesenüberraschung. Unsere Strategieabteilung hat gesagt, es fehlt uns ein Punkt", so Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko nach dem Rennen. "Aber es ist wurscht, wir sind Weltmeister."
Entscheidend war in Suzuka auch, dass Leclerc zwar als Zweiter ins Ziel kam, der Monegasse nach einem Fahrfehler in der letzten Schikane aber mit zusätzlichen fünf Sekunden bestraft wurde. Er hatte Perez unerlaubt behindert. Perez wurde somit offiziell Zweiter und machte so den WM-Titel erst möglich. Ferrari dachte wohl kurz über einen Protest nach, verzichtete aber doch darauf. Denn: Während Formel-1-Fans weltweit ziemlich empört über das Regelchaos in Japan reagierten, ließ man Red Bull in Japan ohne die ganz großen Nebengeräusche feiern. Der Abstand in der WM war so groß, dass Verstappen spätestens bei den nächsten Rennen in den USA oder Mexiko sowieso seinen Titel von 2021 verteidigt hätte.
Genau über diesen Titel von vergangener Saison wird am Montag aber nochmals diskutiert werden. Denn es kam zu happigen Vorwürfen gegen Red Bull, dass der Rennstall des Weltmeisters die Budgetobergrenze missachtet habe – um mehr als sieben Millionen US-Dollar. "Das sind etwa 70 Ingenieure. 70 Ingenieure geben dir bei der Rundenzeit einen großen Vorteil", sagte Laurent Mekies, stellvertretender Teamchef von Konkurrenz-Team Ferrari. Auch Aston Martin wird verdächtigt, das Budget nicht eingehalten zu haben. Lewis Hamilton, der den WM-Kampf 2021 auf dramatische Art und Weise in der letzten Runde verloren hatte, reagierte in Japan ebenfalls auf die möglichen Verletzungen der Budgetobergrenze: "Ich finde das ehrlich gesagt peinlich."
Am Montag wird der Bericht des Motorsport-Weltverbands erwartet, der in den letzten Monaten immer wieder verschoben wurde. Es ist ein sehr heikles Thema. Im Falle von Sanktionen steht die FIA gleich vor mehreren Problemen. Will sie zulassen, dass mehr als zehn Monate nach dem Ende der Saison das Ergebnis der letzten Saison angezweifelt wird? Vielleicht sogar Max Verstappen seinen Titel verliert oder darum bangen muss? Das wäre der Öffentlichkeit sehr schwer zu verkaufen. Eine zu lasche Strafe wiederum dürfte Nachahmer auf den Plan rufen.