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"Autofahrerschikane": Viel Kritik an Pop-Up-Radweg

Heute Redaktion
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FPÖ-Verkehrssprecher und Klubobmann Toni Mahdalik ist zwar selbst passionierter Radler, aber gegen den Pop-Up-Radweg.
FPÖ-Verkehrssprecher und Klubobmann Toni Mahdalik ist zwar selbst passionierter Radler, aber gegen den Pop-Up-Radweg.
Bild: Denise Auer

"Grüne Autofahrerschikane", "unüberlegte Alibiaktion", "ideologische Planspiele": Der temporäre Radweg auf der Praterstraße regt - auch Koalitionspartner SPÖ - auf.

Am Donnerstag wurde die neue, temporäre Radspur auf der Praterstraße (Leopoldstadt) eröffnet - "Heute" berichtete. Während Verkehrsstadträtin Birgit Hebein und die Grüne Bezirkschefin Uschi Lichtenegger jubeln, hagelt es heftige Kritik auch vom roten Koalitionspartner.

Viel Kritik auch von Koalitionspartner SPÖ

Wenig Jubel kommt auch von Seiten des roten Koalitionspartners: "Mehr Platz für den Fuß- und Radverkehr sowie bessere und breitere Radwege sind grundsätzlich gut. Allerdings muss man sich schon fragen, warum solche Maßnahmen nicht in einen zusammenhängenden Plan integriert werden. Die bröckchenweise Umsetzung ohne Einbindung der Anrainer entspricht nicht den Standards der Bürgerbeteiligung", so SPÖ-Verkehrssprecher Siegfried Lindenmayr. Er weist auch darauf hin, dass die Polizei massive Bedenken bei der Verkehrssicherheit eines solchen Radwegs geäußert habe. Lindenmayr: "Bei dem Pop-up-Radweg gilt das Gleiche wie bei den vielen leeren Begegnungszonen: gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht!"

Sein Parteikollege Erich Valentin äußert sich ebenfalls wenig erfreut: "Als Brigittenauer Gemeinderat bin ich über die Maßnahme gleichermaßen verwundert wie entsetzt. Wieder einmal aus der Vergangenheit nicht gelernt und wieder nicht mit den Betroffenen geredet. Wer eine Hauptverkehrsader verändert, drängt Verkehr auf Nachbarregionen unserer Stadt. Hier wird Verkehr in die Brigittenau verdrängt ohne mit der betroffenen Bevölkerung vorher auch nur einmal zu reden. So kommt man zu keinen verträglichen Lösungen, man schafft Unfrieden zwischen den Bezirken."

ARBÖ: "Realitätsverweigerung, Provokation und Planlosigkeit"

Kein Blatt vor den Mund nimmt sich Günther Schweizer, Wien-Landesgeschäftsführer des roten ARBÖ, anlässlich der Präsentation des Radweges: "Das, was derzeit im Wiener Verkehrsressort Tag für Tag passiert, ist an Realitätsverweigerung, Provokation und Planlosigkeit nicht mehr zu überbieten. Zuerst die leeren Begegnungszonen und jetzt ein Pop-up-Radweg auf der ohnedies bereits verstopften Praterstraße sind nicht mehr als teure ökoromantische Träumereien und haben mit nachhaltigen Verkehrslösungen für eine moderne Stadt nichts zu tun." Er kritisiert die "Nacht-und-Nebel-Aktion" ohne Einbindung der Bürger und Geschäftsleute.

FPÖ: Hebein führt Ludwig "am Nasenring durch die Stadt"

So gar keine Freude mit dem neuen temporären Radweg hat die FPÖ Wien. Und so kam Klubchef und Verkehrssprecher Toni Mahdalik - selbst passionierter Radfahrer - mit einem Protestschild zur Eröffnung. Er sieht in dem Radweg eine neuerliche Aktion der "grünen Autofahrerhasser". "Verkehrsstadträtin Hebein kündigt ihre Autofahrerschikanen stets mit einem süffisanten Lächeln in Richtung SPÖ an, die nach anfänglichen Protesten jedes Mal umfällt wie ein Mehlsack. Es wirkt fast schon bizarr, wie sich Bürgermeister Ludwig von seiner grünen Vizebürgermeisterin am Nasenring durch die Straßen der Bundeshauptstadt zerren lässt, von politischer Selbstachtung ist da wenig bis nichts zu sehen", unkt Mahdalik. Die Zeit bis zum 11. Oktober werde für die Wiener Autofahrer hart, wenn sich die SPÖ "weiter willig die Watschen von den grünen Autofahrerhassern abholt", so der FPÖ-Verkehrssprecher.

ÖVP kritisiert "ideologische Planspiele"

Auch die Wiener ÖVP ist wenig glücklich mit dem Rad-Experiment: "Die Corona-Krise darf nicht für ideologische Planspiele und Schnellschüsse herhalten, dafür ist keine Zeit", VP-Verkehrssprecher Manfred Juraczka. "Diese herausfordernden Zeiten brauchen eine Politik des Miteinander und des Hausverstandes. Es ist nicht die Zeit für ideologische Planspiele." Die neue Volkspartei Wien setze sich für nachhaltige Verkehrslösungen im Sinne aller Verkehrsteilnehmer und der Bevölkerung ein.