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Rasante italienische Offenheit

Über zehn Jahre baute Alfa die Giulietta/Giulia Spider. Die Kunden liebten den kompakten Sportwagen, hinter dem Steuer spürt man sofort warum.

Heute Redaktion
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Einst war die Giulia Spider eine der preisgünstigsten Sportwagen überhaupt, nur gerade die Briten konnten noch vergleichbare Cabrios für weniger Geld anbieten. Dabei überzeugte die offene Mailänderin nicht nur mit einem Zweinockenwellen-Vierzylinder und überdurchschnittlichen Fahreigenschaften, sondern auch mit italienischem Charme, weshalb sie heute sehr gefragt ist und teuer gehandelt wird.

Ihren Ursprung hatte die Giulia Spider 1954, als Alfa Romeo das Fahrzeugprogramm mit einem kompakten Coupé namens Giulietta Sprint ergänzte. Eigentlich hätte die Limousine zuerst vorgestellt werden sollen, doch diese folgte erst 1955 als Berlina. Im selben Jahr kam dann auch die auf gekürztem Chassis stehende Giulietta Spider heraus (Spider ist die italienische Bezeichnung für einen Roadster).

Aufwendige Großserientechnik

Von ihren Schwestermodellen erbte die Giulietta Spider natürlich die Technik, was anfänglich einen 1,3-Liter-Leichtmetall-Vierzylindermotor mit 80 PS bedeutete. Dessen Drehfreudigkeit war legendär und nicht zuletzt eine Folge der aufwendigen Ventilsteuerung mit zwei oben liegenden Nockenwellen. Die vorderen Räder waren einzeln an Dreieckslenkern aufgehängt, während hinten eine sorgsam geführte Starrachse für die Radführung sorgte.

Der offene Alfa wurde vor allem in den USA zu einem großen Erfolg, selbst im Motorsport stieß man immer wieder auf den kompakten Sportwagen, der dort etwa gleich viel wie eine Corvette kostete.

Evolution in der Technik und im Namen

Im Einklang mit den anderen Giulietta-Varianten entwickelte sich auch der Spider (am Anfang auch Spyder geschrieben) fortwährend weiter. Ab 1956 gab es ihn als Veloce, der dank zwei Doppelvergasern von Weber nun 90 PS leistete.

1959 wurde der Radstand leicht gestreckt und das ganze Modell überarbeitet, weitere Verbesserungen gab es 1961. Und 1962 erhielt die Giulietta Spider einen erwachseneren Namen, nämlich Giulia. Technisch wurde er an die neue viertürige Limousine gleichen Namens angepasst, optisch gab es eine Lufthutze auf der Motorhaube als Erkennungszeichen.

Dank 1,6-Liter-Motor und nun 92 PS war für genügend Vortrieb gesorgt. 1965 war dann nach insgesamt fast 27.500 Giulietta/Giulia Spidern Ende mit der Serienproduktion, die Nachfrage blieb bis zum Schluss bestehen, zumal der Nachfolger namens Duetto nicht allen Alfa-Fans gefiel. Vom 1600er Giulia Spider wurden in vier Jahren insgesamt 9.250 Exemplare gefertigt, der Veloce brachte es nur auf 1.091 Fahrzeuge.

Sportlich geblieben

Wie kompakt die Giulia Spider ist, stellt man heute fest, wenn man sie beispielsweise neben einen modernen VW Golf stellt. Nur gerade 3,9 Meter lang ist sie, die Breite misst selbst mit Rückspiegeln keine 1,6 Meter. Sie ist ein reiner Zweisitzer, das Reserverad liegt hinter Fahrer und Beifahrer, um Platz im dafür durchaus reisetauglichen Kofferraum zu sparen. Man sitzt relativ steil, die Ergonomie hinter dem Lenkrad gibt aber keinen Anlass zur Kritik. Gestartet wird der 1,6-Liter-Motor mit dem Zündschlüssel in der linken Hand (wie bei Porsche).

Die Sicht nach draußen ist im offenen Auto natürlich hervorragend, je nach Größe stört allerdings, dass man den oberen Rand der Windschutzscheibe direkt vor den Augen hat. Der Schalthebel des Fünfganggetriebes liegt gut zur Hand, die Gänge lassen sich mit kurzen Bewegungen wechseln. Und immer intoniert der Vierzylinder seinen typisch knurrigen Alfa-Gesang. Man kann jedenfalls sofort verstehen, dass die Giuletta Spider damals bei Männern und Frauen gut ankam.

Weitere Informationen, viele Bilder und ein Tonmuster gibt es auf Zwischengas.com.

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