Oberösterreich

Rasern soll in Zukunft das Auto abgenommen werden

Illegale Autorennen in Oberösterreich, Tuner-Massentreffen in Wien: Die Vorfälle in der Auto-Szene scheinen zu eskalieren. Bei einem runden Tisch wurden nun erste, durchaus dratische Ideen auf den Tisch gelegt.

Rene Findenig
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Jagd auf Raser: Wer zu schnell unterwegs ist, dem könnte das Auto weggenommen werden.
Jagd auf Raser: Wer zu schnell unterwegs ist, dem könnte das Auto weggenommen werden.
picturedesk.com

Von einer "Tuningnacht" berichtet die Polizei in Oberösterreich. Etwa 800 Wägen und bis zu 2.000 Personen versammelten sich am Wochenende dabei nach Aufrufen in sozialen Medien bei einem Einkaufszentrum in Asten. Als die Polizei zu den heulenden Motoren ausrückte, verlagerte sich der Treff zuerst Richtung Bezirk Perg und dann Richtung Wels. Anrufer berichteten von gefährlichen Straßenrennen auf der Autobahn, schließlich fand sich die Szene auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Linz ein. 

Beim mehrere Stunden dauernden Polizei-Großeinsatz bilanziert man mit 125 Anzeigen, davon 28 wegen Missachtung der Covid-19 Bestimmungen und 106 Organmandaten, davon 41 wegen Missachtung der Covid-19 Bestimmungen. Ähnliches Bild in Wien: Mehrmals kam es zu illegalen Treffen in der Tuner-Szene am Wiener Kahlenberg. Zueletzt ebenfalls am Wochenende, als sich 300 Fahrzeuge, die laut Polizei der österreichweiten "Roadrunner"- und "Tuning-Szene" zuordnen lassen, dort versammelten. Der Parkplatz am Kahlenberg musste von der Polizei kurzfristig gesperrt werden.

Hunderte Anzeigen verhängt

260 Alkovortests wurden durchgeführt, eine Person wurde auf Grund einer Alkoholisierung angezeigt, zwei weiteren wurde der Führerschein vorläufig abgenommen. Sechs Führerscheine wurden auf Grund von Suchtmittelbeeinträchtigungen abgenommen. Sechs Fahrzeuge wurden der Landesfahrzeugprüfstelle vorgeführt, insgesamt wurden 19 Kennzeichen abgenommen. 416 Personen wurden wegen überhöhter Geschwindigkeit zur Anzeige gebracht, der Top-Wert im Bereich der 50 km/h Zone lag bei 150 km/h.

Zwei Personen wurde auf Grund der überhöhten Geschwindigkeit der Führerschein abgenommen. Es wurden 50 Anzeigen wegen technischer Mängel erstattet, 146 sonstige Verkehrsbereichs-Anzeigen und 119 Organmandate ausgestellt. Und: 56 Organmandate wurden wegen Zuwiderhandeln gegen die Verordnungen gemäß COVID19-MaßnahmenG eingehoben.

Neuer Straftatbestand?

Die Polizei will nun, wie es aus Oberösterreich heißt, mit mehr Schwerpunktaktionen und verstärkten Kontrollen reagieren. Es mehren sich allerdings auch die Stimmen, dass das Problem nur mit Kontrollen nicht in den Griff zu bekommen sein könnte. In Oberösterreich wurde deswegen am Dienstag zu einem "Runden Tisch" mit Politikern, Polizisten und der Bezirkshauptmannschaft geladen, um "dem Missbrauch der Straßen von Rowdy-Gruppen“, wie es der oberösterreichische Infrastrukturlandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) nennt, aufzunehmen. 

Die dabei auf den Tisch gelegten Ideen klingen drastisch: Illegale Veranstaltungen der Szene und die Teilnahme an Straßenrennen könnten ein eigener Straftatbestand werden. Außerdem sollen Autos abgenommen werden können, wenn die jeweils geltende Höchstgeschwindigkeit um 70 Stundenkilometer überschritten wird. Und sehr hohe Tempo-Überschreitungen sollen nach Steinkellners Plänen als Vormerkdelikt im Führerscheinregister aufscheinen.

Aufnahmen vom Tuningtreff am Wiener Kahlenberg.
Aufnahmen vom Tuningtreff am Wiener Kahlenberg.
Leserreporter

"Am meisten weh tut, das Auto wegzunehmen"

"Oberösterreichs Straßen werden von Rowdys immer öfter als Rennstrecken missbraucht. Das Täterprofil der illegalen Raser zeigt meist junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren mit Migrationshintergund. Durch das fahrlässige Verhalten wird nicht nur die persönliche Sicherheit gefährdet, sondern besonders jene der Allgemeinheit. Meist stehen im Zusammenhang mit Straßenrennen auch Drogen- und Alkoholkonsum", so Steinkellner.

Und weiter: "Mein Vorschlag ist, dass sowohl die Veranstaltung eines illegalen Straßenrennens, als auch die Teilnahme daran, einen eigenen Straftatbestand darstellen sollen. Zudem sollen die Autos der Beteiligten eingezogen werden dürfen." Egal soll es übrigens sein, ob das jeweilige Auto dem Raser gehört oder nicht. Im Rahmen der Verkehrsreferentenkonferenz werde der Vorschlag diskutiert, so Steinkellner. Sollte das abgenommene Auto etwa einem Onkel des Raser gehören, "Dann darf halt der Onkel einem derartigen Raser sein Fahrzeug nicht zur Verfügung stellen". Und: "Am meisten weh tut, das Auto wegzunehmen."

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