Österreich

Rathaus wird zu größtem Kunstwerk des Landes

Heute Redaktion
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Während auf der einen Seite des Hauptturmes des Wiener Rathaus saniert wird, strahlt von der anderen Seite ein Kunstwerk. Dieses wird für Diskussionen sorgen und wird es wohl auch tun.

"Heute"-Leser wissen es bereits seit rund zwei Wochen: Während der Sanierung des Hauptturmes des Wiener Rathauses wird die dafür notwendige Schutzfolie als Fläche für ein Kunstwerk genützt. Bis zuletzt hielt sich die Stadt mit Details zu dem Motiv bedeckt, heute wurde das Geheimnis von Bürgermeister Michael Ludwig, Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal, Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Landtagspräsident Ernst Woller (alle SPÖ) gelüftet.

"Das Wiener Rathaus ist nicht nur eines der schönsten Gebäude an der Ringstraße, sondern auch eines der meistfotografierten Motive der Stadt. Daher haben wir die Sanierung des Turmes zum Anlass genommen, hier ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum zu installieren", erklärt Stadtchef Ludwig. Damit habe die Stadt bewusst die Entscheidung getroffen, die Fläche nicht kommerziell zu verwerten.

Motiv stammt von Wiens "angesagtestem Künstlerduo"

Das Kunstmotiv stammt von dem Künsterinnen-Duo Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl, die, gekleidet in rote Morphsuits, bald auf einer Gesamtlänge von fast 70 Meter auf dem Rathaus zu sehen sein werden. Transgender-Künstlerin Scheirl sitzt dabei auf den Schultern ihrer Künstler-Kollegin Knebl, die breitbeinig in rot-weißen Badeschlapfen da steht.

"Das Kunstwerk ist auffallend, bemerkenswert und wird zu Diskussionen anregen", betonte Ludwig. Kulturstadträtin Kaup-Hasler ergänzt: "Ja, das Motiv ist provokant und das soll es auch sein". Die Künstlerinnen erklären das Motiv so: "Die Idee war, das Rathaus als Personen nachzustellen, die einander tragen und auf einander bauen. Gemeinsam kann man am meisten schaffen, das wollten wir mit diesem Motiv ausdrücken".

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(Bild: studio calas)

Zeichen für 100 Jahre Rotes Wien und weltoffenes Wien

Die Idee, den Turm als Kunstwerk zu nützen, kam ursprünglich von Life-Ball-Organisator Gery Keszler, erzählt Kaup-Hasler. Und so soll das Kunstprojekt auch ein Zeichen für Wien als weltoffene Stadt setzen. Mit einer Gesamtfläche von rund 1.500 Quadratmeter soll es den künstlerischen Rahmen für den Life Ball am 8. Juni, die Euro Pride (von 1. bis 16. Juni) und das 100-Jahr-Jubiläum des Roten Wien bilden.

Wie viel das Kunstwerk kosten wird, wurde nicht genannt. Fix ist, dass sich die Stadt Wien die Kosten mit der Gerüstbaufirma Xervon und der Gewista teilen, die für einen Großteil der Summe aufkommt. Die Stadt selbst steuert 30.000 Euro bei. Bei der Gewista erklärt man, die Summe sei kein Geheimnis, man wolle sie aber nicht nennen, da das Engagement im Vordergrund stehe und nicht der finanzielle Gegenwert.

Rathaussanierung im Zeit- und Kostenplan

"Wir sind bei der 2014 begonnenen Sanierung des Rathauses derzeit im sechsten von elf Bauabschnitten. Die Sanierung der 136 Jahren alten Fassaden kostet rund 36 Mio. Euro und wird bis 2020 fertiggestellt sein", erklärt Wohnbaustadträtin Gaal, deren MA34 – Bau- und Gebäudemanagement für die Sanierung hauptverantwortlich ist.

Montage startet Mitte April

Seit 8. März werden die Planen des Kunstwerks bedruckt, spätestens ab 15. April werden diese dann stückweise am Rathausturm montiert. In seiner ganzen Pracht strahlen soll das "Rathaus-Pärchen" dann spätestens Ende April. Zum Aufmarsch der SPÖ Wien am 1. Mai ist es jedenfalls fertig. Zu sehen ist die großflächige Kunst dann bis Oktober.

SPÖ feiert "100 Jahre Rotes Wien"

"Am 4. Mai 1919 fand in Wien die erste freie Gemeinderatswahl statt, erstmals waren damals auch Frauen wahlberechtigt", erklärt Landtagspräsident Woller, der zugleich als Koordinator der Stadt für die Feierlichkeiten rund um das Jubiläum fungiert.

Das Rote Wien der 1. Republik sei mittlerweile eine eigene Marke wie die Wiener Moderne oder der Wiener Jugendstil. Die SPÖ Wien begeht den runden Geburtstag mit einer Vielzahl verschiedener Veranstaltungen. "Etwa mit einer Ausstellung des Wien Museum, die von 30. April bis 16. Jänner 2020 im Ausweichquartier MUSA zu sehen ist. Am 4. und 5.Mai wird es die 'Tage des Roten Wien' geben, bei der die Wiener im Rahmen geführter Exkursionen 15 geschichtsträchtige Orte wie den Karl Marx-Hof, das Wiener Stadion, das Amalienbad oder das Krematorium beim Zentralfriedhof besuchen können", so Woller.

Am 6. Mai werde es im Festsaal des Rathauses eine "Wiener Vorlesung" geben, bei der Bürgermeister Ludwig mit dem ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt München Christian Ude und Wissenschafter diskutieren wird. Danach soll auch das rund 800 Seiten-starke "Red Vienna Source Book" präsentiert werden, in dem alle Texte zusammengetragen werden, die jemals zum Roten Wien erschienen sind. Alle Infos dazu gibt es hier.

Ein detailliertes Programm zu "100 Jahre Rotes Wien" wird es auch auf der neuer Webseite 100jahrerotes.wien.gv.at geben, die am 15. April online gehen soll. (lok)