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Rätsel um kopflosen Torso nach 40 Jahren gelöst

Heute Redaktion
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1979 wurde in einer Höhle in Idaho der Rumpf eines Mannes entdeckt. Doch erst jetzt konnte dessen Identität bestimmt werden. Dennoch bleiben Fragen offen.

Vor 40 Jahren machte sich eine Familie auf, in einer staubigen Höhle im US-Bundesstaat Idaho nach Pfeilspitzen zu suchen. Doch was sie fand, sollte die US-Justiz bis heute beschäftigen. Eingepackt in Sackleinen lag da der Torso eines Mannes. Von seinen Gliedmassen und seinem Kopf fehlte jede Spur.

Anthropologen der Idaho State University machten sich daran, mehr über die Überreste herauszufinden. Mithilfe von Experten des FBI und der Smithsonian Institution konnten sie feststellen, dass der Mann rotbraune Haare hatte, europäischer Abstammung und bei seinem Tod etwa 40 Jahre alt gewesen war. Der Zustand des Rumpfes ließ darauf schließen, dass er mindestens sechs Monate dort gelegen hatte, vielleicht aber auch schon mehr als zehn Jahre. Doch die Identität des Verstorbenen blieb ein Rätsel.

Ein Mädchen fand dann 1991 in der gleichen Höhle nahe dem Örtchen Dubois noch eine mummifizierte Hand. Nun schauten die Ermittler die Höhle noch einmal etwas genauer an und stießen auf einen Arm und zwei Beine. Vom Kopf fehlt allerdings bis heute jede Spur. Es zeigte sich, dass der Mann wohl getötet und mit verschiedenen scharfen Werkzeugen zerteilt worden war.

Spuren ins 19. Jahrhundert

Anfang 2019 wandten sich die Universität und die örtlichen Behörden schließlich an das DNA Doe Project. Die gemeinnützige Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, unbekannte Leichen, in den USA John oder Jane Doe genannt, zu identifizieren, um die Überreste ihren Familien zurückzugeben.

Mittels DNA aus den Knochen des Mannes konnten seine Wurzeln zu Siedlern aus Utah zurückverfolgt werden. Sein Großvater war ein Mormone, der vier Frauen und Hunderte Nachfahren hatte. Doch welcher davon war der mysteriöse Mann aus der Höhle?

Schwarzbrenner und Geldfälscher

Die Forscher nahmen sich nun Zeitungsartikel, Grabsteine und andere zeitgenössische Aufzeichnungen vor, um Licht ins Dunkel zu bringen. Die Anzeichen verdichteten sich, dass es sich bei den Überresten um die eines gewissen Joseph Henry Loveless handeln dürfte. So existierte für ihn zwar ein Grabstein, darauf stand aber kein Todesdatum und darunter lag auch keine Leiche. Gerade so, als ob er einst spurlos verschwunden wäre.

Loveless war ein übler Zeitgenosse. 1870 im Utah-Territorium geboren, schlug er bald eine Gangsterlaufbahn ein. Er betätigte sich unter anderem als Schwarzbrenner und Geldfälscher und nutzte falsche Namen wie Walter Cains und Charles Smith. 1905 heiratete er dann seine zweite Frau Agnes, mit der er vier Kinder hatte.

Ehefrau ermordet

1914 wurde er wegen Schwarzbrennerei ins Gefängnis gesteckt, konnte aber zwei Jahre später ausbrechen. Kaum wieder zu Hause, brachte er seine Frau um und kam erneut ins Gefängnis. Wieder blieb er nicht lange, sondern sägte die Gitterstäbe mit einer Säge durch, die er in seinem Schuh versteckt hatte.

Was dann passierte, ist unklar. Loveless wurde getötet, geköpft, zerlegt und seine Überreste in die Höhle geworfen. Weshalb er aber getötet wurde und wer dafür verantwortlich ist, bleibt ein Rätsel. Die Behörden haben deshalb beschlossen, die Mordermittlungen fortzusetzen, falls weitere Hinweise auftauchen.

Vom Fall tief beeindruckt zeigte sich Lee Bingham Redgrave. Der forensische Ahnenforscher des DNA Doe Projects sagte der Nachrichtenagentur AP: "Das Coolste an der Sache ist, dass das Fahndungsplakat seiner letzten Flucht genau die Kleider beschreibt, die bei den Überresten in der Höhle gefunden worden sind. Er dürfte also tatsächlich 1916 getötet worden sein."