Politik

Krankenhaus Nord: Kosten über 1 Milliarde

Komplett unfähige Planer haben das Krankenhaus Nord in Wien verpfuscht. Der Rechnungshof zeigt nun die ärgsten Fehler.

Heute Redaktion
Teilen

Verzögerungen und hohe Mehrkosten für das Krankenhaus Nord bestätigt nun auch der Rechnungshof. Das Krankenhaus wird nicht nur mehr als drei Jahre später eröffnet, es gibt auch einen massiven Kostenanstieg. Das neue Spital wird wohl bis zu 1,4 Milliarden Euro kosten und kommt damit um mindestens 300 Millionen Euro teurer als geplant. Wenn der Krankenanstaltenverbund (KAV) seine Bauherrenrolle weiter nicht wahrnehme, könnten die Kosten auch noch steigen, warnt der Rechnungshof.

Unfähige Planer

Die Probleme würden vor allem an der fehlenden Kompetenz der KAV-Planer liegen, so der Rechnungshof. Diese hätten weder das Know-how noch die Ressourcen für ein Megaprojekt wie das Krankenhaus Nord. Entscheidungen der KAV-Expertentruppe sind laut Rechnungshof gar nicht oder zu spät getroffen worden - oder waren schlicht falsch.

Gleich zu Beginn gab es eine ordentliche Verzögerung, die erste Groß-Ausschreibung scheiterte. Somit wurde alles einzeln vergeben, die zahlreichen Unternehmer wurden sich selbst überlassen, kritisiert der Rechnungshof. Ein Generalplaner fehlte.

Die Hitliste der Mängel

Hier einige der gravierendsten Mängel, die der Rechnungshof kritisiert:

• Schon 2016 hatte die Bauaufsicht insgesamt 8.163 Baumängel festgestellt, die den Pfusch bei der Projektorganisation belegen.

• Bevor die Fassade fertiggestellt war, wurde mit dem Innenausbau begonnen - um die Termine einhalten zu können. Ab August 2014 führte eindringendes Niederschlagswasser zu erheblichen Feuchte- und Schimmelschäden. Zusatzkosten: 1,23 Millionen Euro. Die Projektbeteiligten, u.a. der KAV, widmeten der provisorischen Gebäudedichtheit zu wenig Aufmerksamkeit.

• Der Prüfstatiker erkannte nicht alle Fehler des vom KAV beauftragten statisch-konstruktiven Planers. Die fehlerhaften Pläne wurden freigegeben, bereits betonierte Wände wurden teilweise wieder abgebrochen oder saniert.

• Im Zuge der Fassadenarbeiten zeigte sich: Stützen wurden mit bis zu 17 cm Abweichung von der geplanten Position errichtet. Neun Stützen mussten abgebrochen und neu errichtet werden. Kostenpunkt: 1,27 Millionen Euro.

• Schwere Mängel stellte die begleitende Kontrolle fest: mangelhafte Korrosionsschutzbeschichtungen von Rohrleitungen, überbelegte Elektro-Kabeltassen, brandschutztechnisch ungeeignete Elektrohohlraumdosen in Brandschutzwänden.

Der "Energiekreis"

Ein weiteres Zuckerl war der sogenannte "Energiekreis", der um die Baustelle gezogen wurde. Ein Salzburger Esoteriker und sein "Forschungszentrum für Bewusstsein" hatte dem Krankenhauses Nord angeboten, die Gebäude "energetisch zu reinigen" bzw. einen "Schutzkreis" um das Spital zu legen. Die "Arbeiten" wurden dann zwischen November 2017 und Jänner 2018 durchgeführt. Einmal wurden 60.000 Euro, ein weiteres Mal 35.000 Euro verrechnet.

Jetzt soll es dazu einen eigenen Untersuchungsausschuss geben, die stellvertretende KAV-Direktorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb und die Wiener Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger

(SPÖ) kostete der Skandal bereits den Job. Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker: „Erfreulich ist, dass die Politik schon während der laufenden Prüfung reagiert und Maßnahmen eingeleitet hat. Unerfreulich ist, dass es so weit gekommen ist".

Lesen Sie her mehr zum "Voodoo-Skandal" >>>

Rechtzeitige Bauunterbrechung



Das Resümee des Rechnungshofes: Eine rechtzeitige Bauunterbrechung wäre sinnvoll gewesen. Sie hätte genutzt werden können, um die Mängel in der Planung zu verbessern. Planungsdefizite und Störungen verlängerten die Bauzeit um drei Jahre. Ursprünglich hätte das Krankenhaus 2016 in Vollbetrieb gehen sollen. Durch die Verzögerungen entgingen dem KAV jährlich rund 30,96 Millionen Euro an Einsparungen und Mehreinnahmen.

(GP)

;