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Regierungs-Anhänger protestierten in Kiew

Heute Redaktion
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Nach massiven prowestlichen Protesten sind am Samstag Zehntausende Unterstützer des Russland-nahen Präsidenten Viktor Janukowitsch in Kiew auf die Straße gegangen. Der Bürgermeister, der vor zwei Wochen brutal gegen Oppositions-Anhänger vorgegangen ist, muss gehen.

Die Regierungsanhänger wurden auf dem Europa-Platz zusammengerufen. Aus Janukowitschs Hochburgen im Osten und Süden des Landes brachten Sonderzüge und Dutzende Busse die Demonstranten nach Kiew. Die Veranstalter rechneten mit 200.000 Teilnehmern bei einer Kundgebung in den Mittagsstunden. Die regierungsnahe Demonstration trennten nur rund 300 Meter vom Lager der Opposition um Vitali Klitschko. Zwischenfälle gab es zunächst nicht.

Die Ukraine dürfe kein Anhängsel Europas sein, sondern müsse dessen vollwertiger Partner werden, forderte Regierungschef Nikolai Asarow am Samstag bei der live im Staatsfernsehen übertragenen Veranstaltung. Die Ex-Sowjetrepublik ist in der Frage einer Partnerschaft mit der EU oder mit Russland tief gespalten. Asarow verteidigte die Entscheidung, ein EU-Assoziierungsabkommen vorerst nicht zu unterzeichnen. Ansonsten wäre das ohnehin finanziell schwer angeschlagene Land bankrottgegangen.

Klitschko: Janukowitsch erkennt Zeichen der Zeit nicht

Janukowitsch habe noch immer nicht verstanden, dass seine Zeit vorbei sei, schrieb Klitschko in einem Gastbeitrag in der "Bild"-Zeitung am Samstag. "Ohne einen Rücktritt der Regierung kann es keine Rückkehr zu normalen Verhältnissen geben." Die verfeindeten Lager erzielen zu wollen.

Die Opposition demonstriert seit mehr als drei Wochen auf dem Unabhängigkeitsplatz (Maidan) für eine Annäherung an die EU. Für diesen Sonntag sind neue Massenproteste mit Hunderttausenden Teilnehmern geplant.

Kiewer Bürgermeister schuldig oder nur Bauernopfer?

Zwei Wochen nach dem brutalen Polizeieinsatz gegen prowestliche Demonstranten nannte die Justiz nun die Namen der Schuldigen. Die Männer, darunter auch der von Janukowitsch eingesetzte Bürgermeister Alexander Popow, seien wegen Amtsmissbrauchs verdächtig, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Die Verantwortlichen sollten demzufolge entlassen und zunächst unter Hausarrest gestellt werden.

Russland warf unterdessen dem Westen Realitätsverlust vor. Auf ein "vollkommen normales Ereignis" wie Kiews Weigerung zum Abschluss des Assoziierungsabkommens habe es eine "schamlose" Reaktion gegeben, sagte Außenminister Sergej Lawrow dem russischen Staatsfernsehen. Die EU messe mit zweierlei Maß. Einerseits vertrete sie die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und die Unabhängigkeit souveräner Staaten.