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Reich? Was hinter "Komm in die Gruppe" steckt

Seit Monaten protzen junge Männer in Werbungen vor YouTube-Videos mit dem schnellen Reichtum. Lösung aller Sorgen soll eine WhatsApp-Gruppe sein.

Heute Redaktion
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Es hört sich so einfach an: In den Videos lassen die jungen Männer die Motoren von Luxusschlitten aufheulen, köpfen teuren Schampus und wedeln mit Luxusuhren herum. "Danke, Daniel", rufen sie in die Kamera, denn ihm hätten sie ihren Reichtum zu verdanken. Schließlich war er es, der gesagt hat, sie sollen einfach in eine WhatsApp-Gruppe kommen, und schon regnet es Geld.

So ganz schlau wird man nicht aus der Werbung, und das ist so gewollt. Was man erfährt: Dieser "Daniel" ist angeblich durch Börsengeschäfte reich geworden und gibt sein Wissen nun für jedermann verständlich in der WhatsApp-Gruppe weiter. Von 65.000 Euro in neun Monaten bis zu 200.000 Euro in sechs Monaten könne man verdienen - pro Clip steigt der Wert an.

Schneller Totalverlust droht

Da ist man natürlich verleitet, sich das genauer anzusehen. Sollte man aber nicht. Denn schickt man tatsächlich die Zauberworte "Hey Daniel" oder "Das will ich auch" an die angegebene Nummer, wird man nicht zum Börsenexperten. Vielmehr geht es um "Differenzkontrakte". Vereinfacht erklärt wird dabei auf Kursbewegungen von allem möglichen gewettet, was an der Börse gehandelt wird. Das Besondere dabei: Die Kursbewegungen sind blitzschnell und als Risiko gibt es den Totalverlust des Geldes.

In der Gruppe bekommt man schlicht den Link zu einer App zugesandt, über die gehandelt werden kann. Immer mal wieder trudeln auch "Tipps" zu Anlege-Favoriten herein, die ebenso rein spekulativ sind. Konkret ist das "Komm in die Gruppe"-Spiel nicht weiter als ein besser getarntes Glücksspiel. Experten bezeichnen die Sache sogar als Betrug, denn die Plattform würde den Eindruck erwecken, dass man mit den gebotenen Informationen relativ sicher Gewinne erzielen könne.

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Ein weiteres der Werbevideos. (Quelle: YouTube)

Mehrere Fragen

Mehrere Dinge erwähnt die Gruppe einfach nicht: zum Beispiel, dass die weitergegebenen Infos schon zuvor an die Finanzprofis gingen und die "Otto-Normal-Nutzer" teils schon veraltete Infos zu Biettipps bekommen. Oder dass Risiko-Hinweise gut versteckt und nur schwer ersichtlich in der Gruppe gepostet werden. Fraglich ist auch, ob es diesen "Daniel" als Gruppenbetreiber überhaupt gibt und ob die jungen Männer, die für die Gruppe werben, authentisch sind. Verschwiegen wird auch, dass "Daniel" das Ganze nicht aus lauter Nächstenliebe macht. Er schneidet an den geworbenen Mitgliedern und deren Finanzgeschäften mit.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) warnte in Österreich bereits mehrmals vor solchen Trading-Apps, die heimische Finanzmarktaufsicht (FMA) stufte sie als "hochspekulative, hochriskante Wettgeschäfte" ein. Als problematisch wird vor allem eingestuft, dass die Werbung für die Geschäfte auf ein junges Publikum getrimmt ist: flotte Autos, Luxus, schnelles Geld, Verbreitung über YouTube. Rechtlich ist die Causa noch ein Grauzone, es gibt kaum Urteile dazu. So gesehen sollte man einfach sagen: "Danke, Daniel, aber nein danke!" (red)