Formel 1

Rennen nach Anschlag: Wird die Formel 1 erpresst?

Ein Mega-Crash von Michael Schumacher, ein Terroranschlag neben der Strecke: Trotzdem startet die Formel 1 in Saudi-Arabien – wegen Erpressung?

Heute Redaktion
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Red-Bull-Boss Helmut Marko, Max Verstappen, Christian Horner
Red-Bull-Boss Helmut Marko, Max Verstappen, Christian Horner
IMAGO/PanoramiC

Etwas angestrengt lächelte Mick Schumacher wenige Stunden nach dem Horror-Crash in die Kamera. Gerade erst entlassen aus dem Krankenhaus von Jeddah, wollte der Formel-1-Pilot seine besorgte Fangemeinde beruhigen. "Ich wollte nur sagen, dass es mir gut geht", schrieb der 23-Jährige in den sozialen Netzwerken zu einem Selfie aus dem Hotelzimmer. Dennoch meldete sein Haas-Team den Youngster vom zweiten Saisonlauf in Saudi-Arabien am Sonntag ab. Nach Schumachers beängstigendem Unfall in der Qualifikation wollte der Rennstall kein Risiko eingehen.

Die Bilder von Schumachers schwer zerstörtem Boliden entzündeten die Debatte um die Sicherheit des ultraschnellen Stadtkurses am Roten Meer aufs Neue. Der Aufprall bei 250 km/h auf die Streckenwand, die fliegenden Reifen und Trümmerteile, die bangen Minuten danach ließen die Formel 1 geschockt innehalten. Dabei waren die Nerven nach der Raketen-Attacke in Streckennähe während des Trainings am Freitag ohnehin schon höchst angespannt.

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    Startschuss für die neue F1-Saison! Hier gibt's alle neuen Boliden erstmals auf der Strecke.
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    "Dass es Mick nach dem Unfall körperlich gut geht, zeigt erneut die Stärke und Sicherheit moderner Formel-1-Autos, für die wir unglaublich dankbar sind", teilte die Rennserie nach dem Horror-Crash mit. Die Bosse des Vollgas-Spektakels müssen sich aber erneut die Frage stellen lassen, ob der schnellste Stadtkurs der Formel 1 nicht schlicht zu gefährlich ist. Schon bei der Premiere vor vier Monaten hatte Fahrersprecher George Russell gesagt, dem Kurs mangele es an Sicherheit.

    Mit 254 km/h im Schnitt jagte die Formel 1 damals um die Strecke. Wie üblich auf Stadtkursen gibt es kaum Auslaufzonen, kaum Raum für Fehler. "Es ist brutal hier. Wahnsinn. Ich habe Puls 200 durchgängig. Das ist einfach nur unfassbar schnell. Du bist einfach nur in einem Betontunnel, und alles fliegt an einem vorbei", sagte Aston-Martin-Fahrer Nico Hülkenberg.

    Ihr Unbehagen über das Gastspiel in Saudi-Arabien hatten die Piloten bereits in der Nacht zum Samstag aus einem anderen Grund zum Ausdruck gebracht. Huthi-Rebellen, gegen die Saudi-Arabien im Jemen Krieg führt, hatten eine Öl-Anlage des Formel-1-Hauptsponsors Aramco nahe der Strecke angegriffen. Mehr als vier Stunden berieten die Piloten, ob sie überhaupt zu Qualifikation und Rennen antreten. Dann ließen sie sich von weiteren Sicherheitsgarantien der Behörden überzeugen. Oder wurde die Formel 1 von Saudi-Arabien erpresst?

    So berichtete unter anderem die BBC, dass noch weitere Faktoren eine Rolle gespielt haben sollen beim Sinneswandel der Fahrer. So war die Sorge da, dass es für den Tross gewisse Probleme bei der Ausreise aus Saudi-Arabien geben könnte, wenn das Rennen nicht ausgetragen werde. Manche sprachen von einer sanften Warnung, andere von einer vorsichtig vorgetragenen Erpressung. Gegenüber der BBC meint Ferrari-Chef Mattia Binotto: "Die Fahrer waren besorgt, wir alle waren besorgt. Wir hatten Zusicherungen von der F1 und der saudischen Regierung – Zusicherungen, dass alles sicher sein würde."

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      Max Verstappen ist Formel-1-Weltmeister 2021.
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      picturedesk.com

      Tatsache ist: 2019 wurden rund 200 Mitglieder der Wrestling-Liga WWE mehr als sechs Stunden lang am Flughafen festgehalten. Es gab zuvor Diskussionen über Geld und eine zu kurze TV-Übertragung. Damals war offiziell die Rede von "mechanischen Problemen".

      Die Formel-1-Stars  signalisierten jedenfalls weiteren Redebedarf nach dem Grand Prix. "Was in diesen 24 Stunden passiert ist, ist definitiv Grund für Diskussionen und Überlegungen, die wir mit Blick auf die Zukunft anstellen müssen", sagte Ferrari-Pilot Carlos Sainz unter dem Eindruck von all den genannten Punkten. Superstar Lewis Hamilton bekannte: "Ich bin froh, wenn ich wieder zu Hause bin."

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        Max Verstappen wagt sich mit seinem Red Bull auf eine Eisstrecke.
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        Red Bull Content Pool
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          Die wilde WM-Party von Max Verstappen
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