Österreich

Retterin Marina wärmte Mülltonnen-Baby mit Körper

Heute Redaktion
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Eine Passantin fand am Dienstag kurz nach 19 Uhr in einer Mülltonne in Klagenfurt ein neugeborenes Kind. Die Frau schlug sofort Alarm. Der Bub ist in kritischem Zustand, wird aber durchkommen. Mehr Sorgen machen sich Polizei und Ärzte um die unauffindbare Mutter. Es werden Gesundheitsschäden befürchtet.

Marina P. besuchte am Dienstag ihren Vater. Gegen Abend wollte die Klagenfurterin nach Hause zu ihren Kindern, nahm noch schnell den Müll mit raus, als sie aufbrach. Bei den Mülltonnen im Innenhof hörte die junge Mutter ein Wimmern, das mit nichts zu verwechseln ist. Sein Schreien und die schnelle Hilfe von Marina rettete dem bereits unterkühlten neugeborenen Bub das Leben. Sein Zustand ist stabil. Von der Kindsmutter fehlt jede Spur.
Kurz nach 19 Uhr stand Marina vor den Mülltonnen im Innenhof des Mehrparteienhauses in der St. Ruprechter Straße 45, in dem ihr Vater wohnt. Der "Kleinen Zeitung" verriet die Mutter zweier Kinder, dass sie aus Gewohnheit den Mist immer in die zweite Mülltonne von rechts werfe. Genau aus dieser Plastiktonne vernahm sie am Dienstag ein Wimmern und Schreien. Marina zückte erst ihr Handy und rief die Polizei, dann riss sie den Deckel der Tonne auf. 

Marina wühlte sich durch den Müll, um den Buben zu finden

"Ich habe mich voll hineingehängt und mit beiden Händen im Abfall gewühlt, bis ich eine Stofftasche mit einem kleinen Körper drinnen spürte", erinnert sich Marina an die traumatischen Momente. Der Bub, so die Ärzte, dürfte am gleichen Tag zur Welt gekommen sein. Er war weder klein noch schwächlich. Das hat ihm wahrscheinlich geholfen, die Zeit durchzuhalten, bis ihn jemand unter dem Müll fand. 

Nur noch 21 Grad: Retterin steckte Baby unter ihre Jacke

Als Marina den Buben aus der schwarzen Tasche holte, war er schon unterkühlt und nur in ein Leintuch gewickelt. Seine Retterin weiß, wie man mit Kleinkindern umgeht. Ihr Sohn ist vier, ihre Tochter gerade einmal ein Jahr alt. Die Mutter steckte den unterkühlten Buben sofort unter ihre Jacke, streichelte und wippte ihn. Bis die Rettung und die Polizei kamen, wärmte sie den wimmernden Buben mit ihrem Körper, danach wurde er ins Spital gebracht.

Dort ist sich Oberarzt Stefan Ring sicher, dass die Reaktion der 22-Jährigen dem Kind das Leben gerettet hat. Bei seiner Einlieferung hatte er nur noch 21 Grad Körpertemperatur, sein Leben hing an einem seidenen Faden. "Es [das Baby, Anm.] war in akut lebensbedrohendem Zustand. Wir haben es stabilisiert, es befindet sich in künstlichem Tiefschlaf." Spätfolgen könnten aber noch auftreten, die Hirnfunktion werde deshalb permanent überwacht.
 



"Hab am ganzen Körper gezittert"

Erst als sie das Baby den Sanitätern übergeben hatte, realisierte Marina, was gerade passiert war. "Ich bin auf die Knie gesunden und hab am ganzen Körper gezittert", erzählt die Retterin. Das Kriseninterventionsteam musste sich um die Klagenfurterin kümmern.

Ärzte besorgt um Kindsmutter: Gefahr von Blutungen

Von der Kindsmutter, die nach dem Aussehen des Buben zu schließen aus Europa stammt, fehlt bisher jede Spur. Die Ärzte machen sich Sorgen um die Frau. Sie möge sich doch bitte in ärztliche Behandlung begeben, so die Mediziner. Nach der Geburt drohen Infektionen und Blutungen. Man kann davon ausgehen, dass die Frau sich in einer psychischen Ausnahmesituation befand als sie ihr Baby weglegte. Hormone, die Schmerzen der Geburt und eventuelle Traumata während oder vor der Schwangerschaft könnten ein Mitgrund für das Verhalten der Frau sein. 

Mehrere Hinweise auf Mutter

Beim Landeskriminalamt Kärnten gingen unterdessen am Donnerstag "mehrere Hinweise" auf die Mutter ein, die erst überprüft werden müssen. Die Polizei sucht dringend nach ihr. Ob sie strafrechtlich belangt wird, steht noch nicht fest. Laut Landeskriminalamt muss abgeklärt werden, ob die Mutter zur Tatzeit zurechnungsfähig war. Es wird bereits nach möglichen Adoptiveltern gesucht. Rechtlich sieht es so aus, dass die Eltern sich auch sechs Monaten nach der Geburt für das Kind entscheiden können.