Österreich

Rinterzelt weicht Standort für MA 48 und Wien Kanal

Heute Redaktion
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Fehlender Brandschutz, mangelnde Energieeffizienz, schlecht nutzbare Gebäudeform und völlig unzureichenden Lichtverhältnisse machen eine sinnvolle Sanierung und Weiterverwendung des in die Jahre gekommenen Rinterzeltes unökonomisch und ineffizient für die Ansprüche an die moderne Abfallwirtschaft, heißt es von der Stadt Wien.

Synergien im Bereich der Betriebsgebäude, Sozialräume, Waschanlagen, Werkstätten und Labors

Die MA 48 hat daher am Standort in der Percostraße in Wien-Donaustadt einen neuen zeitgemäßen Betriebsstandort für sich und auch für Wien Kanal entwickelt, die Bauarbeiten laufen und werden bis 2022 abgeschlossen sein. "Durch die gemeinsame Nutzung der Fläche durch beide Abteilungen können zahlreiche Synergien im Bereich der Betriebsgebäude, Sozialräume, Waschanlagen, Werkstätten und Labors erzielt werden", erläutert Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) gegenüber "Heute". Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) freut sich über den neuen Betriebsstandort in der Donaustadt: "Es freut mich, ein weiteres innovatives und ökologisches Projekt in unserem Bezirk zu haben und einen modernen Arbeitsplatz für 600 Mitarbeiter bieten zu können".

Das Rinterzelt bleibt im Erscheinungsbild des Neubaus erhalten. Gewisse Elemente werden die prägnante Form des bisherigen Rinterzeltes widerspiegeln, heißt es aus dem Büro Sima. So ist beispielsweise der Eingangsbereich an der Percostraße architektonisch der markanten Zeltform nachempfunden. "Die Funktion des Gebäudes ändert und erweitert sich , die ökologische Bauweise überzeugt mit hochmoderner Wärmedämmung und nachhaltige Nutzung von erneuerbarer Energie wie Fernwärme, Photovoltaik und Solarthermie", so Sima.

Mistplatz "Rinterzelt" und Behälterlogistikzentrum bleiben

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Jährlich werden am Standort Percostraße rund 250.000 Tonnen an Abfällen behandelt bzw. umgeschlagen und zu den weiteren Behandlungs- bzw. Verwertungsanlagen weiter transportiert. Zusätzlich erfolgt hier auch die Sortierung und Überprüfung der schönen Altwaren, welche auf den Wiener Mistplätzen in der 48er-Tandlerbox abgegeben wurden. Am Standort befinden sich auch die Aufbereitungsanlage für Verbrennungsrückstände aus den Wiener Müllverbrennungsanlagen, der im Jahr 2014 modernisierte Mistplatz "Rinterzelt" und das 2016 neu errichtete Behälterlogistikzentrum. Dies soll auch in Zukunft so bleiben. Zusätzlich zu den bestehenden Funktionen, wird es hier künftig auch Unterkünfte für die Straßenreinigung, die Müllabfuhr und den Fuhrpark geben. Fahrzeuge und Geräte - auch für den Winterdienst werden ebenfalls untergebracht. Der Norden und Osten Wiens kann so ideal betreut werden. Der Standort befindet sich im Industriegebiet, verfügt über einen Bahnanschluss und ist an das höherwertige Verkehrsnetz angebunden, heißt es von der Stadt Wien.

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Neuer Betriebsstandort von Wien Kanal

Als Teil des Bauvorhabens wird hier am Standort auch die neue Betriebsaußenstelle Ost von Wien Kanal errichtet. Der Standort passt auf Grund seiner Lage und Verkehrsanbindung ideal in das Standortkonzept von Wienkanal. Darüber hinaus ergeben sich durch die gemeinsame Nutzung der Räumlichkeiten und Anlagen eine Reihe von Synergien zwischen MA 48 und Wienkanal.



Insgesamt werden vier Betriebseinheiten von Wien Kanal mit ca. 170 Mitarbeiter angesiedelt, die bisher auf verschiedene Standorte in Wien verteilt waren. Dadurch ergibt sich auch für Wien Kanal die Möglichkeit zur Standortkonzentration.



Moderner Arbeitsplatz für rund 600 Mitarbeiter


In Zukunft werden am Standort mehr als 400 MitarbeiterInnen der MA 48 und ca. 170 MitarbeiterInnen von Wien Kanal stationiert sein. Heute sind es rund 130. Durch die Bündelung von Funktionen und Optimierung betrieblicher Abläufe im Industriegebiet können im Gegenzug andere Standorte im dicht verbauten Gebiet einer höherwertigeren Nutzung zugeführt werden. Es handelt sich hierbei um einige Unterkünfte, die Garage Brigittenau der MA 48 und Außenstellen von Wien Kanal im 21. und 22. Bezirk.



Ökologische Bauweise und nachhaltige Nutzung

Die neuen Gebäude werden über einen zeitgemäßen Wärmeschutz und Brandschutz verfügen. Durch hochmoderne Wärmedämmung und nachhaltige Nutzung von erneuerbarer Energie (Fernwärme, Photovoltaik, Solarthermie) kann der Standort künftig wirtschaftlich effizient und ökologisch genutzt werden.

Ökologische Bauweise im Detail:



- Wärmeschutz: Die Gebäudehülle verfügt über einen Vollwärmeschutz im Verbundsystem

- Warmwasser und Heizung: Der neue Standort wird mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt, zusätzlich wird eine solarthermische Anlage mit einer Leistung von ca. 100 kW (Größe ca. 100 m2) errichtet. Diese Anlage ist eine ideale Ergänzung zur Fernwärme, zur Abdeckung von hohem zeitgleichem Warmwasserbedarf in den Sanitäranlagen.

- Klimatisierung: Im Sommer werden die Büroräume unter anderem über eine sogenannte Bauteilaktivierung temperiert. Dabei wird gekühltes Wasser in Rohrleitungen durch die Raumdecken geführt. Die benötigte elektrische Energie für die Wasserkühlung wird über die neu errichtete Photovoltaikanlage gedeckt.

- Lüftung: Eine Lüftungsanlage nach neuestem Stand der Technik verhindert Druckverluste und ermöglicht die Rückführung von Wärme und Feuchtigkeit, um energieeffizient ein angenehmes Raumklima zu erhalten

- Beleuchtung: Selbstverständlich sind im gesamten Gebäudekomplex energiesparende LED-Leuchten vorgesehen, die teilweise über das Tageslicht gesteuert werden, wodurch weitere Energieeinsparungen erwartet werden.

- Photovoltaikanlage: Am Dach des Werkstätten- bzw. Garagentraktes werden auf einer Fläche von rund 1.600 m² hocheffiziente Photovoltaik-Module mit einer Nennleistung von 250 kWp für die Erzeugung von Strom errichtet. Diese Anlage ergänzt die bereits seit 2014 bestehende Photovoltaikanlage mit einer Modulfläche von 800 m² entlang des Rautenwegs am Standort.



Verwertung des Rinterzelt

Auch bei den Bau- und Abbrucharbeiten des Rinterzeltes wird der Umweltschutz groß geschrieben. Die anfallenden Materialien werden auf der Baustelle getrennt und anschließend entweder aufbereitet und wieder verwendet (z.B. Betongranulat), in der Industrie verwertet (z.B. Stahl, Aluminium, Holz) oder einer umweltgerechten Entsorgung zugeführt. Die Abbauarbeiten der ehemaligen Kunststoffsortieranlage im Rinterzelt sind bereits erfolgt. Die Sortieranlage wird von einem Betreiber in Mexiko weiter verwendet.



Der Zeitplan

Mit April 2018 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Im ersten Schritt wird bei laufendem Betrieb bis Sommer 2019 das neue Betriebsgebäude (inkl. Unterkünfte, Labore, Büroräumlichkeiten) sowie der neue Flachbunker zum Altstoff-Umschlag errichtet und in Betrieb genommen. Daran anschließend erfolgt bis Frühjahr 2020 der Abbruch des in die Jahre gekommen Rinterzeltes. Durch einen Abriss des alten, sanierungsbedürftigen Rinterzeltes und einen zweckmäßigen Neubau kann können die Flächen in Zukunft bestmöglich genutzt werden. Bis Ende 2021 werden danach das Gebäude für Altwarenaufbereitung und –umschlag, die benötigten Werkstätten, Garagen und Flugdächer errichtet, sowie die Nebeneinrichtungen und Freiflächen fertiggestellt. Im Frühjahr 2022 sind alle Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen. (Red)