Österreich

Robert Kratky: "Keiner findet früh aufstehen cool"

Der populärste Radiomoderator Österreichs setzt sich jetzt für Lehrlinge ein. Im Interview spricht er über Respekt, Verzicht und das Älterwerden.

Heute Redaktion
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Von Montag bis Freitag steht Robert Kratky um 3.30 Uhr in der Früh auf, um Österreich ab 5 Uhr im Radio aufzuwecken. Für eine neue Kampagne der Wirtschaftskammer – mehr dazu hier – will er nun die Reputation von Lehrlingen aufpolieren. Das sei ihm als "Privatperson", wie er sagt, ein großes Anliegen. Nach der Kampagnenpräsentation im Wiener Filmcasino am Mittwoch sprach er mit "Heute" über seine persönliche Beziehung zur Lehre und wie er es mit dem Aufstehen hält.

"Heute": Herr Kratky, Sie setzen sich jetzt für die Lehrlinge Österreichs und deren Ansehen ein. Haben Sie selbst eine Lehre absolviert?

Robert Kratky: Ich habe nur so etwas ähnliches wie eine Lehre gemacht. Leider war Radiomachen damals kein Lehrberuf. Ich hatte das Glück, dass sich immer wieder Meisterinnen und Meister meiner angenommen haben und mir beigebracht haben, was man können muss. Mit meiner Mutter und meinen Geschwistern, die beide studiert haben, gab es ähnlicher Diskussionen, welchen Weg ich gehe, wie es auch viele Lehrlinge erleben.

Warum ist das Thema wichtig für Sie?

So sehr wir uns auf der einen Seite mit großartigen Bewegungen wie Fridays for Future um die Umwelt kümmern, müssen wir gleichzeitig den gegenseitigen Respekt retten. Obwohl es sich teilweise gebessert hat, orte ich einen gewissen Respektabstand zwischen Leuten mit Matura oder Studium und einer schlechteren Bewertung des Themas Lehre in der öffentlichen Wahrnehmung.

Ich möchte mithelfen, ganz massiv für Respekt und gegenseitige Anerkennung einzutreten. Das ist dringend nötig, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Und "meistern" hat definitiv etwas mit der Lehre zu tun.

Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Kogler sind am Mittwoch früh aufgestanden und haben eine Bäckerei besucht. Wäre der Job etwas für Sie gewesen?

Kanzler oder Vizekanzler? Bundespräsident wäre mir lieber. Ich stehe gerne parteineutral da.

Gemeint war der Bäcker, ist ja auch ein Lehrberuf.

Bäcker hat mich nie so gepackt und das frühe Aufstehen ist auch nicht, was meinen Beruf so interessant macht. Keine Bäckerin, keine Radiomoderatorin sagt, dass sie den Job machen will, weil sie so früh aufstehen will. Ich glaube, kein einziger findet das cool.

Cool ist aber, was daraus entsteht. Ein Bäcker will gutes Brot backen, ich eine schöne Radiosendung gestalten, die den Menschen hilft, besser aufzustehen. Dazu sind in fast jedem Beruf immer wieder Dinge notwendig, die einem nicht so taugen.

Wie schafft man es eigentlich, so lange so früh aufzustehen wie Sie?

Ich habe es am Anfang nicht geglaubt, aber wenn du unter 30 bist, kannst du Dinge tun, die du später nicht mehr kannst. Ich bin jetzt 46 und muss gestehen, dass ich heute härter daran arbeiten muss als früher um das zu schaffen, was ich mir vornehme jeden Tag. Das gelingt mir persönlich, weil ich sehr strikt mit meinem Tagesablauf bin.

Normalerweise liege ich zu Mittag im Bett und schlafe zweieinhalb Stunden, um Mitternacht gehe ich wieder ins Bett und schlafe noch einmal drei Stunden. Abends gehe ich nicht mit Freunden fort, trinke unter der Woche keinen Tropfen Alkohol. Es gibt Tausend Dinge in meiner täglichen Routine, die eigentlich zum Job gehören, obwohl sie im Privatleben stattfinden.

Zum Beispiel?

Ich verzichte auf sehr viele Dinge, bekomme auf der anderen Seite sehr viel von meinem Beruf. Gerade in der Lehre und auch in akademischen Berufen ist es ähnlich. Wenn du etwas schaffen willst, egal ob als Bäcker, Radiosprecher oder Arzt, musst du viel investieren. Wenn du am Ende glücklich mit dem bist, was du machen darfst, dann hast du es richtig gemacht.