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Sprechende Vagina – So versaut war das Mittelalter

Heute Redaktion
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Ein Textfragment aus der Klosterbibliothek des Stift Melk enthält ein "Sex-Gedicht" aus der Zeit um 1300. Es ist damit rund 200 Jahre älter als bisherige bekannte Funde dieser Art.
Ein Textfragment aus der Klosterbibliothek des Stift Melk enthält ein "Sex-Gedicht" aus der Zeit um 1300. Es ist damit rund 200 Jahre älter als bisherige bekannte Funde dieser Art.
Bild: Screenshot ÖAW/Stift Melk

In der Stiftsbibliothek Melk wurde jetzt die älteste Version eines Sex-Gedichts aus dem Mittelalter entdeckt. Auch heute noch bringt der "Rosendorn" seine Leser zum Erröten.

Eine "junkfrouwe" (Jungfrau) gerät mit ihrer sprechenden "fud" (Vulva) in Streit, ob sie von den Männern ihrer Schönheit oder ihrer Sexualität wegen geliebt wird – das ist der Inhalt des "Rosendorn" genannten Gedichts. Was wie die Handlung eines modernen B-Movies klingt, stammt aber nicht aus der Feder eines Hollywood-Schreiberlings, sondern wurde offenbar bereits vor rund 700 Jahren verfasst. Und bringt auch heute noch Leser zum Erröten.

In der Stiftsbibliothek Melk haben Experten jetzt die bisher älteste Niederschrift des Erotikgedichts entdeckt. Ein spektakulärer Fund, denn diese wurde bereits um das Jahr 1300 angefertigt – und somit mehr als einhundert Jahre vor den bisher bekannten Abschriften, wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Aussendung erklärt.

Der Melker "Rosendorn" wurde auf einem schmalen, auf den ersten Blick unscheinbaren Streifen Pergament entdeckt. Erkennbar sind nur wenige Buchstaben pro Zeile, die in mühsamer Geduldsarbeit zugeordnet und nur durch zwei deutlich jüngere Abschriften identifiziert werden konnten.

"Unheimlich klug"

Das Fragment stammt aus einem vormals vermutlich vollständigen Blatt, das zerschnitten wurde und als Falzstreifen für den Einband eines lateinischen Werks diente. Dies war die gängige Methode, um wertvolles Material wiederzuverwerten.

Ob es auch inhaltliche Gründe gab, dass der "Rosendorn" zerschnitten wurde, darüber könne man heute "wirklich nur sehr mutmaßen", sagt Christine Glaßner vom Institut für Mittelalterforschung der ÖAW.

Glaßner ist bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu Handschriften des Mittelalters im Stift Melk in Niederösterreich auf den Fund gestoßen und findet die Geschichte, die der Text erzählt, "unheimlich klug".

Denn nach ihrer Auseinandersetzung gehen die Jungfrau und ihre streitbare Vulva getrennte Wege, worunter beide zu leiden haben. Erst dadurch kommt es am Schluss zur Wiedervereinigung.

"Es wird vorgeführt, dass man die Person sozusagen nicht von ihrem Geschlecht trennen kann", so die Expertin für mittelalterliche Handschriften abschließend. Das Textbruchstück wird nun im Rahmen des an der Philipps-Universität ­Marburg angesiedelten "Handschriftencensus" der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz weiter untersucht und beschrieben.

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