Politik

Rudolf Hundstorfer im Duell mit den anderen Kandidaten

Heute Redaktion
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Rudolf Hundstorfer, SPÖ-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl, trat im Rahmen der ORF-Sendung "Die 2 im Gespräch" am Donnerstag gegen die anderen Kandidaten Irmgard Griss, Norbert Hofer, Alexander Van der Bellen und Andreas Khol an. Voten Sie hier, wie er sich geschlagen hat!

Rudolf Hundstorfer, SPÖ-Kandidat bei der , trat im Rahmen der ORF-Sendung "Die 2 im Gespräch" am Donnerstag gegen die anderen Kandidaten Irmgard Griss, Norbert Hofer, Alexander Van der Bellen und Andreas Khol an. Voten Sie hier, wie er sich geschlagen hat! 

Rudolf Hundstorfer vs. Irmgard Griss:

"Sie sei eine Gefahr für die Demokratie", soll Hundstorfer über Griss in einem Interview gesagt haben. "Politik heißt gestalten, ich komme aus dem Bereich. Ich musste Verantwortung tragen", weist Hundstorfer auf die nicht-politische Vergangenheit von Griss hin. 

"Politik ist der Wille zu gestalten. Ein Politiker muss dazu fähig sein. Als Richterin musste ich immer gestalten, das habe ich 30 Jahre lang gemacht", kontert Griss, Wieder weist Körpersprachen-Experte Samy Molcho auf die offene Haltung von Griss hin. "Sie ist in Bewegung", so der Experte.

Griss wollte nie zu einer Partei, "ich wollte durch meine Leistung was erreichen. Sie sagen man muss sich deklarieren", so Griss zu Hundstorfer, "das finde ich nicht. Ich habe alles in meinem Leben ohne Parteibuch geschafft." "Hundstorfer wirkt trotz der Angriffe locker", so Molcho.

Der fehlende Parteiapparat im Hintergrund und die damit verbundene Finanzierung von Privatpersonen sei kein Problem, sagt Griss: "Wir legen alle Spender offen. Wir sind nicht am Weg wie in Amerika, wo man sich die Demokratie kaufen kann." "Bissl am Weg nach Amerika sind wir schon", merkt wiederum Hundstorfer an. "Aber auch wir legen alles offen."

Auf die Frage nach ihrem Geschichtsverständnis und ihrer Religion zieht sich Griss körperlich etwas zurück, findet Molcho. "Glaube ist Privatsache, den trag ich nicht vor mir her." "Ich bin ungetauft", sagt Hundstorfer. Bei dem Bild des Präsidenten in der Klasse, sind beide unentschlossen. "Muss nicht sein, aber wenn ich lächle, schau ich sehr fesch aus."

Gemeinsamkeiten sind bei den Kandidaten im Rahmen der Debatte um Kopftücher im öffentlichen Bereich zu beobachten: "Das ist kein Problem. Es gibt auch Frauen im Ministerium, die Kopftuch tragen"

Und was meint Molcho? "Hundstorfer lieferte sachliche Argumente und wirkte sehr locker. Griss wirkte in diesem Duell eher angespannt." 

Die Analyse von Körpersprache-Experte Samy Molcho im Video:

Rudolf Hundstorfer vs. Norbert Hofer:

Das Amtsverständnis stand zu Beginn im Mittelpunkt: "Ich hätte wegen der betriebenen Politik die Regierung entlassen. Die Verfassung sieht vor, dass das der Präsident machen kann", sagt Hofer. "Ich sehe mich als Schutzherr für Österreich, man muss das Volk schützen. Nach der Entlassung würde der Nationalrat andere Regierungsmitglieder benennen, oder es kommt zu Neuwahlen."

Hundstorfer will davon nichts wissen: "Das ist eine Chaostheorie. Was letztes Jahr (Flüchtlingsthema, Anm.) passiert ist, ist eine nicht alltägliche Situation. Aber ich danke Ihnen, dass Sie zugeben, die Gesellschaft spalten zu wollen." "Hundstorfer wirkt erfahren", sagt Molcho. 

"Sie sind verzweifelt. Wenn Sie reden bekomme ich Wählerstimmen", gibt sich Hofer angriffslustig. Die beiden Kandidaten wirken während der gesamten Diskussion. "Meine Herren, bitte...", muss Tarek Leitner immer wieder einschreiten.

"Jeder, der politisch denkt, wird sagen, wir hatten noch nie einen so schwachen Kanzler, eine so schwache Regierung", plädiert Hofer wieder für einen stärkeren Präsidenten. "Man muss Österreich vor weiteren Folgen schützen." Hundstorfer kalmiert: Man hätte "komplexe Herausforderungen", man müsse sich der momentanen Situation anpassen. 

Die Sicherheit sei wichtig: "Die Exekutive muss gut ausgestattet sein. Das Bundesheer ist finanziell ausgehungert. Wir brauchen hier ein Prozent des BIP", sagt Hofer. Das will Hundstorfer so nicht stehenlassen: "Ich vertraue unser Exekutive und unserem Heer." Dann will Hundstorfer über die Waffe von Hofer reden: "Haben Sie im Parlament schon ihre Waffe mitgebracht? So einen Präsidenten will ich nicht haben."

Hofer wirkt eingeschnappt: "Sie sind verzweifelt", so der FPÖ-Kandidat erneut. "Ich kann doch im Parlament keine Waffe tragen, das ist undenkbar." Zeichen um sich im Rahmen der Flüchtlingskrise zu schützen, sei das keines. "Ich will einfach nur ehrlich sein", sagt Hofer. 

Eine Präsidentenvilla will weder Hundstorfer noch Hofer. "Das brauch' ich nicht", sagen beide. Wohl die einzige Gemeinsamkeit in dem Gespräch. 

Samy Molcho: "Hundstorfer agierte wie ein erfahrener Hase, behielt Ruhe und zog keine Show ab. Hofer war sehr verunsichert, er ließ seinen Stift nicht locker und fühlte sich nicht wohl."

Die Analyse von Körpersprache-Experte Samy Molcho im Video:

Rudolf Hundstorfer vs. Alexander Van der Bellen:

Die Fairness steht zu Beginn im Mittelpunkt. "Die SPÖ Hat ein Papierchen zusammengestellt, Sie waren wohl nervös", adressiert van der Bellen Hundstorfer. "Van der Bellen fühlt sich bei dem Thema nicht wohl", so Molcho.

Der Ex-Chef der Grünen missachte den Wählerwillen, gibt Hundstorfer zu bedenken und weist darauf hin, dass van der Bellen trotz einem Wahlerfolg im Wiener Landtag im Jahr 2010 im Nationalrat geblieben ist. "Sie sind gut gebrieft", sagt van der Bellen. 

"Die EU stellt sich als beschluss- und handlungsunfähig heraus", sagt van der Bellen. "Da müssen sicher Reformationen her. Wenn niemand jemals eine neue Idee vorschlägt kommt es auch nicht dazu". Die EU werde mit schweren Krisen wie der Finanz- oder Flüchtlingskrise nicht fertig.

"Das Gemeinsame muss im Vordergrund stehen, nur in einigen Staaten haben wir nationalistische Tendenzen und die Solidarität ist nicht gegeben", sagt Hundstorfer. "Er versucht der Konfrontation aus dem Weg zu gehen", sagt Molcho. Es sei notwendig anzupacken, Europa sei auf dem Scheideweg, führt der SPÖ-Kandidat weiter aus. "In der humanitären Fragen haben wir enorme Probleme."

Van der Bellen vermisse den Weitblick der früheren SPÖ unter Kreisky oder Androsch. "Wo ist diese SPÖ hin? Das war so eine visionäre Politik, davon ist nichts mehr zu sehen. Sie stimmen ohnehin immer mit der ÖVP überein."

Auf eine Grenze in der Flüchtlingsfrage will er sich nicht festlegen: "Wir haben zahlreiche Organisationen, die sich um die Beherbergung kümmern. Wenn die alle sagen 'jetzt geht's bald nicht mehr', dann haben wir die Grenze erreicht.", sagt van der Bellen und kritisiert einmal mehr die Obergrenze und die von der Bundesregierung erlassene Notstandsermächtigung. "Das ist eine vorbereitende Maßnahme", kontert Hundstorfer. 

Am Ende waren Sie sich beide einig: Kreisky sei der einflussreichste Politiker der Zweiten Politik gewesen.

Molcho: "Hundstorfer war sehr sachlich. Er ist kein Visionär. Van der Bellen ist emotionaler, er zeigt mehr emotionales und moralisches Engagement."

Die Analyse von Körpersprache-Experte Samy Molcho im Video:

Rudolf Hundstorfer vs. Andreas Khol:

Die beiden Regierungsparteien sind in Not: Erstmals könnte es kein Vertreter der Großparteien in die Stichwahl schaffen. "Das liegt daran, dass man keiner Umfrage stellen kann, die man nicht selber bestellt hat", relativiert Khol. Auch Hundstorfer akzeptiert das so nicht: "Abgerechnet wird am 24. April."

Bei den letzten Wahlen haben SPÖ und ÖVP durchwegs Verluste eingefahren: "In so einer komplexen Situation ist es klar, dass eine gewisse Unzufriedenheit da ist", sagt Hundstorfer. Er attackiert Khol: "Ein Koalitionspartner steht für massive soziale Einschnitte wie bei der Mindestsicherung." Der kontert: "Für mich sind die Bundespräsidentschaftswahlen Persönlichkeitswahlen. Viele den von mir erarbeiteten Vorschläge wurde von Hundstorfer nicht umgesetzt."

Besonders bei der Steuerreform sei bei den ärmeren Pensionisten "schändlich" gehandelt werden, sagte Khol. "Wir sind uns ja einig, wer den Finanzminister stellt (ÖVP, Anm.) und dafür verantwortlich ist", gibt Hundstorfer schnippisch zu bedenken. "Da reagiert er sehr sachlich", sagt Molcho. 

Auf der Frage nach dem Geschichtsverständnis, zitiert Khol Franz Vranitzky. "Da kramt er seine Zettel hervor. Wie zwei Beamten, die diskutieren, wer was gesagt hat." Auf den Angriff von Khol, Hundstorfer würde zittern wie Espenlaub sagt letzterer: "Ich bin gerade wie ein Kastanienbaum."

Die beiden Vertreter der Großparteien fühlen sich nicht an die Richtlinien der Parteien gebunden. "Ich habe alle meine Verantwortlichkeiten in der ÖVP niedergelegt", sagt Khol. Auch Hundstorfer will "überparteilich" agieren, "so wie Heinz Fischer", wie er betont.  

Das Resumee von Körpersprachen-Experte Prof. Molcho?: "In diesem Duell merkte man, dass sich zwei Vertreter der Regierungsparteien gegenüber saßen. Sie diskutierten wie Beamte, teilweise wurde es sogar persönlich."

Die Analyse von Körpersprache-Experte Samy Molcho im Video: