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Kinder wussten nicht, dass es andere Menschen gibt

Heute Redaktion
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Nach dem Fund einer 7-köpfigen Familie auf einem abgelegenen Bauernhof in den Niederlanden werden immer mehr Details bekannt. Viele Fragen sind aber noch offen.

Die niederländische Polizei hat einen 58-Jährigen und sechs Kinder im Keller auf einer abgelegenen Farm im niederländischen Ruinerwold gefunden. Die siebenköpfige Familie soll dort seit neun Jahren völlig isoliert in einem Keller gelebt haben. Hinter einem Schrank im Wohnzimmer fand die Polizei eine Treppe zum Keller.

Alle Kinder sind laut Behörden volljährig, die Familie hatte aber keinerlei Kontakt zur Außenwelt. Sie sollen auf das "Ende der Zeit" gewartet haben - "Heute.at" berichtete. Über die genauen Lebensumstände und den Gesundheitszustand der Personen wollte die Polizei vorerst keine Angaben machen.

Mutter auf Bauernhof begraben?

Einige Kinder hatten aber offenbar keine Ahnung, dass es auf der Welt auch andere Menschen gibt. Wo sich die Mutter befindet, ist Gegenstand der Ermittlungen. Die Beamten gehen aber davon aus, dass sie auf dem Gelände der Farm begraben ist.

Ersten Informationen zufolge, dürfte sich die Familie vom Gemüse aus dem eigenen Garten und der Milch der Ziege ernährt haben. Zudem befanden sich auf dem Bauernhof noch ein Hund sowie ein paar Gänse.

Der 58-jährige Eigentümer des Bauernhofes wurde von der Polizei festgenommen. Bei dem Mieter soll es sich um einen Mann aus Österreich handeln. Die Anwohner der Gemeinde nannten ihn "Josef, der Österreicher".

Fenster und Türen vernagelt

Der abgelegene Bauernhof soll mehrere Jahre leer gestanden sein, bis der Besitzer sie sanierte. Das Grundstück ist nicht leicht zu erreichen und von großen Bäumen umgeben. Nach Angaben eines Zeugen sollen die Türen und Fenster vernagelt gewesen sein.

Die Ermittler sollen nun unter anderem der Frage nachgehen, ob es sich bei dem 58-jährigen Österreicher um den Vater der Kinder handelt.

Dass die Familie überhaupt entdeckt wurde, war purer Zufall. Einem der Kinder war die Flucht aus dem Keller gelungen. Der 25-Jährige lief in eine Bar in der Ortschaft Drenthe und erzählte dem Wirt, dass er neun Jahre lang nicht draußen gewesen sei.

"Noch nie zur Schule gegangen"

"Er hatte langes Haar, einen schmutzigen Bart, trug alte Kleider und sah verwirrt aus. Er sagte, er sei noch nie zur Schule gegangen und neun Jahre lang nicht beim Friseur gewesen", sagte der Besitzer dem örtlichen TV-Sender "RTV Drenthe". "Er sagte, dass er weggelaufen sei und Hilfe brauche."

Als die alarmierte Polizei schließlich den Bauernhof stürmte, entdeckte sie im Keller den 58-Jährigen sowie die restlichen fünf Kinder.