Russische Kompanien in der Region Cherson sind offenbar extrem schwach besetzt und hätten im September nur noch aus sechs bis acht statt der üblichen 100 Mann bestanden: Dies berichten britische Geheimdienste unter Berufung auf Angaben russischer Offiziere in ihrem täglichen Bulletin zur Lageeinschätzung in der Ukraine.
Russland habe einige Truppen entlang des Flusses Dnipro offenbar mit jüngst mobilisierten Reservisten aufgestockt.
In den vergangenen sechs Wochen hätten die russischen Bodentruppen in den meisten Frontabschnitten eine "langfristig ausgerichtete, defensive Stellung" eingenommen.
"Dies liegt wahrscheinlich an einer realistischeren Einschätzung, dass die stark unterbesetzte, schlecht ausgebildete Truppe in der Ukraine derzeit nur zu defensiven Operationen fähig ist", so das britische Verteidigungsministerium auf Twitter.
Allerdings, selbst wenn es den Russen gelingen sollte, sich auf Dauer hinter ihren Verteidigungslinien zu verschanzen, bliebe die gesamte Operation weiter angreifbar.
"Um die Initiative zurückzuerlangen, muss Russland eine viel höhere Qualität an mobilen Truppen aufstellen, die in der Lage sind, ukrainische Durchbrüche dynamisch entgegenzutreten und gleichzeitig die eigene großflächige Offensive voranzutreiben", so die Militärexperten abschließend.
Die Stadt Cherson am rechten Dnipro-Ufer ist für beide Seiten von höchster strategischer Bedeutung. Für die Russen ist sie ein Brückenkopf über die natürliche Barriere des wichtigsten Flusses des Landes. Für die Ukrainer ist sie eine blutende Schwachstelle in der wichtigsten Verteidigungslinie.
Gelingt es ihnen nicht, Cherson wieder zu befreien, steht den Russen Tür und Tor für neue Offensiven entlang der Schwarzmeer-Küste offen. Gleichzeitig kontrolliert Putin die Mündung des Dnipro, der auch eine wichtige Lebensader für den Handel ist.